Von Tobias Wenzel
Während im "Spiegel" über Liebeserklärungen an das Leben nach dem Tod nachgedacht wird, widmet sich "Die Welt" einer folgenreichen, posthumen Verwechslung. Wiederum im "Spiegel" geht es um die moralischen Aspekte unterschiedlicher Ess-Philosophien: von Bio-Nahrung über Vegetarismus bis hin zum Frutarier-Dasein.
"Es gehört sich nicht, auf einem Friedhof eine Party zu feiern","
schreibt Henryk M. Broder im SPIEGEL und ergänzt:
""Oder vielleicht doch?"
Broder berichtet über ein YouTube-Video, in dem zu sehen ist, wie der Auschwitz-Überlebende Adam "Adolek" Kohn mit seinen Enkelkindern auf dem KZ-Gelände zum Disco-Hit "I will Survive" tanzt. Das Video, ein Kunstprojekt der Australierin Jane Korman, Kohns Tochter, ist schon eine halbe Million Mal angesehen worden, informiert Broder. Der 89jährige Kohn sei jetzt ein Internet-Star. Zitat:
"In einer Szene ist Opa Adolek zu sehen, der ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck ‚Survivor’ trägt. Er steht vor einem der Öfen, in denen die Leichen verbrannt wurden, und macht das V-Zeichen. Die Botschaft könnte eindeutiger nicht sein: Schaut her, ich lebe!"
Aber darf man das?
"Während die professionellen Erinnerungsarbeiter noch um die richtigen Worte rangen, waren die einfachen YouTube-Konsumenten schon weiter","
schreibt Henryk M. Broder im SPIEGEL und zitiert den Sohn eines Holocaust-Überlebenden, der im Netz erklärt, der Film sei
""eine Liebeserklärung an das Leben nach dem Tode."
Auch nach dem Tod kann jedenfalls einiges schief gehen. "Kölner Größe ohne Grab" hat Stefan Koldehoff seinen Artikel für DIE WELT genannt. Darin kommentiert er ein Missgeschick der Stadt Köln. Die teilte der Witwe des Kölner Malers Anton Räderscheidt schriftlich mit, das Grab ihres Mannes sei "aufgrund eines bedauerlichen Irrtums abgeräumt", der Marmorstein und das Metall "dem Recycling zugeführt" worden. Aber wie kam es zu diesem Irrtum? Dazu Stefan Koldehoff:
"Das Grab einer Familie Radeschadt hätten die Arbeiter auf dem berühmten innerstädtischen Melaten-Friedhof eigentlich abtragen und planieren sollen. Stattdessen erinnerte sich einer von ihnen wohl an den Namen Räderscheidt, den er einmal im Abschnitt Flur 016U gelesen hatte, und nahm das Werk dort in Angriff."
Solche Missgeschicke gab es unter Kannibalen nicht. Was der Mensch verspeist, kann er ja nicht mehr beerdigen. Das gilt auch für das Konsumieren von Tieren. "Dreckskerl! Ich kann kein Fleisch mehr essen." Mit diesen Worten beschimpfte ein aufgebrachter Leser den US-amerikanischen Autor Jonathan Safran Foer. Der hat ein schockierendes Sachbuch mit dem Titel "Eating animals", "Tiere essen", geschrieben. So Katja Thimm in ihrem SPIEGEL-Artikel "Das Gute essen", wobei das "Gute" groß und das Wort "essen" klein geschrieben ist. Anders gesagt: wie man moralisch unbedenklich speist. Dazu hat die SPIEGEL-Autorin Jonathan Safran Foer und dessen deutsche Kollegin Karen Duve interviewt. Denn Letztere schreibt gerade an einem Buch mit dem Titel "Anständig essen". Während Foer als junger Vater seine eigene Ernährung hinterfragte, zum Vegetarier wurde und über Massentierhaltung schreibt und darüber, wie er angeblich selbst in eine Geflügelfarm einbrach, um sich ein Bild von den dortigen Missständen zu machen, durchläuft Katrin Duve gerade einen vierstufigen Selbstversuch: Sie lebte jeweils zwei Monate als Biokost-Konsumentin und Vegetarierin, versucht sich im Moment als Veganerin und wird danach acht Wochen Frutarierin sein. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist, die Erklärung von Katja Thimm im SPIEGEL:
"Frutarier essen nur, was Pflanzen ohnehin hergeben, reife Äpfel, Nüsse, Samen. Sie gelten gemeinhin als Spinner. Doch der Boden ihrer Argumente festigt sich: Einige Wissenschaftler halten es inzwischen immerhin für möglich, dass auch Pflanzen Schmerz empfinden."
schreibt Henryk M. Broder im SPIEGEL und ergänzt:
""Oder vielleicht doch?"
Broder berichtet über ein YouTube-Video, in dem zu sehen ist, wie der Auschwitz-Überlebende Adam "Adolek" Kohn mit seinen Enkelkindern auf dem KZ-Gelände zum Disco-Hit "I will Survive" tanzt. Das Video, ein Kunstprojekt der Australierin Jane Korman, Kohns Tochter, ist schon eine halbe Million Mal angesehen worden, informiert Broder. Der 89jährige Kohn sei jetzt ein Internet-Star. Zitat:
"In einer Szene ist Opa Adolek zu sehen, der ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck ‚Survivor’ trägt. Er steht vor einem der Öfen, in denen die Leichen verbrannt wurden, und macht das V-Zeichen. Die Botschaft könnte eindeutiger nicht sein: Schaut her, ich lebe!"
Aber darf man das?
"Während die professionellen Erinnerungsarbeiter noch um die richtigen Worte rangen, waren die einfachen YouTube-Konsumenten schon weiter","
schreibt Henryk M. Broder im SPIEGEL und zitiert den Sohn eines Holocaust-Überlebenden, der im Netz erklärt, der Film sei
""eine Liebeserklärung an das Leben nach dem Tode."
Auch nach dem Tod kann jedenfalls einiges schief gehen. "Kölner Größe ohne Grab" hat Stefan Koldehoff seinen Artikel für DIE WELT genannt. Darin kommentiert er ein Missgeschick der Stadt Köln. Die teilte der Witwe des Kölner Malers Anton Räderscheidt schriftlich mit, das Grab ihres Mannes sei "aufgrund eines bedauerlichen Irrtums abgeräumt", der Marmorstein und das Metall "dem Recycling zugeführt" worden. Aber wie kam es zu diesem Irrtum? Dazu Stefan Koldehoff:
"Das Grab einer Familie Radeschadt hätten die Arbeiter auf dem berühmten innerstädtischen Melaten-Friedhof eigentlich abtragen und planieren sollen. Stattdessen erinnerte sich einer von ihnen wohl an den Namen Räderscheidt, den er einmal im Abschnitt Flur 016U gelesen hatte, und nahm das Werk dort in Angriff."
Solche Missgeschicke gab es unter Kannibalen nicht. Was der Mensch verspeist, kann er ja nicht mehr beerdigen. Das gilt auch für das Konsumieren von Tieren. "Dreckskerl! Ich kann kein Fleisch mehr essen." Mit diesen Worten beschimpfte ein aufgebrachter Leser den US-amerikanischen Autor Jonathan Safran Foer. Der hat ein schockierendes Sachbuch mit dem Titel "Eating animals", "Tiere essen", geschrieben. So Katja Thimm in ihrem SPIEGEL-Artikel "Das Gute essen", wobei das "Gute" groß und das Wort "essen" klein geschrieben ist. Anders gesagt: wie man moralisch unbedenklich speist. Dazu hat die SPIEGEL-Autorin Jonathan Safran Foer und dessen deutsche Kollegin Karen Duve interviewt. Denn Letztere schreibt gerade an einem Buch mit dem Titel "Anständig essen". Während Foer als junger Vater seine eigene Ernährung hinterfragte, zum Vegetarier wurde und über Massentierhaltung schreibt und darüber, wie er angeblich selbst in eine Geflügelfarm einbrach, um sich ein Bild von den dortigen Missständen zu machen, durchläuft Katrin Duve gerade einen vierstufigen Selbstversuch: Sie lebte jeweils zwei Monate als Biokost-Konsumentin und Vegetarierin, versucht sich im Moment als Veganerin und wird danach acht Wochen Frutarierin sein. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist, die Erklärung von Katja Thimm im SPIEGEL:
"Frutarier essen nur, was Pflanzen ohnehin hergeben, reife Äpfel, Nüsse, Samen. Sie gelten gemeinhin als Spinner. Doch der Boden ihrer Argumente festigt sich: Einige Wissenschaftler halten es inzwischen immerhin für möglich, dass auch Pflanzen Schmerz empfinden."