Von Roman zu Roman
Im Schatten kommerzieller Bestsellerliteratur schreibt es sich ungewiss. Dennoch: Der Schriftsteller Klaus Modick, der heute 60 Jahre alt wird, hat es geschafft. Seit drei Jahrzehnten behauptet er sich erfolgreich auf dem deutschen Buchmarkt.
"Sagen wir mal so, wenn überhaupt je irgendwo mal eine Straße nach mir benannt wird, in so einem Neubauviertel am Stadtrand oder so, dann wahrscheinlich hier in Oldenburg."
Der Schlosspark in Oldenburg. Hier gleich um die Ecke wohnt der Schriftsteller Klaus Modick – in bester Lage, in einem kleinen Haus, das etwas versetzt hinter repräsentativen Gründerzeitvillen liegt. Modick sitzt an seinem Schreibtisch, blickt in den Garten der Familie – und arbeitet.
"Meine Bücher verkaufen sich gut, aber es sind eben keine Bestseller. Und deswegen schreibe ich mich irgendwie auch von Roman zu Roman, um mich materiell reproduzieren zu können."
15 Romane in beinahe 30 Jahren sind die Bilanz. Wenn Modick heutzutage mit dem Schreiben angefangen hätte, wäre es wohl schwierig, von den Einkünften zu leben.
"Es sind unverhältnismäßig viel mehr Autoren und Autorinnen unterwegs als vor 30 Jahren, was dazu führt, dass, wenn man so will, der Kuchen nicht größer wird, aber die Teile, die der Einzelne davon abkriegt, die Stücke, die werden immer kleiner."
Seine Existenznöte als freischaffender Schriftsteller hat er in Literaturbetriebssatiren wie "Bestseller" oder "Weg war weg" verarbeitet. Wenn auch die humorvolle Leichtigkeit trügt.
"Diese Trilogie der Unverkäuflichkeit, das war Anfang der 90er-Jahre, da war ich drauf und dran, mich… Ich hab ja auch ein Lehramtsexamen, wenn ich also noch ein Referendariat gemacht hätte, hätte ich auch in den Schuldienst gehen können – da war ich drauf und dran mich zu bewerben für den Schuldienst, weil ich da praktisch pleite war."
Doch Modick schrieb einfach weiter – erfolgreich hinweg über Krisen und Schreibblockaden.
"Ich bin ein Autor, der ausschließlich von seinem Schreiben lebt, also jetzt nicht nur vom Schreiben meiner Romane, sondern auch der Übersetzungen, und dann mache ich ja auch relativ viele Lesungen und was da so alles zusammenkommt. Das ist eine gesunde Mischkalkulation, aber diese Mischkalkulation funktioniert nur, weil im Kern mein eigenes Werk steht. Und damit gehöre ich zu einer Minderheit der deutschen Schriftsteller, die das überhaupt können."
Modick hat lange in Hamburg gelebt. Vor zehn Jahren kehrte er dann mit seiner Frau, einer US-Amerikanerin, und seinen beiden inzwischen erwachsenen Töchtern in seine Geburtsstadt zurück.
"In Oldenburg bin ich weltberühmt. Das liegt daran: erstens ist das ja nun keine Weltmetropole, sondern nur eine mittlere Großstadt von 160.000 Einwohnern. Das würde aber, glaube ich, noch nicht ausreichen, sondern aus Oldenburg sind merkwürdigerweise noch nie … Oldenburg hat merkwürdigerweise vor mir noch nie irgendwelche Schriftsteller hervorgebracht, die überregional bekannt geworden wären."
So sehr es ihm schmeichelt, Oldenburgs "Goethe" zu sein: als Heimatdichter will er auf keinen Fall gelten. Schließlich findet Modick seine Inspiration oftmals auf Reisen – etwa in der Villa Aurora, dem kalifornischen Exil des Erfolgsautors Lion Feuchtwanger. Vor 30 Jahren hatte Modick über Feuchtwanger promoviert. Nun wurde sein akademisches Wissen sinnlich.
"Das ist mir sehr nah gegangen, und das war fast so, als wenn da der genius loci in Form des alten Feuchtwangers durchs Haus strich und mir auf die Schultern geklopft hätte und gesagt hätte, 'Klaus, du weißt ja Bescheid, du bist ja eigentlich einer, der die Sache noch mal anpacken könnte, aber jetzt eben anders', und so hat sich das dann entwickelt."
Heraus kam sein letzter Roman "Sunset" über den alternden Feuchtwanger und dessen Freundschaft mit Bertolt Brecht.
Mit seiner Mischung aus humorvollen und ernsten Stoffen ist Klaus Modick aus dem deutschen Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Und dennoch holt ihn die Angst, sein Publikum zu verlieren, manchmal ein. Der bekennende Leonard-Cohen-Fan will nicht zum "last year’s man" werden.
"Altern ist für einen Schriftsteller eine Sache, da kommt der genauso wenig drum herum wie jeder Andere, aber was ganz schlimm ist für Schriftsteller, ist Veralten, dass das Werk veraltet und sozusagen sein Publikum verliert. Das gibt es auch. Das fände ich dann sehr bedenklich. Das – toi, toi, toi – ist mir bis jetzt noch nicht passiert. Aber das ist natürlich nicht auszuschließen, dass einem schon zu Lebzeiten das Publikum, das man hat, abhanden kommt."
Und wenn dann aber doch mal das herauskäme, was es bei Modick bisher nur als Buchtitel gibt: ein richtiger "Bestseller"? Würde er sich dann zurücklehnen?
"Wenn ich jetzt ein Buch hätte, das mir so viel einbringen würde wie, sagen wir mal, fünf andere, also den Jackpot mal knacken, ob ich dann fünf Jahre lang keinen mehr schreiben würde – ich glaube eher nicht, ich glaube, ich würde einfach immer weitermachen. Da bin ich auch so ein bisschen ein Junkie."
Der Schlosspark in Oldenburg. Hier gleich um die Ecke wohnt der Schriftsteller Klaus Modick – in bester Lage, in einem kleinen Haus, das etwas versetzt hinter repräsentativen Gründerzeitvillen liegt. Modick sitzt an seinem Schreibtisch, blickt in den Garten der Familie – und arbeitet.
"Meine Bücher verkaufen sich gut, aber es sind eben keine Bestseller. Und deswegen schreibe ich mich irgendwie auch von Roman zu Roman, um mich materiell reproduzieren zu können."
15 Romane in beinahe 30 Jahren sind die Bilanz. Wenn Modick heutzutage mit dem Schreiben angefangen hätte, wäre es wohl schwierig, von den Einkünften zu leben.
"Es sind unverhältnismäßig viel mehr Autoren und Autorinnen unterwegs als vor 30 Jahren, was dazu führt, dass, wenn man so will, der Kuchen nicht größer wird, aber die Teile, die der Einzelne davon abkriegt, die Stücke, die werden immer kleiner."
Seine Existenznöte als freischaffender Schriftsteller hat er in Literaturbetriebssatiren wie "Bestseller" oder "Weg war weg" verarbeitet. Wenn auch die humorvolle Leichtigkeit trügt.
"Diese Trilogie der Unverkäuflichkeit, das war Anfang der 90er-Jahre, da war ich drauf und dran, mich… Ich hab ja auch ein Lehramtsexamen, wenn ich also noch ein Referendariat gemacht hätte, hätte ich auch in den Schuldienst gehen können – da war ich drauf und dran mich zu bewerben für den Schuldienst, weil ich da praktisch pleite war."
Doch Modick schrieb einfach weiter – erfolgreich hinweg über Krisen und Schreibblockaden.
"Ich bin ein Autor, der ausschließlich von seinem Schreiben lebt, also jetzt nicht nur vom Schreiben meiner Romane, sondern auch der Übersetzungen, und dann mache ich ja auch relativ viele Lesungen und was da so alles zusammenkommt. Das ist eine gesunde Mischkalkulation, aber diese Mischkalkulation funktioniert nur, weil im Kern mein eigenes Werk steht. Und damit gehöre ich zu einer Minderheit der deutschen Schriftsteller, die das überhaupt können."
Modick hat lange in Hamburg gelebt. Vor zehn Jahren kehrte er dann mit seiner Frau, einer US-Amerikanerin, und seinen beiden inzwischen erwachsenen Töchtern in seine Geburtsstadt zurück.
"In Oldenburg bin ich weltberühmt. Das liegt daran: erstens ist das ja nun keine Weltmetropole, sondern nur eine mittlere Großstadt von 160.000 Einwohnern. Das würde aber, glaube ich, noch nicht ausreichen, sondern aus Oldenburg sind merkwürdigerweise noch nie … Oldenburg hat merkwürdigerweise vor mir noch nie irgendwelche Schriftsteller hervorgebracht, die überregional bekannt geworden wären."
So sehr es ihm schmeichelt, Oldenburgs "Goethe" zu sein: als Heimatdichter will er auf keinen Fall gelten. Schließlich findet Modick seine Inspiration oftmals auf Reisen – etwa in der Villa Aurora, dem kalifornischen Exil des Erfolgsautors Lion Feuchtwanger. Vor 30 Jahren hatte Modick über Feuchtwanger promoviert. Nun wurde sein akademisches Wissen sinnlich.
"Das ist mir sehr nah gegangen, und das war fast so, als wenn da der genius loci in Form des alten Feuchtwangers durchs Haus strich und mir auf die Schultern geklopft hätte und gesagt hätte, 'Klaus, du weißt ja Bescheid, du bist ja eigentlich einer, der die Sache noch mal anpacken könnte, aber jetzt eben anders', und so hat sich das dann entwickelt."
Heraus kam sein letzter Roman "Sunset" über den alternden Feuchtwanger und dessen Freundschaft mit Bertolt Brecht.
Mit seiner Mischung aus humorvollen und ernsten Stoffen ist Klaus Modick aus dem deutschen Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Und dennoch holt ihn die Angst, sein Publikum zu verlieren, manchmal ein. Der bekennende Leonard-Cohen-Fan will nicht zum "last year’s man" werden.
"Altern ist für einen Schriftsteller eine Sache, da kommt der genauso wenig drum herum wie jeder Andere, aber was ganz schlimm ist für Schriftsteller, ist Veralten, dass das Werk veraltet und sozusagen sein Publikum verliert. Das gibt es auch. Das fände ich dann sehr bedenklich. Das – toi, toi, toi – ist mir bis jetzt noch nicht passiert. Aber das ist natürlich nicht auszuschließen, dass einem schon zu Lebzeiten das Publikum, das man hat, abhanden kommt."
Und wenn dann aber doch mal das herauskäme, was es bei Modick bisher nur als Buchtitel gibt: ein richtiger "Bestseller"? Würde er sich dann zurücklehnen?
"Wenn ich jetzt ein Buch hätte, das mir so viel einbringen würde wie, sagen wir mal, fünf andere, also den Jackpot mal knacken, ob ich dann fünf Jahre lang keinen mehr schreiben würde – ich glaube eher nicht, ich glaube, ich würde einfach immer weitermachen. Da bin ich auch so ein bisschen ein Junkie."