Die Königin auf dem Schafott
Marie Antoinette, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, war die letzte Königin Frankreichs vor der französischen Revolution. Zu Beginn wurde sie geliebt, später wegen ihrer Prunksucht angefeindet und schließlich hingerichtet.
Der Weg von Straßburg nach Versailles glich einem Triumphzug. Mit Festgottesdiensten, Bällen, Feuerwerk, jubelnden Untertanen begrüßte Frankreich im Mai 1770 seine künftige Königin. Ein vierzehnjähriges Mädchen aus Wien, Tochter der Kaiserin Maria Theresia.
Dass diese Marie Antoinette noch hübscher sei als auf ihren Porträts, stellte der Thronfolger, der spätere König Ludwig XVI., entzückt fest, als er der Braut erstmals begegnete.
"Sie wurde (…) gefeiert auf der Reise nach Paris und in Paris selbst als eine frische, junge, neue Prinzessin, die ein bisschen mal vielleicht etwas Neues bringen würde."
So beschreibt der in Frankfurt lehrende französische Historiker Pierre Monnet den ersten Eindruck. Sich selbst charakterisierte Marie Antoinette mit den Worten: "Ich muss zugeben, dass ich für die ernsthaften Dinge nicht viel übrig habe. Ich wünsche und hoffe, mich nach und nach zu bessern."
"Sie wurde (…) gefeiert auf der Reise nach Paris und in Paris selbst als eine frische, junge, neue Prinzessin, die ein bisschen mal vielleicht etwas Neues bringen würde."
So beschreibt der in Frankfurt lehrende französische Historiker Pierre Monnet den ersten Eindruck. Sich selbst charakterisierte Marie Antoinette mit den Worten: "Ich muss zugeben, dass ich für die ernsthaften Dinge nicht viel übrig habe. Ich wünsche und hoffe, mich nach und nach zu bessern."
Frankreichs Krise nach dem Siebenjährigen Krieg
Aufgewachsen war sie in großer Freiheit mit neun Geschwistern am Wiener Hof. Ihr Lieblingsbruder, der spätere Kaiser Josef II., war ihr um vierzehn Jahre voraus. Als die habsburgische Prinzessin, aus Wien kommend, in Straßburg die französische Grenze erreichte, betrat sie freilich ein verunsichertes Land.
Frankreich hatte an der Seite Österreichs den Siebenjährigen Krieg geführt und verloren. Es hatte mit Gebietsverlusten in Nordamerika und Indien den Weltmachtstatus eingebüßt. Übrig geblieben war ein Schuldenberg, der umso schwerer lastete, als sich keine Regierung zu einer Finanzreform aufraffen konnte.
Frankreich hatte an der Seite Österreichs den Siebenjährigen Krieg geführt und verloren. Es hatte mit Gebietsverlusten in Nordamerika und Indien den Weltmachtstatus eingebüßt. Übrig geblieben war ein Schuldenberg, der umso schwerer lastete, als sich keine Regierung zu einer Finanzreform aufraffen konnte.
Das erst wenige Jahre alte Bündnis mit den österreichischen Habsburgern, das durch die Ehe des Thronfolgers mit einer Wiener Prinzessin hätte besiegelt werden sollen, galt einer kritischen Öffentlichkeit als nationales Desaster, und zunehmend richtete sich der Verdruss gegen Marie Antoinette persönlich.
"Sie wurde nicht mehr 'die Königin' genannt, sondern zunächst mal 'l'Autrichienne', die Österreicherin, und mit einem Spielwort auf Französisch 'l'autre chienne', die andere Hündin, und dann später 'Madame Déficit', also Frau Defizit in den öffentlichen Kassen, und dann später mal nach 1789 'Madame Véto', das heißt diejenige, die permanent Nein sagt."
Neue Macht der Öffentlichkeit
Seit der Thronbesteigung Ludwig XVI. 1774 ergoss sich eine nicht abreißende Flut von Schmähschriften gegen die Königin über den französischen Markt. Darin erschien Marie Antoinette als österreichische Agentin, Verschwenderin und Intrigantin. Nicht zuletzt als Nymphomanin, die es gleichermaßen mit Männern wie Frauen trieb.
"Wir leben nicht mehr wie im 17. Jahrhundert, wo Versailles noch den öffentlichen Ton geben konnte. Inzwischen ist die Aufklärung da, das heißt, große Medien, Zeitungen, Propaganda. Man hat mit einer neuen Öffentlichkeit der Aufklärung zu tun. Die Stimmen, die den Ton angeben, die sind jetzt außer dem Hof und sogar gegen den Hof."
Man weiß mittlerweile, dass die Kosten für die Hofhaltung unter Ludwig XVI. und Marie Antoinette keineswegs explodiert sind. Sie blieben wie unter früheren Monarchen konstant bei fünf bis sechs Prozent des Gesamtbudgets.
Die Finanzkrise, die schließlich in die Revolution mündete, war in erster Linie die Folge verfehlter Außenpolitik. Nach herkömmlichen Maßstäben war Marie Antoinette wenig vorzuwerfen.
"Sie hat Bälle gegeben, Theaterstücke, Musik, neue Mode, aber ich meine, alle vor ihr hatten das gemacht, weil damit verkoppelt war nicht nur das Hofleben selbst, sondern die ganze Luxusindustrie in Frankreich. Man hat sogar erwartet von dieser Königin, dass sie neue Mode lanciert."
Hinrichtung ihres Mannes
Mit der französischen Revolution engte sich der Lebenskreis der königlichen Familie zunehmend ein. Erzwungener Umzug von Versailles nach Paris, gescheiterter Fluchtversuch, Absetzung des Königs und Inhaftierung. Schließlich Hinrichtung Ludwigs XVI.
Die Rolle der Königin wandelte sich in diesen Jahren. Bislang an Staatsgeschäften wenig beteiligt, suchte sie jetzt Hilfe in einer eigenen intensiven Korrespondenz mit auswärtigen Monarchen. Das wurde ihr zum Verhängnis, als sie neun Monate nach dem Tod ihres Mannes vor dem Revolutionstribunal stand.
"Am Ende des Prozesses steht fest: Die Jury findet sie doch dafür verantwortlich, dass sie versucht hat, die französische Republik zu verraten."
Am 16. Oktober 1793 frühmorgens wurde das Todesurteil verkündet. Um die Mittagszeit fiel Marie Antoinettes Kopf unter der Guillotine.