Komet am Firmament des Jazz
Mit seiner Gibson-Gitarre erfand der US-Amerikaner Wes Montgomery einen Sound, an dem seine Musik sofort erkennbar ist. Mit dem Tod des 45-Jährigen am 15. Juni 1968 verlor der Jazz einen seiner größten Gitarristen.
John Lesley "Wes" Montgomery war ein Autodidakt, der wie viele große Jazzmusiker gegen alle gängigen Regeln sein Instrument gleichsam neu erfand. Heute wird der Mann mit seiner Gibson L-5 zu den größten nach Django Reinhardt und Charlie Christian gezählt.
Wie sie erfand er einen persönlichen Stil, an den ihn nicht nur die Eingeweihten sofort erkannten.
"Ich benutze dieses Instrument, um Dinge zu projizieren, die ich innerlich höre."
Wie sie erfand er einen persönlichen Stil, an den ihn nicht nur die Eingeweihten sofort erkannten.
"Ich benutze dieses Instrument, um Dinge zu projizieren, die ich innerlich höre."
Sein Jazzfeeling
Am 6. März 1923 wurde er in Indianapolis geboren, ein sympathischer Geist im Körper eines potenziellen Mittelgewichtsboxers. Als Wes, wie ihn seine Leute nannten, Charlie Christian auf der Benny Goodman-Platte "Solo Flight" hörte, da wusste er: So will ich Musik machen. Später räumte er ein, er sei eigentlich kein "richtiger" Gitarrist.
"Es gibt kein Lehrbuch, in dem steht, was du nicht tun darfst. Es liegt in deinen Händen, was du gerne tun möchtest."
"Es gibt kein Lehrbuch, in dem steht, was du nicht tun darfst. Es liegt in deinen Händen, was du gerne tun möchtest."
Nicht nur eine neue Spieltechnik schuf er; in seinem Sound kristallisierte sich sein Jazzfeeling: die Art, wie er seine Soli gestaltete, die Phrasierung, aufblitzende Ideen - sie kamen von einem, der nie Noten lesen oder schreiben gelernt hatte.
Wes Montgomery, ein bescheidener, jovialer Typ, der hart arbeitete, um seine Großfamilie zu ernähren, kaufte sich erst mit 19 Jahren eine elektrische Gitarre nebst Verstärker.
Wes Montgomery, ein bescheidener, jovialer Typ, der hart arbeitete, um seine Großfamilie zu ernähren, kaufte sich erst mit 19 Jahren eine elektrische Gitarre nebst Verstärker.
Statt ein Plektrum zu benutzen zupfte Wes Montgomery die Saiten nur mit dem rechten Daumen an, was einen leiseren Ton erzeugte. Und erfand Soli wie ein Bläser.
"Mit dem Plektrum ergibt sich ein schärferer Ton. Wenn Sie zwei Monate ohne einen Verstärker üben und ihn dann einschalten, hören Sie mehr Geräusche als Töne. Ich übe mit dem Verstärker bis in die Nacht hinein. Also musste ich drauf achten, damit nicht die Nachbarn nervte, was prompt passierte, obwohl ich ihn leise stellte. Ohne das Plektrum erzielte ich einen runderen, weicheren Klang."
"Mit dem Plektrum ergibt sich ein schärferer Ton. Wenn Sie zwei Monate ohne einen Verstärker üben und ihn dann einschalten, hören Sie mehr Geräusche als Töne. Ich übe mit dem Verstärker bis in die Nacht hinein. Also musste ich drauf achten, damit nicht die Nachbarn nervte, was prompt passierte, obwohl ich ihn leise stellte. Ohne das Plektrum erzielte ich einen runderen, weicheren Klang."
Kampf gegen die Krämpfe im Daumen
In seinen Soli – das war die zweite Neuerung, die sein Markenzeichen wurde – spielte Wes Montgomery häufig in Oktaven. Wie er auf die Idee kam?
"Das passierte beim Stimmen. Die Gitarre ist immer verstimmt. In den tiefen Lagen ging's noch, in den hohen klang sie immer falsch. Ich prüfte die erste und die dritte Saite, rutschte dabei das Griffbrett hoch, und es ergab sich eine Tonleiter. Durch Zufall. Ich dachte, klingt ja gar nicht schlecht."
Die Sache mit dem rechten Daumen und den Oktaven in der linken Hand war physisch schwer, anfangs bekam Wes oft Krämpfe davon. Musiker aus aller Welt aber schrieben ihm Briefe, er solle doch mal seine Spielweise erklären. Stapelweise gibt es heute Handbücher mit Transkriptionen seiner Soli. Aber noch immer tauchen unbekannte Meisterwerke von ihm auf.
"Ich hatte lange nur für mich gespielt. Es war gute Musik und ich nahm sie auf, aber sie erreichte erstmal nur andere Musiker. Dann versuchte ich es mit melodischeren, vereinfachten Dingen und verkaufte mehr Platten."
"Das passierte beim Stimmen. Die Gitarre ist immer verstimmt. In den tiefen Lagen ging's noch, in den hohen klang sie immer falsch. Ich prüfte die erste und die dritte Saite, rutschte dabei das Griffbrett hoch, und es ergab sich eine Tonleiter. Durch Zufall. Ich dachte, klingt ja gar nicht schlecht."
Die Sache mit dem rechten Daumen und den Oktaven in der linken Hand war physisch schwer, anfangs bekam Wes oft Krämpfe davon. Musiker aus aller Welt aber schrieben ihm Briefe, er solle doch mal seine Spielweise erklären. Stapelweise gibt es heute Handbücher mit Transkriptionen seiner Soli. Aber noch immer tauchen unbekannte Meisterwerke von ihm auf.
"Ich hatte lange nur für mich gespielt. Es war gute Musik und ich nahm sie auf, aber sie erreichte erstmal nur andere Musiker. Dann versuchte ich es mit melodischeren, vereinfachten Dingen und verkaufte mehr Platten."
Großer Einfluss für andere Jazzgitarristen
Sein Manager freute sich über die wachsende Popularität, doch in Konzerten verzichtete der Gitarrist auf den Sound der oft überproduzierten Hitalben. Wes trat weiter in Clubs auf, nur im Trio oder Quartett. Von George Benson bis Pat Metheny haben nahezu alle großen Jazzgitarristen dem Mann mit der Gibson L-5 unendlich viel zu verdanken.
Wes Montgomery, der die meiste Zeit in Indianapolis lebte, erlag am 15. Juni 1968 einem Herzinfarkt. Hell aber leuchtet noch heute der Komet "Wes" am Firmament des Jazz.
Wes Montgomery, der die meiste Zeit in Indianapolis lebte, erlag am 15. Juni 1968 einem Herzinfarkt. Hell aber leuchtet noch heute der Komet "Wes" am Firmament des Jazz.