Das größte Konzert aller Zeiten
Acht Konzerte auf sieben Kontinenten - gleichzeitig! Superstars wie Madonna, Red Hot Chili Peppers oder Shakira traten am 7. Juli 2007 auf, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Wie nachhaltig dieses globale "Live Earth" war, ist allerdings fraglich.
"Today we are gathered on all seven continents in eight giant concerts … with one message."
Al Gore, Ex-US-Vizepräsident und Umweltaktivist, eröffnete am 7. Juli 2007 in Sydney das größte Musikevent aller Zeiten: acht Konzerte auf allen sieben Kontinenten. Live Earth sollte Gores Herzensanliegen in die Welt tragen: den Kampf gegen den Klimawandel.
"Ladies and Gentlemen, we're excited to share this historic day with some fantastic musicians."
The Police, Rihanna, Alicia Keys: Über 150 Künstler traten weltweit auf. Live Earth stellte bisherige Benefiz-Events wie Band Aid und Live 8 in den Schatten. Neben den Konzerten in Sydney, Shanghai, Tokio, Johannesburg, Hamburg, London, Rio und New York gab es etwa 10.000 kleinere Veranstaltungen. 24 Stunden lang wurde musiziert. Im Hamburger Regen trat neben Shakira, Yussuf Islam und vielen anderen die Elektropop-Band Mia auf.
"Ich möchte mich bei jedem Einzelnen bedanken, der heute hier ist und sein Gesicht zeigt und dem Wetter trotzt. Lasst uns der Welt ein Zeichen setzen und ordentlich Lärm machen aus Hamburg!"
Aufklärungsbedarf war groß
In den Pausen gab es Aufklärungsfilme in Sachen Klimaschutz:
"Don't drive if you don't have to. Use low energy life bulbs!"
Und Aufklärungsbedarf gab es mancherorts durchaus. Konzertbesucher in Johannesburg und Shanghai waren sich teilweise gar nicht so im Klaren darüber, dass es hier irgendwie um die Umwelt ging.
"It’s about the environment?"
"Ich glaube nicht, dass die Jugendlichen hier sich für die Umwelt interessieren. Ich versuche nie, Energie zu sparen, ich verbrauche so viel Strom, wie ich kann."
"Jeder isst doch ständig mit Einwegstäbchen und wirft sie hinterher weg. Das ist schlecht für die Umwelt."
"Ich glaube nicht, dass die Jugendlichen hier sich für die Umwelt interessieren. Ich versuche nie, Energie zu sparen, ich verbrauche so viel Strom, wie ich kann."
"Jeder isst doch ständig mit Einwegstäbchen und wirft sie hinterher weg. Das ist schlecht für die Umwelt."
Ein Auftritt sogar in der Antarktis
Zwei Milliarden Zuschauer waren über Fernsehen und Livestream dabei. Das noch nicht ganz so breitbandige globale Internet kam unter der Last von acht Millionen Streamern reichlich ins Ruckeln.
Und sogar in der Antarktis gab es ein Konzert: damit auch wirklich alle sieben Kontinente bespielt wurden. Allerdings mit nur 17 Zuhörern. Nunatak hieß die Wissenschaftler-Band der Rothera-Forschungsstation.
"Greetings from Antarctica! The best scientific evidence now suggests that climate change is real, and it's happening now."
Madonna komponierte eigens ein Liedchen, das wohl Mut machen sollte gegen den Klima-Defätismus:
"Hey you, don’t you give up. It’s not so bad, there’s still a chance for us. Hey you…"
Konzerte führten zu hohem CO2-Verbrauch
Aber es gab auch Kritik. Die BBC machte sich den Spaß, den CO2-Ausstoß von Madonnas sechs Villen und ihrem Privatjet auszurechnen: das 102-fache des britischen Durchschnitts. Die Frage kam auf, wie viel Schaden so ein globales Konzertereignis dem Globus eigentlich zufügt. Etwa 110.000 Tonnen CO2 hätten Flugbewegungen und Energieverbrauch des Events in die Atmosphäre gepustet, schrieb der "Spiegel". Bands wie Radiohead oder The Who sagten die Teilnahme deswegen sogar ab.
Christiane Averbeck: "Also sicherlich, denke ich mir, sollte man das auch kritisch beleuchten, wenn man solche Veranstaltungen organisiert, welchen CO2-Abdruck man hinterlässt."
Christiane Averbeck ist die Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland.
"Trotzdem denk ich mir, dass dadurch, dass eben diese Aufmerksamkeit erzeugt wird, dadurch dass die Öffentlichkeit mitbekommt, wie wichtig das Thema Klimaschutz ist, es ein Baustein ist, dass zum Beispiel solche Klimaschutz-Abkommen wie Paris Realität werden."
Was geschah mit den Einnahmen?
Die Bilanz war durchwachsen. Fernseh-Einschaltquoten blieben teilweise hinter den Erwartungen zurück, das Konzert in Hamburg machte eine knappe Million Euro Verlust. Wie hoch die Einnahmen von Live Earth waren und wofür genau sie verwendet wurden, blieb intransparent, wie die kritische Spender-Organisationen "Intelligent Giving" bemängelte.
Und welchen Effekt die Veranstaltung auf das weltweite Klimabewusstsein hatte, ist sowieso schwer messbar. Ein Benefiz-Konzert solchen Ausmaßes gab es jedenfalls seitdem nicht mehr.
Al Gore: "Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh gemeinsam. Wir müssen weit gehen, und schnell."