Von Tobias Wenzel
Moritz von Uslar schreibt in der "Zeit" über ein Frühstück mit Peter Scholl-Latour in einem Berliner Hotel. In der "Frankfurter Rundschau" verteidigt Christian Bommarius den Journalisten Jakob Augstein, der vom Simon-Wiesenthal-Zentrum zu einem der schlimmsten Antisemiten erklärt wurde.
"Was soll's? Sollen sie doch ihre Atombombe bauen."
Sagt Peter Scholl-Latour über die Iraner, während er sein doppeltes Spiegelei genießt.
Moritz von Uslar hat sich für seine Kolumne in der ZEIT mit Scholl-Latour zum Frühstück in einem Berliner Hotel verabredet:
"Die pakistanische Atombombe ist viel gefährlicher als die iranische."
Na dann! Auch der deutsch-iranische Politologe Ali Fathollah-Nejad plädiert für einen lockeren Umgang mit dem Iran. Allerdings in ganz anderer Hinsicht. Er fordert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben. Denn:
"Sanktionen wirken wie ein langsam verabreichtes Gift gegen die Zivilgesellschaft."
Der Gastautor der FAZ verweist außerdem auf eine US-amerikanische Studie, der zufolge die Sanktionen am stärksten die jungen Iraner treffen - und damit gerade jene Menschen, von denen der Westen hofft, sie könnten "die Rolle des Fahnenträgers einer Demokratie" übernehmen. Sanktionen würden das Regime sogar noch stärken:
"Sanktionen füttern die Propagandamaschinerie des Regimes über den bösartigen Westen, der das iranische Volk unterjochen will."
Eben der Kopf dieses iranischen Propaganda-Regimes, Mahmud Ahmadinedschad, ist jüngst vom renommierten Simon Wiesenthal Center nach den ägyptischen Muslimbrüdern zum zweitschlimmsten Antisemiten der Welt gewählt worden.
Der Liste zufolge ist allerdings der zurzeit neuntschlimmste Antisemit auf Erden der Journalist Jakob Augstein. Darüber berichtete im deutschen Feuilleton zuerst die TAGESZEITUNG, erklärte, Augstein sei in der Tat antiisraelisch, aber überhaupt nicht antisemitisch.
Die TAZ bat außerdem den Publizisten Henryk M. Broder, dessen Eltern das Konzentrationslager überlebten, um eine Stellungnahme. Die gab er gern zu seinem Erzfeind: Augstein habe vielmehr den Platz drei der schlimmsten Antisemiten verdient.
Nach der Verteidigung Augsteins in der FAZ nun ein ähnlicher Tenor im Feuilleton der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Broder diffamiert Augstein" titelt Christian Bommarius. Denn was die TAZ nicht erwähnte: Das Wiesenthal Center beruft sich in seiner Einschätzung auf Henryk M. Broder und dessen Worte:
"Jakob Augstein ist kein Salon-Antisemit, er ist ein lupenreiner Antisemit, eine antisemitische Dreckschleuder, ein Überzeugungstäter, der nur Dank der Gnade der späten Geburt um die Gelegenheit gekommen ist, im Reichssicherheitshauptamt Karriere zu machen."
Das kommentiert der Autor des FR-Artikels so:
"Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon Wiesenthal Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist."
Bommarius bezeichnet Broder als einzigen deutschen Journalisten, "der sich unentwegt der Sprache des Nationalsozialismus" bediene, "ohne als durchgeknallter Rechtsextremist geoutet zu werden". So beschimpfe er seine Gegner als "Parasit" oder "parasitäres Pack". Wie konnte das hoch angesehene, in Los Angeles angesiedelte Simon Wiesenthal Center, benannt nach dem berühmten Nazijäger, Broder als Leumundszeugen bemühen, um den linken Journalisten Jakob Augstein in eine Reihe mit Ahmadinedschad zu stellen?
Christian Bommarius ist schockiert, ratlos und angriffslustig zugleich:
"Wer Broder Glauben schenkt, der vertraut auch einem Bankräuber sein Bargeld an und einem Kannibalen seine Ehefrau."
Wird Broder wiederum darauf in seiner Hauspostille, der WELT, reagieren?
Erstmal darf sich im dortigen Feuilleton vom Donnerstag Wieland Freund einem vergleichsweise politisch unbrisanten, aber durchaus ähnlich absurden Thema widmen: der deutschen Mehrwertsteuer. E-Books werden mit 19 Prozent besteuert, Bücher aus Papier nur mit sieben Prozent.
"Ist das gerecht?","
fragt Freund und gibt einen amüsanten Einblick in andere Kuriositäten des Umsatzsteuergesetzes:
""Maultiere etwa unterliegen dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, Esel hingegen dem vom 19. [ ... ] Hausschweine zum Beispiel: Sieben Prozent, Wildschweine aber: 19."
Sagt Peter Scholl-Latour über die Iraner, während er sein doppeltes Spiegelei genießt.
Moritz von Uslar hat sich für seine Kolumne in der ZEIT mit Scholl-Latour zum Frühstück in einem Berliner Hotel verabredet:
"Die pakistanische Atombombe ist viel gefährlicher als die iranische."
Na dann! Auch der deutsch-iranische Politologe Ali Fathollah-Nejad plädiert für einen lockeren Umgang mit dem Iran. Allerdings in ganz anderer Hinsicht. Er fordert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben. Denn:
"Sanktionen wirken wie ein langsam verabreichtes Gift gegen die Zivilgesellschaft."
Der Gastautor der FAZ verweist außerdem auf eine US-amerikanische Studie, der zufolge die Sanktionen am stärksten die jungen Iraner treffen - und damit gerade jene Menschen, von denen der Westen hofft, sie könnten "die Rolle des Fahnenträgers einer Demokratie" übernehmen. Sanktionen würden das Regime sogar noch stärken:
"Sanktionen füttern die Propagandamaschinerie des Regimes über den bösartigen Westen, der das iranische Volk unterjochen will."
Eben der Kopf dieses iranischen Propaganda-Regimes, Mahmud Ahmadinedschad, ist jüngst vom renommierten Simon Wiesenthal Center nach den ägyptischen Muslimbrüdern zum zweitschlimmsten Antisemiten der Welt gewählt worden.
Der Liste zufolge ist allerdings der zurzeit neuntschlimmste Antisemit auf Erden der Journalist Jakob Augstein. Darüber berichtete im deutschen Feuilleton zuerst die TAGESZEITUNG, erklärte, Augstein sei in der Tat antiisraelisch, aber überhaupt nicht antisemitisch.
Die TAZ bat außerdem den Publizisten Henryk M. Broder, dessen Eltern das Konzentrationslager überlebten, um eine Stellungnahme. Die gab er gern zu seinem Erzfeind: Augstein habe vielmehr den Platz drei der schlimmsten Antisemiten verdient.
Nach der Verteidigung Augsteins in der FAZ nun ein ähnlicher Tenor im Feuilleton der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Broder diffamiert Augstein" titelt Christian Bommarius. Denn was die TAZ nicht erwähnte: Das Wiesenthal Center beruft sich in seiner Einschätzung auf Henryk M. Broder und dessen Worte:
"Jakob Augstein ist kein Salon-Antisemit, er ist ein lupenreiner Antisemit, eine antisemitische Dreckschleuder, ein Überzeugungstäter, der nur Dank der Gnade der späten Geburt um die Gelegenheit gekommen ist, im Reichssicherheitshauptamt Karriere zu machen."
Das kommentiert der Autor des FR-Artikels so:
"Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft, aber es spricht gegen das Simon Wiesenthal Center, dass es den Lügen und Verleumdungen dieser trostlosen Witzfigur aufgesessen ist."
Bommarius bezeichnet Broder als einzigen deutschen Journalisten, "der sich unentwegt der Sprache des Nationalsozialismus" bediene, "ohne als durchgeknallter Rechtsextremist geoutet zu werden". So beschimpfe er seine Gegner als "Parasit" oder "parasitäres Pack". Wie konnte das hoch angesehene, in Los Angeles angesiedelte Simon Wiesenthal Center, benannt nach dem berühmten Nazijäger, Broder als Leumundszeugen bemühen, um den linken Journalisten Jakob Augstein in eine Reihe mit Ahmadinedschad zu stellen?
Christian Bommarius ist schockiert, ratlos und angriffslustig zugleich:
"Wer Broder Glauben schenkt, der vertraut auch einem Bankräuber sein Bargeld an und einem Kannibalen seine Ehefrau."
Wird Broder wiederum darauf in seiner Hauspostille, der WELT, reagieren?
Erstmal darf sich im dortigen Feuilleton vom Donnerstag Wieland Freund einem vergleichsweise politisch unbrisanten, aber durchaus ähnlich absurden Thema widmen: der deutschen Mehrwertsteuer. E-Books werden mit 19 Prozent besteuert, Bücher aus Papier nur mit sieben Prozent.
"Ist das gerecht?","
fragt Freund und gibt einen amüsanten Einblick in andere Kuriositäten des Umsatzsteuergesetzes:
""Maultiere etwa unterliegen dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, Esel hingegen dem vom 19. [ ... ] Hausschweine zum Beispiel: Sieben Prozent, Wildschweine aber: 19."