Vor 50 Jahren in London

Erstes Rockkonzert im Hyde Park

Fans beim Konzert der Rolling Stones im Londoner Hyde Park im Juli 1969.
Fans beim Konzert der Rolling Stones im Londoner Hyde Park im Juli 1969. © imago/United Archives
Von Alfried Schmitz |
15.000 Menschen waren am 29. Juni 1968 bei schönstem Sommerwetter gekommen, um Bands wie "Tyrannosaurus Rex", "Jethro Tull" und "Pink Floyd" zu sehen. Über dem ersten kostenlosen Rockkonzert im Londoner Hyde Park schwebte ein Hauch von Anarchie.
Ende Mai 1968 hatte die britische Rockband "Pink Floyd" gerade ihre zweite Langspielplatte "A Saucerful of Secrets" fertiggestellt. Ein sehr experimentelles Album, für das ihr damaliger Manager, der 25-jährige Cambridge-Absolvent Peter Jenner, nach der optimalen Möglichkeit suchte, es zu präsentieren.
"Bei einem Spaziergang durch den Hyde Park kam ich an einem Musik-Pavillon vorbei, wo für gewöhnlich Blaskapellen von Polizei, Militär oder Heilsarmee Gratis-Konzerte gaben. Und da kam mir die Idee, dass es doch eine schöne Sache sei, dort auch einmal kostenlose Konzerte für junge Leute zu veranstalten. Mit moderner Pop-Musik, so wie man das in den Parks von San Francisco machte."

Innerhalb von zwei Tagen kam die Zustimmung

Solche kostenlosen Open-Air-Konzerte boten Peter Jenner gleichzeitig die Chance, neben "Pink Floyd" auch andere interessante Bands bekannt zu machen. In einem Brief stellte er seine Idee den zuständigen Behörden vor. Innerhalb von nur zwei Tagen rief die Hyde-Park-Verwaltung an und gab ihr Einverständnis.
"Within two days they were phoning up from the Hyde Park and say: We hear, you want to do a concert in Hyde Park and we think that is a jolly good idea."
Eine natürliche Mulde auf dem Park-Gelände, geformt wie ein Amphitheater, war wie geschaffen für die geplante Premiere. Als Behelfsbühne diente ein flaches Holzpodest, das bislang für Tanzveranstaltungen benutzt worden war. Vieles musste improvisiert werden. Doch am 29. Juni 1968, einem sonnigen Samstag, war es soweit. Neben "Pink Floyd", "Tyrannosaurus Rex" und dem Sänger Roy Harper, alle bei Peter Jenner unter Vertrag, standen auch "Jethro Tull" auf dem Programm.
"Wir hatten keine Ordner, es gab keine Eintrittskarten, wir hatten keine Garderoben. Wir hatten gar nichts beim ersten Konzert. Aber alles lief gut! Und jeder fand es großartig, im Park zu sitzen und keine Blaskapelle, sondern Popmusik zu hören."

"Wie bei einem Picknick"

Rund 15.000 Besucher waren gekommen. Und trotz aller Organisationsdefizite herrschten auf dem Festival-Gelände nicht Chaos und Krawall, sondern "Love and Peace". Der bekannte Radio-Moderator John Peel sagte einige Jahre später, es sei das netteste Konzert gewesen, das er jemals besucht habe. Und "Pink Floyd"-Musiker Nick Mason sprach von einer Atmosphäre, wie bei einem Picknick. Schon einen knappen Monat später fand das nächste freizugängliche Rock-Konzert im Hyde Park statt, dem bis September 1971 noch zehn weitere folgten und zu denen teilweise über hunderttausend Besucher kamen.
"Die Konzerte wurden unglaublich erfolgreich. Es war eine vollkommen neue Veranstaltungsform, bei der neue Musikstile nicht in kleinen Clubs, sondern vor großem Publikum präsentiert werden konnten."
Am 5. Juli 1969 wollten auch die "Rolling Stones" im Hyde Park auftreten. Die Superband steckte damals in einer Schaffenskrise und hatte zudem ihr Gründungsmitglied Brian Jones wegen Drogenproblemen entlassen müssen. Im Hyde Park wollten die "Stones" ihren Fans beweisen, was noch in ihnen steckte. 500.000 Menschen kamen, um die "Stones" zu sehen.
"Dieses Konzert bekam eine unglaubliche Presse. Es war der erste Auftritt der ‚Rolling Stones‘ seit langem und die erste Show ohne Brian Jones und mit einem neuen Gitarristen. Der Auftritt markierte den Beginn einer neuen Ära für die ‚Rolling Stones‘."
Neben den "Rolling Stones" waren es Bands wie "King Crimson", "Blind Faith" oder "Humble Pie", die man in den Anfangsjahren der Hyde-Park-Konzerte erleben konnte. Umsonst und in einer unvergleichlichen Atmosphäre. Als die neuen Veranstalter Mitte der 1970er dazu übergingen, Eintritt zu verlangen, tat das den Besucherzahlen zwar keinen Abbruch, aber die Konzerte verloren ihren zwanglosen Charme. Sie wurden zu kommerziellen, durchorganisierten Veranstaltungen mit einem Musikprogramm, das sich mehr und mehr am Mainstream orientierte.
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