Von Ulrike Timm

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet über einen einwöchigen Lyrik-Wettkampf in Großbritannien. Die "Süddeutsche Zeitung" hat eine Tagung der Kulturstiftung des Bundes verfolgt. Und die "Frankfurter Rundschau" schreibt über ein "gut behütetes Kleinod": das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, das jetzt zum Weltkulturerbe gehört.
Die schwere Zeit zwischen EM-Ende und Olympia-Anfang könnten wir zur Charakterbildung nutzen, Geistes- und Körpererziehung gehen schließlich einher, fand man in London. Und wiederbelebte tatkräftig eine alte olympische Tradition: den Lyrik-Wettkampf. Mehrere hundert Lyriker aus rund 150 Ländern, darunter die Nobelpreisträger Wole Soyinka und Seamus Heaney, folgten der Einladung auf den einwöchigen "Lyrik-Parnass" an die Themse:

"Mitunter habe er gefürchtet, der Rummel werde zu einer Kreuzung zwischen babylonischem Turm und Eurovision Song Contest ausarten, gestand der nordenglische Lyriker Simon Armitage, dessen Geistes Kind die organisatorische Sisyphusarbeit der olympischen Zusammenkunft der Weltdichter ist."

Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, die durchaus fasziniert war von einer Woche, die mit dem Abwurf von hunderttausend auf Lesezeichen gedruckten Gedichten aus einem Hubschrauber begann und mit einer bunten Lesung in der riesigen Royal Festival Hall gipfelte. Deutsch dichtete für Olympia Jan Wagner. Medaillen aber scheint es nicht gegeben zu haben, Dabeisein war alles - anders als 1928 in Amsterdam, als Rudolf Binding eine Silbermedaille erhielt für sein Gedicht "Reitvorschrift für eine Geliebte" - ja, so hieß das wirklich. Sagt die "FAZ", die tief in den Annalen wühlte und dabei auf den Fünfkampf der Musen stieß, der Anfang des 20. Jahrhunderts zum Olympischen Programm dazugehörte.

"Dabeisein ist alles" scheint auch das Motto gewesen zu sein für eine groß dimensionierte Tagung, ausgerichtet von der Kulturstiftung des Bundes. "Kulturen des Bruchs", so hieß sie. Die großen Feuilletons schickten brav ihre Abgesandten. Inhaltlich aber scheint es schon mächtig gesommerlocht zu haben.

"Im Ganzen träumen wir doch in den Tag hinein", zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den Historiker Christian Meier. Harald Welzer, Herfried Münkler, Jan Assmann, Ingo Schulze, Martin Mosebach und Thea Dorn und, und, und - alle waren sie da, und mancher redete auch interessant. Allein der Bildschirm mit der Fußballübertragung scheint das zentrierende Element des groß angelegten Intellektuellentreffens gewesen zu sein. Das konstatiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU angenehm gnadenlos, und fährt fort, dass es schwer fiel, "den Bruch und seine kulturelle Bewirtschaftung schärfer in den Blick zu nehmen".

Und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG meint, "dass die seit zehn Jahren bestehende Kulturstiftung des Bundes außer den 'Kulturen des Bruchs' mit ihrer Berliner Tagung noch etwas anderes demonstrieren wollte, nämlich: Wir können die gesamte feuilletonbekannte Intelligenz des Landes aufkaufen."

Der Wein wird gut gewesen sein.

"Die Welt im Kleinen" findet man im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth, die Welt des Barock nämlich, und weil die dort so unangetastet überdauert hat, findet Ira Mazzoni es großartig, dass dieses schnuckelige Theater jetzt zum Weltkulturerbe gehört:

"Nach all den Nominierungen großflächiger Parks, maroder Industrieanlagen, unzusammenhängender Siedlungsgebiete und grenzübergreifender Kulturlandschaften richtet sich die Aufmerksamkeit wieder einmal auf ein weitgehend unbekanntes, aber gut behütetes Kleinod …"

… lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.

Nikolaus Bernau war auch schon im Markgräflichen Theater von Bayreuth, er fuhr vor einiger Zeit mit dem Fahrrad vor, ließ sich aufschließen und staunte. Auch für ihn ist die Auszeichnung stimmig, die Begründung aber liest sich süffisanter:

"Das Theater Bayreuth überlebte nur, weil es nicht mehr für seinen Zweck genutzt wurde", heißt es in der FRANKFURTER RUNDSCHAU, und weiter: "Wir lernen daraus: Hebt mal was auf, schließt die Tür zu und achtet, dass Dach und Fenster dicht sind. Spätere Generationen finden schon einen Zweck, und sei es den als Welterbe."

Kurz noch zur guten Tat des Wochenendes, Diebe sind auch nicht mehr, was sie mal waren, ein geklauter Dali ist zurück. Das meldet der TAGESSPIEGEL. Per Post kam das Bild, per Express sogar ging es Retour von Europa an eine New Yorker Galerie. Vom Dieb fehlt weiter jede Spur, aber die Rücksendung des gestohlenen Bildes wurde ordentlich per E-Mail angekündigt.