Pete Seeger - Vater des amerikanischen Folk
Er war der musikalische Vater für Generationen amerikanischer Folksänger. Mit seinen Songs hat Pete Seeger die sozialen Bewegungen und die Kämpfe für Gerechtigkeit in aller Welt begleitet und inspiriert. Vor 100 Jahren wurde er geboren.
"Where have all the flowers gone" - Sag mir, wo die Blumen sind ...
Joan Baez hat das Lied gesungen und Marlene Dietrich, Harry Belafonte und die Einstürzenden Neubauten und, und, und. Die Zahl der Versionen ist unübersehbar, und kaum eine Sprache gibt es, in der das bekannteste Antikriegslied aller Zeiten nicht gesungen wurde.
Pete Seeger, geboren am 3. Mai 1919 in New York City, hat es geschrieben, 1955. Das war das Jahr, in dem er vor dem McCarthy-Ausschuss für "unamerikanische Umtriebe" die Aussage über seine politischen Ansichten verweigerte und zweimal dafür verurteilt wurde.
Wie viele Künstler links vom Mainstream stand Seeger in den Jahren des Kalten Krieges auf den schwarzen Listen. Mochten die Byrds mit "Turn, Turn, Turn" oder Peter Paul und Mary mit "If I Had a Hammer" in den Hitparaden Erfolge feiern – Pete Seeger, dem Komponisten dieser Lieder, waren Fernsehen und Funk 13 Jahre lang versperrt.
Trampen durch Kohlereviere und Arbeitslosencamps
Der Sohn eines Musikethnologen und einer Konzertgeigerin hatte nach zwei Jahren sein Studium an der Harvard Universität abgebrochen, sich der Kommunistischen Jugend angeschlossen, war ein Jahr lang durch die Kohlereviere und Arbeitslosencamps des Krisenamerika getrampt, hatte bittere Armut, aber auch die Aufbruchsstimmung des New Deal eingeatmet. Und die Lieder aus der Tradition der amerikanischen Arbeiterbewegung in sich aufgenommen, Balladen über die Helden der Aufstände, Lieder zum Feiern, vom langen Marsch und vom Parteiergreifen.
Hunderte von Liedern hat Seeger gesammelt, gesungen, am Leben erhalten, auch als die Arbeiterbewegung verblasste. Zusammen mit seinen eigenen Liedern ergeben sie ein musikalisches Geschichtsbuch des Graswurzelamerika, des Widerstands gegen Ausbeuter, Rassisten, gegen den Konformismus und gegen die eigene Müdigkeit.
Den Marsch von Martin Luther King hat er begleitet, mit der Hymne "We Shall Overcome". Der singende Aktivist, der linke Patriot Seeger - er und seine Lieder waren immer zu hören, wo Bürger sich zusammentaten, um etwas zum Besseren zu wenden. In den Neunziger Jahren noch gründete er in New York multiethnische Singegruppen, kämpfte gegen die Verschmutzung des Hudson River, 2011 unterstützte er "Occupy Wall Street" und noch 2013, ein Jahr vor seinem Tod mit vierundneunzig Jahren, sang er zusammen mit Willie Nelson, Neil Young und Bruce Springsteen, deren Lehrer und Vorbild er war, auf einem Konzert der Farm-Hilfe eine Strophe gegen das Fracking von Erdgas.
Tausende singen miteinander
Mit seiner hellen und frischen, seiner auffordernden Stimme beherrschte Seeger wie kaum ein anderer das Kunststück, innerhalb von Minuten hunderte, tausende, ja zehntausende von Menschen miteinander singen zu lassen - was ja das älteste und stärkste Erlebnis von Gemeinschaft ist.
Und so stand er auch am 18. Januar 2009 mit seinem Enkel Tao und mit Bruce Springsteen auf den Stufen des Lincoln Memorial, bei der Amtseinführung des ersten schwarzen US-Präsidenten. Viel Stimme hatte der Neunzigjährige nicht mehr, aber immer noch war er der Vorsinger bei dem Lied, in dem das Beste Amerikas, die Schönheit und die Weite des Landes zwischen Atlantik und Pazifik und sein sozialer, ja sein linker Patriotismus zusammenkommen.
Ankündigung: "The Father of American folk music Pete Seeger …"
Pete Seeger: "You sing it with us, we'll give you the words: As I was walking that ribbon of highway."
Pete Seeger: "You sing it with us, we'll give you the words: As I was walking that ribbon of highway."
Dieses Lied, das Woody Guthrie schrieb, es ist die inoffizielle Nationalhymne Amerikas und seine letzte Strophe handelt von einem Stoppschild. "Achtung Privateigentum" steht darauf - "nicht betreten". Aber auf der anderen Seite steht nichts. Und diese Seite, so heißt es im Lied: die wurde für mich und für dich gemacht.