Von Tobias Wenzel
Hanns-Georg Rodek nennt in der WELT den in Cannes vorgestellten Film „Le Dernier des Injustes“ von Claude Lanzmann ein "Meisterwerk". Julia Voss schreibt in der FAZ über den Maler Georg Baselitz, den sie für angepasst hält und dem sie eine Nähe zur "Finanz- und Wirtschaftselite" attestiert.
Resteverwertung – mit diesem Wort, erzählt Hanns-Georg Rodek in der WELT, habe ein anderer Filmkritiker in Cannes den Festivalbeitrag von Claude Lanzmann böse kommentiert. Allerdings ohne den Film "Le Dernier des Injustes" gesehen zu haben, der vor allem aus einem vor 38 Jahren geführten Interview mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein besteht. Rodek wiederum hält diesen Film über einen Judenältesten im KZ Theresienstadt, der zwischen Tätern und Opfern stand, für ein
"Meisterwerk".
Der Film schaffe, was man heute eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte:
"den Holocaust so zu beleuchten, wie man ihn noch nie sah".
Gegen diesen außer Konkurrenz laufenden Beitrag verblasse das meiste aus dem Programm von Cannes. Auch der neue Spielfilm der Coen-Brüder, "Inside Llewyn Davis".
"Der Film stellt die Erwartung so gnadenlos auf den Kopf, dass er beinahe auf einen philosophischen Witz hinausläuft",
schreibt Tobias Kniebe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Was ist schlimmer, als die Zeichen der Zeit zu verpassen? Ihr fünf Minuten voraus zu sein."
"Inside Llewyn Davis" erzähle von jenen Wochen vor Bob Dylans erstem Auftritt im New Yorker Greenwich Village im Jahr 1961. Der Held oder besser Antiheld des Films sei nicht Dylan, sondern Llewyn Davis, ebenfalls Folk-Musiker, einer, der besser singe als Dylan, aber ein mittelloser Looser sei und bleibe.
"Alles, was du anpackst, verwandelt sich in Scheiße",
sage jene Frau, die von Davis aus Versehen geschwängert worden sei, so Kniebe, der sehr angetan ist von diesem Film über einen erfolglosen Außenseiter.
Alles andere als erfolglos ist der Maler Georg Baselitz. Aber er behaupte nach wie vor, ein Außenseiter zu sein, schreibt Julia Voss in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und versucht nun, eben diese Behauptung zu widerlegen. Baselitz, Mitarbeiter von Museen und Journalisten würden das Bild vom Außenseiter im Kunstbetrieb gebetsmühlenartig verbreiten:
"Baselitz […] ist der Harry Haller des Kunstbetriebs, ein Steppenwolf, wild, einsam, unbeugsam, seine Kunst gilt dementsprechend als grob, roh, kompromisslos."
Zu diesem Image braucht man einen Skandal. Zwei Bilder aus der ersten Einzelausstellung von Baselitz wurden in den 60er Jahren wegen vermeintlicher Pornographie von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Allerdings hatte ein mit dem ausstellenden Galeristen befreundeter Kunstkritiker den Artikel zur Beschlagnahmung veröffentlicht, um die Staatsanwaltschaft erst auf die Idee zu bringen. Voss zeichnet von Baselitz eher das Bild eines Menschen, der viel zu angepasst ist, als tatsächlich ein Außenseiter zu sein. So weise Baselitz eine Nähe zu Menschen aus der
"Finanz- und Wirtschaftselite"
auf, auch zum Finanztreuhänder und Kunstsammler Herbert Batliner, gegen den wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt worden sei. Das Außenseitertum von Georg Baselitz ist für Voss vor allem eins: eine hohle Geste.
"Mein Vater hat 17 Stunden am Tag geraucht und 17 Stunden am Tag getippt",
erzählt Urs Widmer im Interview mit Richard Kämmerlings von der WELT.
"Das erste Geräusch, das ich als Baby hörte, da bin ich mir ganz sicher, ist das Klappern des Vaters im Nebenzimmer."
Im Herbst erscheint Widmers Autobiographie über seine ersten dreißig Lebensjahre.
"Ich habe das Gefühlt, ich habe sämtliche Stollen ausgepickelt, um sie in irgendeiner Form zu fiktionialisieren."
Jetzt könne er nur noch über reale Personen, also auch über sich selbst schreiben. An diesem Dienstag wird Widmer 75. Aber zwanzig weitere Jahre hat er sich einfach mal verschrieben.
"Ich halte mich da an Claudio Abbado",
sagt er.
"Der ist noch älter als ich und macht Termine im Jahr 2018. Der sagt sich ganz einfach: Wenn ich tot sein sollte, halte ich sie halt nicht ein."
Just für diesen Dienstag ist ein Konzert von Abbado in der Berliner Philharmonie angekündigt, schreibt der TAGESSPIEGEL. Hoffentlich hält er sich der Dirigent auch an den Termin.
"Meisterwerk".
Der Film schaffe, was man heute eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte:
"den Holocaust so zu beleuchten, wie man ihn noch nie sah".
Gegen diesen außer Konkurrenz laufenden Beitrag verblasse das meiste aus dem Programm von Cannes. Auch der neue Spielfilm der Coen-Brüder, "Inside Llewyn Davis".
"Der Film stellt die Erwartung so gnadenlos auf den Kopf, dass er beinahe auf einen philosophischen Witz hinausläuft",
schreibt Tobias Kniebe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Was ist schlimmer, als die Zeichen der Zeit zu verpassen? Ihr fünf Minuten voraus zu sein."
"Inside Llewyn Davis" erzähle von jenen Wochen vor Bob Dylans erstem Auftritt im New Yorker Greenwich Village im Jahr 1961. Der Held oder besser Antiheld des Films sei nicht Dylan, sondern Llewyn Davis, ebenfalls Folk-Musiker, einer, der besser singe als Dylan, aber ein mittelloser Looser sei und bleibe.
"Alles, was du anpackst, verwandelt sich in Scheiße",
sage jene Frau, die von Davis aus Versehen geschwängert worden sei, so Kniebe, der sehr angetan ist von diesem Film über einen erfolglosen Außenseiter.
Alles andere als erfolglos ist der Maler Georg Baselitz. Aber er behaupte nach wie vor, ein Außenseiter zu sein, schreibt Julia Voss in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und versucht nun, eben diese Behauptung zu widerlegen. Baselitz, Mitarbeiter von Museen und Journalisten würden das Bild vom Außenseiter im Kunstbetrieb gebetsmühlenartig verbreiten:
"Baselitz […] ist der Harry Haller des Kunstbetriebs, ein Steppenwolf, wild, einsam, unbeugsam, seine Kunst gilt dementsprechend als grob, roh, kompromisslos."
Zu diesem Image braucht man einen Skandal. Zwei Bilder aus der ersten Einzelausstellung von Baselitz wurden in den 60er Jahren wegen vermeintlicher Pornographie von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Allerdings hatte ein mit dem ausstellenden Galeristen befreundeter Kunstkritiker den Artikel zur Beschlagnahmung veröffentlicht, um die Staatsanwaltschaft erst auf die Idee zu bringen. Voss zeichnet von Baselitz eher das Bild eines Menschen, der viel zu angepasst ist, als tatsächlich ein Außenseiter zu sein. So weise Baselitz eine Nähe zu Menschen aus der
"Finanz- und Wirtschaftselite"
auf, auch zum Finanztreuhänder und Kunstsammler Herbert Batliner, gegen den wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt worden sei. Das Außenseitertum von Georg Baselitz ist für Voss vor allem eins: eine hohle Geste.
"Mein Vater hat 17 Stunden am Tag geraucht und 17 Stunden am Tag getippt",
erzählt Urs Widmer im Interview mit Richard Kämmerlings von der WELT.
"Das erste Geräusch, das ich als Baby hörte, da bin ich mir ganz sicher, ist das Klappern des Vaters im Nebenzimmer."
Im Herbst erscheint Widmers Autobiographie über seine ersten dreißig Lebensjahre.
"Ich habe das Gefühlt, ich habe sämtliche Stollen ausgepickelt, um sie in irgendeiner Form zu fiktionialisieren."
Jetzt könne er nur noch über reale Personen, also auch über sich selbst schreiben. An diesem Dienstag wird Widmer 75. Aber zwanzig weitere Jahre hat er sich einfach mal verschrieben.
"Ich halte mich da an Claudio Abbado",
sagt er.
"Der ist noch älter als ich und macht Termine im Jahr 2018. Der sagt sich ganz einfach: Wenn ich tot sein sollte, halte ich sie halt nicht ein."
Just für diesen Dienstag ist ein Konzert von Abbado in der Berliner Philharmonie angekündigt, schreibt der TAGESSPIEGEL. Hoffentlich hält er sich der Dirigent auch an den Termin.