Die Hilfsorganisation CARE wird gegründet
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hungerten Millionen von Menschen in den zerstörten Städten Europas. Um sie zu unterstützten, gründeten mehr als 20 karitative Verbände in den USA am 27. November 1945 die Hilfsorganisationen CARE und versorgten in den Folgejahren Millionen Menschen mit Lebensmitteln. 1960 war dann in Deutschland Schluss.
Ein Aufruf von CARE an die Amerikaner, Geld zu spenden, um damit Lebensmittelpakete für die notleidende Bevölkerung in Europa zu finanzieren. 22 Hilfsorganisationen in den USA, unter ihnen Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften, hatten am 27. November 1945 in Washington CARE gegründet, die "Cooperative for American Remittances to Europe". Prominente Politiker unterstützten die auf private Initiative entstandene "Genossenschaft für amerikanische Sendungen nach Europa", so die deutsche Bezeichnung.
Die ersten Lebensmittelpakete im Wert von jeweils zehn Dollar kamen aus Beständen der US-Armee und waren für Frankreich bestimmt. Im Februar 1946 genehmigte Präsident Harry S. Truman die Lieferung humanitärer Hilfsgüter auch an den früheren Kriegsgegner Deutschland. Im Sommer erreichte das erste Schiff mit 35.000 Carepaketen Bremen. Die Sendungen gingen zunächst in die amerikanische, später auch in die britische und französische Zone.
"Hier an der Pier liegt ein großer Dampfer. Sein Name ist "Golden Light". Dieses Schiff hat von New York eine Menge von Carepaketen gebracht, die hier verladen werden mit dem Ziel zur französischen Zone."
Die Pakete, ursprünglich dafür vorgesehen, in Kriegszeiten zehn Soldaten mit einer Mahlzeit zu versorgen, enthielten Fleisch, Cornflakes, Pudding, Zucker, Kakao, Kaffee, Butter, Käse, eine Packung Zigaretten und das obligatorische Kaugummi.
"Da gab es Corned Beef in diesen merkwürdig schrägen Dosen, und das schmeckte auch gut. Wir waren ja so verhungert. Das war Fleisch. Und dann der Bohnenkaffee."
Danksagung per Radio
Wer wollte, konnte in den USA seine Spende an Verwandte oder Bekannte in Europa persönlich adressieren. Ihren Dank richteten die deutschen Empfänger über den Rundfunk an den Onkel und die Tante in Amerika.
"Liebe Tante Emilie, es ist uns allen ein Bedürfnis, zu Dir zu sprechen, weil wir doch jeden Tag so viel an Dich denken. / Du ahnst nicht, was uns solche Hilfe bedeutet. Aber noch höher als deine Hilfe steht uns das Erleben, dass es da drüben doch noch so gute Menschen gibt."
Ende der Lieferungen ab 1960
1960 stellte CARE die Lieferungen ein, in Zeiten des wachsenden Wohlstands waren die Westdeutschen nicht mehr auf Hilfe aus Übersee angewiesen. Fast zehn Millionen Pakete im Wert von 360 Millionen D-Mark hatte die Organisation in der Bundesrepublik und West-Berlin verteilt. In die DDR, die Hilfe vom "imperialistischen Feind" ablehnte, gingen lediglich 80.000 Carepakete.
Die abweisende Haltung des Ostblocks änderte sich Jahrzehnte später nach dem Untergang der Sowjetunion. Heribert Scharrenbroich, Kuratoriumsvorsitzender von CARE Deutschland:
Die abweisende Haltung des Ostblocks änderte sich Jahrzehnte später nach dem Untergang der Sowjetunion. Heribert Scharrenbroich, Kuratoriumsvorsitzender von CARE Deutschland:
"Nach dem Fall der Berliner Mauer haben wir eine Großaktion gemacht: Helft Russland! Das war ja dieser Hungerwinter, und da sind wir unterstützt worden von der deutschen Bevölkerung mit 138 Millionen D-Mark."
Heute ist CARE weltweit in 90 Ländern tätig, wird getragen von 14 nationalen Organisationen und leistet – neben dem Einsatz in Katastrophengebieten – auch langfristig angelegte Projekthilfe. Felix Wolf, bei CARE zuständig für den Balkan:
"Insbesondere unterstützt CARE Roma-Mädchen dabei, in die Schule zu gehen, und arbeitet gemeinsam mit Lehren und mit Eltern zum einen, die Vorurteile gegenüber Roma-Kindern in den Schulen zu überwinden, und zum andern auch den Wert von Bildung in den Familien besser zu verankern."
Grenzen der Hilfe
Doch im Vordergrund steht weiterhin der Einsatz in Krisen- und Kriegsgebieten, gegenwärtig auch in den Flüchtlingslagern rund um Syrien. In Jordanien zum Beispiel unterhält CARE mehrere Betreuungszentren, in denen hilfsbedürftige Menschen finanzielle, medizinische und psychosoziale Unterstützung bekommen. Ein Tropfen auf den heißen Stein, so Johanna Mitscherlich von CARE Deutschland, vor Ort in Jordanien:
"Man muss aber ganz klar sagen, dass CARE und andere Hilfsorganisationen eben nicht allen helfen können, weil das immer noch eine sehr, sehr unterfinanzierte Krise ist und vermutlich auch in den nächsten Jahren weiterhin sein wird. Das ist die größte humanitäre Krise unserer Zeit, und das wird sich sowohl in Solidarität als auch in Aufmerksamkeit für diese Krise auch spiegeln."