Ein getreuer Schüler Machiavellis
Cosimo I. entstammte der berühmten florentinischen Familie de' Medici. Seine lange Herrschaft über die Toskana war ein Paradebeispiel für strategische Machtpolitik. Mit seinen Gegnern ging der spätere Großherzog nicht zimperlich um.
In martialischer Ritterrüstung, mit kurzen Haaren und ernstem Gesichtsausdruck, einen Helm in der Hand – so tritt uns Cosimo I. de' Medici auf einem berühmten Gemälde Bronzinos von 1545 entgegen.
"Die einzige Möglichkeit, die es für so einen jungen Mann gab, war ein Condottiere zu werden, ein Soldatenführer", sagt die Historikerin Friederike Hausmann, Verfasserin etlicher Bücher über die Renaissance.
Familie mit finanziellen Problemen
Cosimo wurde am 12. Juni 1519 in Florenz geboren. Sein Vater Giovanni delle Bande Nere, auch er ein gefürchteter Condottiere, gehörte zu einer Nebenlinie der Medici. Er starb, als Cosimo sieben Jahre alt war.
"Dieser Zweig der Medici-Familie war relativ arm, die hatten immer ganz große Geldprobleme. Und deswegen hat die Mutter versucht, in Rom Anschluss zu finden."
Die tief katholische Mutter Maria Salviati war stolz, zu den Medici zu gehören, und sorgte für eine gute Erziehung. "Ich denke, man muss unbedingt für seine Zeit, auch wenn er da noch ganz klein war, da war er dann gerade acht, das Ereignis, was damals für Italien erschütternd und bedeutsam war, das war der Sacco di Roma. Nachdem Kaiser Karl enttäuscht war von Clemens VII., auch ein Medici-Papst, ist er nach Rom gezogen. Dann sind da die wichtigsten Heerführer gestorben, und es kam zu dieser ungeheuren Plünderung und Zerstörung Roms. Das war ein Schock für die gesamte, eigentlich schon für die Welt."
Unerwartet als Herzog von Florenz anerkannt
Italien war von Kriegen zerrissen, bei denen die Großmächte Frankreich und Spanien ihre Finger im Spiel hatten. 1537 wurde der Herzog von Florenz, Alessandro de' Medici, ermordet. Auf einmal bot sich dem 17-jährigen Cosimo eine unerwartete Chance. Er galt als legitimer Nachfolger und wurde von Karl V. anerkannt.
"Er hat alle seine Gegner, die sich ihm entgegengestellt haben, von vorn herein kaltgestellt und brutal ermorden lassen. Das entspricht genau den Ratschlägen, die Machiavelli gegeben hat, nämlich: Wer an die Macht kommt, der muss als erstes hart durchgreifen und dann kann er allmählich sanfter und friedfertiger werden, aber am Anfang muss erst mal Tabula rasa gemacht werden."
Kühl beherzigte Cosimo die Prinzipien des Staatsphilosophen Niccolò Machiavelli, der in seinem Werk "Il Principe" von 1532 für die unumschränkte Herrschaft eines Einzelnen plädiert hatte, weil er nur darin für Florenz die Möglichkeit sah, den inneren Zwist zu überwinden. Nach Machiavellis Überzeugung waren moralische Kategorien für politisches Handeln unwesentlich – es ging um Tatkraft und Erfolg.
Großherzogtum Toskana
Cosimo führte eine Reihe von Kriegen, beschnitt die Oligarchen in ihren Rechten und stabilisierte seine Macht. Auf Zeitgenossen wirkte er wie eine Verkörperung des Principe. Vor allem brachte er nach 15-monatiger Besatzung 1556 die widerständige Republik Siena zu Fall, was eine große Genugtuung war.
Ein kluger Schachzug war die Eheschließung mit Eleonora von Toledo. Dadurch hatte Cosimo 1539 in das spanische Königshaus eingeheiratet. Der Papst erhob Florenz 1569 zum Großherzogtum. Cosimos Staat umfasste nun beinahe die gesamte Toskana. Hohe Steuern belasteten die Bürger, der Handel lag darnieder, aber Cosimo reformierte die Gesetzgebung, modernisierte das Staatswesen und trat als Mäzen auf.
Nach der Krise kam eine neue Blütezeit
"Das späte Leben war durchaus fürstlich. Und 1559, da kommt auch Italien wieder zur Ruhe, allerdings geschwächt. Da ist der Palazzo Pitti sein Palast gewesen, da ist noch einmal eine Blütezeit, wie man zum Beispiel an den wunderbaren Bildern von Bronzino sehen kann."
1562 starben seine Ehefrau Eleonora und zwei seiner Söhne, vermutlich an Malaria. Cosimo de' Medici heiratete erneut, war aber bereits schwer krank. Mit seinem Tod 1574 endete Cosimos 37-jährige Herrschaft, die ein frühes Beispiel für strategische Machtpolitik war.