Mehr zum Thema: Hören Sie hier das Interview mit unserem Filmkritiker Patrick Wellinski, wenn Sie mehr über den Golden-Globes-Favoriten "La La Land" erfahren wollen.
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Schwarze Filmemacher mit Siegchancen
Im vergangenen Jahr kritisierten schwarze Schauspieler und Regisseure, dass die Filmbranche in Hollywood sie diskriminiere. Die bevorstehende Verleihung der Golden Globes zeigt, dass Minderheiten im Jahr 2017 wohl mehr Würdigung erfahren werden.
Drei Filme werden in Hollywood zur Zeit immer wieder genannt, wenn es um Aussichten auf Preise geht: "La La Land”, "Moonlight” und "Manchester by the Sea”. Also der Reihe nach:
"La La Land”, das ist ein alter Spitzname für Los Angeles. Und das Musical von Damien Chazelle, der sich schon mit "Whiplash” einen Namen gemacht hat, erzählt die wunderbar altmodische Geschichte einer angehenden Schauspielerin und eines Pianisten, die in der Filmstadt auf der Suche nach dem ganz großen Erfolg sind. Emma Stone und Ryan Gosling tanzen, singen und lieben sich um die Wette. Gleich sieben Mal ist "La La Land” nominiert und hat damit rechnerisch die besten Chancen.
Dicht gefolgt von "Moonlight” mit sechs Nominierungen. Der Film erzählt die Geschichte eines schwarzen, schwulen jungen Mannes in drei Kapiteln: Als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener. Mit langen, intensiven Einstellungen gibt Regisseur Barry Jenkins dem Zuschauer Zeit, im präzisen Porträt der drei Darsteller des jungen Mannes nach Ähnlichkeiten und Veränderungen zu suchen.
"Moonlight” ist auch ein Beleg dafür, dass es nach der "Oscars so White”-Debatte im vorigen Jahr diesmal besonders viele hervorragende Produktionen von und mit schwarzen Filmschaffenden gibt. Wenn die Oscar-Academy am 24. Januar ihre Nominierten verkündet, hat sie noch weniger Grund als in den vergangen zwei Jahren nur weiße Darsteller zu nominieren. Auch Denzel Washington hat zum Beispiel Chancen auf einen Golden Globe Globe für seine Leistung im Sozialdrama "Fences”, bei dem er auch Regie geführt hat.
Barometer für die Oscars
Mit fünf Nominierungen geht "Manchester by the Sea” ins Rennen. Unter anderem ist Hauptdarsteller Casey Affleck nominiert, der einen Mann spielt, über dessen Leben der Schatten eines tragischen Ereignisses in der Vergangenheit liegt.
Die Golden Globes gelten als Barometer für die Oscars - das liegt zum einen daran, das Filmpreise eine Art Schneeballeffekt entwickeln. Wird ein Film erst mal ausgezeichnet und ist als preiswürdig im Gespräch und in den Medien, erhöht das die Chancen, dass zum Beispiel die Academy-Mitglieder darauf aufmerksam werden. Außerdem hilft es, dass die Golden Globes in manchen Kategorien gleich zwei Preise vergeben - für die Bereiche "Drama” und "Komödie/Musical”. In letzterer ist auch Meryl Streep nominiert für ihr Porträt der exzentrischen Musikliebhaberin und nicht besonders guten Sängerin Florence Foster Jenkins.
Natalie Portman kann sich Hoffnung auf einen Preis in der Sparte "Drama” machen - im Film "Jackie” spielt sie Jackie Kennedy - nur wenige Tage, nachdem Präsident Kennedy erschossen wurde.
Dieses Jahr könnte auch ein deutscher Film einen Golden Globe holen: In der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film ist Maren Ades Tragikomödie "Toni Erdmann” nominiert. Der Film wurde unter anderem von SWR, WDR und Arte koproduziert.
Gags über Donald Trump
Auch Fernsehserien werden bei den Golden Globes ausgezeichnet. Diesmal sind unter anderem die Familiengeschichte "This is us” und die Serie "Westworld” nominiert. In der Mischung aus Western und Science Fiction auf der Basis des gleichnamigen Films aus den 70ern geht es um einen Vergnügungspark der Zukunft, in dem Roboter, die Menschen täuschend ähnlich sind, den Besuchern eine Szenerie des Wilden Westens vorgaukeln - doch die Maschinen, die der von Anthony Hopkins gespielte Erfinder geschaffen hat, sind so weit entwickelt, dass sie schließlich ihr eigenes Bewusstsein entdecken.
Moderiert wird die Verleihung der Golden Globes von Jimmy Fallon. Der Komiker und Late-Night-Moderator hat schon einige Gags auf Kosten von Donald Trump angekündigt. Wer weiß, vielleicht antwortet der künftige Präsident ja gleich während der Verleihung über Twitter.