Von Ulrike Timm
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit Goethe und Schiller sowie mit „Christmas Village“ im Internet. Außerdem geht es um die Bremer Ausstellung „Wege ins Paradies“.
"Schiller war auch als Person cool." Aha. Das ist doch gut zu wissen.
"Zuerst sagen viele: ih, Schiller. Nachher gehen sie voll mit."
Wo sind wir bloß gelandet? Im Feuilleton der WELT. Thomas Lindemann schreibt über den Jenaer Hiphopper Doppel-U. Der rappt zu Gedichten von Goethe und Schiller. 50 000 Schüler im ganzen Land haben ihn schon gehört. Sagt Christian Weirich, der Hiphopper Doppel-U. Die Zahl erscheint uns großzügig bemessen, zumal Christian Weirich mit seinen 24 Jahren noch nicht gar so lange im Geschäft ist. Aber Schillers "Punschlied" als Karaoke-Version für Zuhause - das hat schon einen gewissen Charme. Thomas Lindemann hat Christian Weirich beim Schiller-Goethe-Rap vor Schülern aus Berlin-Marzahn getroffen und zeigt sich in der WELT durchaus beeindruckt. Denn die Texte, so präsentiert, bleiben bei den Schülern hängen, was redlichen Deutschlehrern ja eher selten gelingt.
"Ich ging im Walde so vor mich hin", skandiert der Jenaer ...wenn er auftritt, übt er mit den Schülern Goethes "Gefunden", und immer können sie es am Ende auswendig, dann rufen ihm schon mal 600 entgegen: "Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn." Yo!"
Yo! Wenn"s der Sache denn nützt, ist das doch fein. Ob das auch für Second Life gilt, die Plattform für die virtuelle Doppelexistenz, jene skurrile Welt im Internet, die das richtige Leben seitwärts spiegelt? Die Frankfurter Allgemeine Zeitung besucht "Christmas Village" im Internet, und
"(es) sieht ungefähr so aus wie ein Weihnachtsbasar nach der Klimakatastrophe."
Das ist nicht wirklich schön, aber "Second Life" und "Christmas Village" erfreuen sich dennoch erstaunlich wachsender Anziehungskraft. Das Weihnachtsdorf in der dreidimensionalen Parallelwelt des zweiten Lebens begrüßte vor kurzem den zweimillionsten Besucher. Andreas Rosenfelder über ein Universum, das wohl vielen von uns auf immer eine fremde, unverständliche Kunstwelt bleiben wird:
"Doch die anarchische Frühphase der Erschließung dieses gelobten Landes ist längst vorbei – spätestens, seit mit Reuters eine reale Nachrichtenagentur einen eigenen Korrespondenten ins "Zweite Leben" entsandt hat und mit dem Axel-Springer-Verlag ein reales Zeitungshaus dort ein Blatt an den Mann bringt."
Vor allem ist die virtuelle Welt ein Geschäft, wo man mit realem, wirklichem Geld bezahlt: Inseln, Immobilien und Weihnachtsgeschenke. Und so kann man an der Faszination der virtuellen Welt ganz real Pleite gehen. Das soll schon einigen Menschen passiert sein. Darüber sollte eigentlich auch mal jemand schreiben…
Zurück in die reale Welt, oder doch nicht ganz, denn die Ausstellung, die das Bremer Überseemuseum präsentiert und die die Süddeutsche Zeitung rezensiert, heißt "Wege ins Paradies". Vollmundig angekündigt und aufwendig gemacht unter anderem mit viel Geld von der Kulturstiftung des Bundes, sind die "Wege ins Paradies" für Kia Vahland von der Süddeutschen dennoch ein einziges Ärgernis.
Jede Menge pädagogisch gestaltete Stellwände, viel bunte Pappe und Objekte vom künstlichen Apfel – Achtung: Verführung! - über Herzschrittmacher und Anti-Aging-Creme bis hin zu Beate Uhse bringt man ja auch nicht zwangsläufig mit dem Thema in Verbindung, und die Rezensentin schilt, nachdem sie einmal mehr gegen ein museumspädagogisch inspiriertes Zaubertürchen aus Pappe gelaufen ist:
"Spätestens jetzt wünscht man sich eine anständige katholische Höllenpredigt anstatt weiterer moralisierender Himmelsaufklärung."
Nichts geworden also, diese "Wege zum Paradies", sagt die Süddeutsche. Schade eigentlich. Wenn sie sich selbst ein Urteil bilden wollen – die Ausstellung im Bremer Überseemuseum wird noch bis Ende Juli 2007 gezeigt. Danach plant man in Bremen konsequenterweise für die Hölle. "All about evil – Das Böse" wird schon vorbereitet. Und die Süddeutsche meint nüchtern:
"Lustiger als im Paradies ist es dort bestimmt"
Das ist doch auch ein Trost…
"Zuerst sagen viele: ih, Schiller. Nachher gehen sie voll mit."
Wo sind wir bloß gelandet? Im Feuilleton der WELT. Thomas Lindemann schreibt über den Jenaer Hiphopper Doppel-U. Der rappt zu Gedichten von Goethe und Schiller. 50 000 Schüler im ganzen Land haben ihn schon gehört. Sagt Christian Weirich, der Hiphopper Doppel-U. Die Zahl erscheint uns großzügig bemessen, zumal Christian Weirich mit seinen 24 Jahren noch nicht gar so lange im Geschäft ist. Aber Schillers "Punschlied" als Karaoke-Version für Zuhause - das hat schon einen gewissen Charme. Thomas Lindemann hat Christian Weirich beim Schiller-Goethe-Rap vor Schülern aus Berlin-Marzahn getroffen und zeigt sich in der WELT durchaus beeindruckt. Denn die Texte, so präsentiert, bleiben bei den Schülern hängen, was redlichen Deutschlehrern ja eher selten gelingt.
"Ich ging im Walde so vor mich hin", skandiert der Jenaer ...wenn er auftritt, übt er mit den Schülern Goethes "Gefunden", und immer können sie es am Ende auswendig, dann rufen ihm schon mal 600 entgegen: "Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn." Yo!"
Yo! Wenn"s der Sache denn nützt, ist das doch fein. Ob das auch für Second Life gilt, die Plattform für die virtuelle Doppelexistenz, jene skurrile Welt im Internet, die das richtige Leben seitwärts spiegelt? Die Frankfurter Allgemeine Zeitung besucht "Christmas Village" im Internet, und
"(es) sieht ungefähr so aus wie ein Weihnachtsbasar nach der Klimakatastrophe."
Das ist nicht wirklich schön, aber "Second Life" und "Christmas Village" erfreuen sich dennoch erstaunlich wachsender Anziehungskraft. Das Weihnachtsdorf in der dreidimensionalen Parallelwelt des zweiten Lebens begrüßte vor kurzem den zweimillionsten Besucher. Andreas Rosenfelder über ein Universum, das wohl vielen von uns auf immer eine fremde, unverständliche Kunstwelt bleiben wird:
"Doch die anarchische Frühphase der Erschließung dieses gelobten Landes ist längst vorbei – spätestens, seit mit Reuters eine reale Nachrichtenagentur einen eigenen Korrespondenten ins "Zweite Leben" entsandt hat und mit dem Axel-Springer-Verlag ein reales Zeitungshaus dort ein Blatt an den Mann bringt."
Vor allem ist die virtuelle Welt ein Geschäft, wo man mit realem, wirklichem Geld bezahlt: Inseln, Immobilien und Weihnachtsgeschenke. Und so kann man an der Faszination der virtuellen Welt ganz real Pleite gehen. Das soll schon einigen Menschen passiert sein. Darüber sollte eigentlich auch mal jemand schreiben…
Zurück in die reale Welt, oder doch nicht ganz, denn die Ausstellung, die das Bremer Überseemuseum präsentiert und die die Süddeutsche Zeitung rezensiert, heißt "Wege ins Paradies". Vollmundig angekündigt und aufwendig gemacht unter anderem mit viel Geld von der Kulturstiftung des Bundes, sind die "Wege ins Paradies" für Kia Vahland von der Süddeutschen dennoch ein einziges Ärgernis.
Jede Menge pädagogisch gestaltete Stellwände, viel bunte Pappe und Objekte vom künstlichen Apfel – Achtung: Verführung! - über Herzschrittmacher und Anti-Aging-Creme bis hin zu Beate Uhse bringt man ja auch nicht zwangsläufig mit dem Thema in Verbindung, und die Rezensentin schilt, nachdem sie einmal mehr gegen ein museumspädagogisch inspiriertes Zaubertürchen aus Pappe gelaufen ist:
"Spätestens jetzt wünscht man sich eine anständige katholische Höllenpredigt anstatt weiterer moralisierender Himmelsaufklärung."
Nichts geworden also, diese "Wege zum Paradies", sagt die Süddeutsche. Schade eigentlich. Wenn sie sich selbst ein Urteil bilden wollen – die Ausstellung im Bremer Überseemuseum wird noch bis Ende Juli 2007 gezeigt. Danach plant man in Bremen konsequenterweise für die Hölle. "All about evil – Das Böse" wird schon vorbereitet. Und die Süddeutsche meint nüchtern:
"Lustiger als im Paradies ist es dort bestimmt"
Das ist doch auch ein Trost…