Sieg der Normannen über die Angelsachsen bei Hastings
Die Schlacht bei Hastings hat der Geschichte Englands und Westeuropas eine neue Richtung gegeben. Kurzfristig entschied sie den Streit zweier Anwärter auf den englischen Thron. Aber sie hatte Folgen für die nächsten Jahrhunderte. Vor 950 Jahren standen Normannen und Angelsachsen einander gegenüber.
Als der Waffenlärm verklungen war, bei einbrechender Dämmerung, ritt der Sieger über das Schlachtfeld.
"Es war unmöglich, die Toten zu betrachten ohne eine Regung des Bedauerns. Die Blüte der Jugend und des Adels Englands bedeckte weit und breit den Boden."
So schildert der normannische Chronist Wilhelm von Poitiers die Szenerie am Abend des 14. Oktober 1066. Sein Herr, dem er als Hofkaplan diente, Herzog Wilhelm, war zu Beginn dieses Tages noch lediglich Herrscher über die Normandie gewesen. Jetzt hatte er den entscheidenden Schritt auf dem Weg getan, der ihn sieben Wochen später zur Krönung in der Londoner Westminster Abbey führte. Unter den Toten auf dem Feld lag auch Harold Godwinson, Englands letzter angelsächsischer König. Seine Leiche war derart zugerichtet, dass es der Expertise einer intimen Kennerin bedurfte, um sie aufzufinden, wie der Kölner Historiker Dominik Waßenhoven erzählt.
Als Flüchtling in die Normandie
"Er hat eine langjährige Geliebte gehabt, Edith Schwanenhals, und die soll auf das Schlachtfeld gekommen sein, um ihn zu identifizieren, weil er im Gesicht so entstellt war, dass man ihn nicht mehr identifizieren konnte, und sie konnte ihn anhand bestimmter Körpermale identifizieren."
Die Schlacht bei Hastings hat der Geschichte Englands und Westeuropas eine neue Richtung gegeben. Kurzfristig entschied sie den Streit zweier Thronanwärter, des Normannen Wilhelm und des Angelsachsen Harold. Seit Beginn des 11. Jahrhunderts hatte England turbulente Zeiten erlebt, war drei Jahrzehnte lang Teil des dänischen Reiches. Gegen die Gefahr aus Skandinavien suchten die angelsächsischen Könige Beistand jenseits des Kanals. Harolds Vorgänger Eduard der Bekenner war als Flüchtling in der Normandie aufgewachsen, umgab sich mit normannischen Beratern, als er 1042 den Thron bestieg.
"Natürlich ist Harold Godwinson, der im Jahr 1066 eben König war, im Nachhinein vor allen Dingen als der letzte angelsächsische König stilisiert worden, der versucht hat, sich gegen die übermächtigen Normannen zu wehren, während Eduard der Bekenner in diesen Quellen häufig als derjenige beschrieben wird, der die Normannen ins Land gelassen hat."
Ein unehelicher Sohn seines Vorgängers
Schon früh soll sich der kinderlose Eduard auf den normannischen Herzog als Wunschnachfolger festgelegt haben. Allerdings hat er es sich dann offenbar anders überlegt, das bestätigen auch normannische Chronisten. Auf dem Sterbebett habe sich Eduard entschlossen, seinen Thron dem mächtigsten Adligen seines Reiches, Harold Godwinson, zu vererben. Dieser Sinneswandel hatte aus normannischer Sicht allerdings keine Rechtswirkung. Der kampferprobte Herzog Wilhelm war entschlossen, sich den Affront nicht bieten zu lassen, als Harold noch am Tag der Beisetzung Eduards im Januar 1066 den Thron bestieg.
"Er hat schon in früher Zeit Schlachten gewonnen, weil er nur ein unehelicher Sohn war seines Vorgängers und Vaters, und deswegen musste er sich erst mal gegen einige durchsetzen, die meinten, sie könnten genauso gut Herzog der Normandie sein."
Im Frühherbst 1066 überstürzten sich die Ereignisse. Über die Nordsee kam der norwegische König Harald Hadrada mit 500 Schiffen, um England zu erobern. Am 25. September vernichtete Harold Godwinson die norwegische Streitmacht bei Stamford Bridge im Nordosten seines Reiches. Zwei Tage später, in der Nacht zum 28. September, überquerte Herzog Wilhelm mit seinen Truppen den Kanal. In Eilmärschen zog Harold nach Süden. Bei Hastings trafen zwei etwa gleich starke Armeen aufeinander. Es wurde ein zähes, langwieriges Ringen.
"Schlachten im Mittelalter dauerten in der Regel nicht länger als zwei Stunden. (…) Aber diese Schlacht soll vom frühen Morgen (…) bis eben zur Abenddämmerung, also man könnte grob sagen, von 9 bis 17 Uhr etwa gedauert haben, was ungewöhnlich lang ist."
Bis in den Nachmittag stand der Ausgang auf der Kippe. Der Chronist preist Wilhelms eiserne Nerven.
"Er führte seine Truppen mit großem Geschick, hielt sie auf, wenn sie sich zur Flucht wandten, flößte ihnen Mut ein, teilte alle ihre Gefahren."
"Es gibt diese Beschreibung, dass er seinen Helm gelüftet hat (...), weil es ein Gerücht gegeben haben soll, dass er bereits tot sei, um zu sagen: Nein, seht her, ich lebe noch, wir können weiterkämpfen."
Zu den Folgen zählt sogar die Entstehung des modernen Englisch als Amalgam des Angelsächsischen mit dem Französischen der normannischen Eroberer.
"Langfristig ist es so, dass England im Grunde genommen stärker an Europa (…) gebunden wird. Letztlich kann man sagen, diese Verbindung hat dann auch zum
Hundertjährigen Krieg geführt, und damit sind wir dann ja schon sehr weit im Spätmittelalter eigentlich, also es hatte Folgen für die nächsten Jahrhunderte."
Hundertjährigen Krieg geführt, und damit sind wir dann ja schon sehr weit im Spätmittelalter eigentlich, also es hatte Folgen für die nächsten Jahrhunderte."