Autark oder allein?
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Wenn überall Plexiglasscheiben eingezogen werden, die Einöde zum Reiseziel erklärt wird und die Menschen sich zuhause so einrichten, dass sie von dort aus alles erledigen können, dann stellt sich die Frage: Werden wir autarker oder einsamer? Ein Thema, vier Facetten.
Es ist ein schmaler Grad dieser Tage zwischen dem autark sein und dem sich allein fühlen. Die Plexiglasscheiben, die gerade überall zwischen Menschen eingezogen werden, symbolisieren das wie kein anderes Ding. Transparent aber doch undurchlässig, suggerieren sie Gemeinschaft, wo sie gerade nicht stattfinden soll. Um sich mit dem vielen Plastik besser zu fühlen, plädiert Markus Bader, Architekt vom Raumlabor Berlin, für mehr Gestaltung in Farbe und Form. Plexiglasboxen für den Strand hingegen, hält er eher für einen Witz.
Trend Do-it-yourself-Attitüde
Witzig sind auch so manche Kreationen, die derzeit aus dem Homeoffice vorgeführt werden. Wilde Frisuren, wuchernde Bärte und Kleider aus Kopfkissen. Die Do-it-Yourself-Attitüde bleibe uns höchstwahrscheinlich auch in Corona-freien Zeiten erhalten, prognostiziert die Trendforscherin Li Edelkoort.
Dass Autarkie aber nicht unbedingt mit völliger Unabhängigkeit von anderen Menschen zu verwechseln ist, zeigt die Geschichte von Roland Walter. Walter ist Spastiker, im Rollstuhl unterwegs, und er wird von Assistenten unterstützt: Damit er sich selbst verwirklichen kann. Als Künstler ist er normalerweise auf der ganzen Welt unterwegs.
Reisen in die Einsamkeit
Im Moment geht das weltweite Reisen aber nicht. Deshalb stellen sich viele Menschen gerade die Frage, wohin es gehen soll, wenn auch während der Sommerferien Reisen ins Ausland ausfallen müssen? Eine Antwort könnten Reisen in die nähere Umgebung sein. Und zwar an Orte, die möglichst einsam sind. Reisen in die Einsamkeit sind allerdings gar nicht so einfach umzusetzen – und zuweilen ist es an diesen spärlich besuchten Orten auch ganz schön staubig.