Vorbei an blühenden Apfelbäumen

Von Georg Gruber |
Laufen ist wahrscheinlich die Sportart, für die man am wenigsten braucht: Laufschuhe, sonst nichts. Gesund ist es auch noch. Warum läuft dann nicht jeder, wenn’s so einfach und unkompliziert ist? Mit einem Trainer ist alles leichter, am besten mit einem echten Profi. Mit Dieter Baumanns interaktivem Lauftrainer.
Laufen. Es ist nie zu spät, gute Vorsätze in die Tat umzusetzen. Laufen kann man immer, zu jeder Jahreszeit, im Herbst, im Winter, im Frühling, im Sommer. Der Weg zum Park wird natürlich auch schon gelaufen. Ist klar. Laufen, das kann eigentlich jeder. Aber heute, wo sich kaum einer auf seinen Beinen längere Strecken selbst fortbewegt, will auch das gelernt sein.

"Jetzt geht’s los. Mit diesem Slogan möchte ich Sie begrüßen, egal ob Sie Laufeinsteiger oder ambitionierter Läufer sind."

Schön, wenn da jemand ist, der einem Tipps geben kann. Ein persönlicher Trainer. Dieter Baumann zum Beispiel, der muss wissen, wie man vorwärts kommt, ist er doch Olympiasieger und einer der erfolgreichsten deutschen Langstreckenläufer. Also kann eigentlich nichts schief mehr gehen.

"Mein interaktiver Lauftrainer wird Ihnen zu einem neuen Lebensgefühl verhelfen. Tun Sie etwas für sich und Ihre Gesundheit. Setzen Sie sich in Bewegung! Es liegt an Ihnen! Laufen Sie los!"

Und zwar Schritt für Schritt. Der erste: Computer hochfahren. Der zweite Schritt: CD-Rom installieren. Dann eröffnet sich eine neue Laufwelt. Eine auf den ersten Blick etwas verwirrende Vielfalt. Untermenüs zu Ausrüstung, Ernährung, Lauftechnik, Motivation und Funktionsgymnastik.

"Wie lange ist ein langer Dauerlauf? Das ist wirklich eine berechtigte Frage."

Wo anfangen? Am besten beim Kapitel: "Was ist Training". Da wird’s dann ganz wissenschaftlich.
"Um den Effekt der Superkompensation optimal zu nutzen, müssen Sie theoretisch immer dann einen neuen Trainingsreiz setzen, wenn sich die Kurve am höchsten Punkt der Superkompensationskurve befindet."

Dieter Baumann verkündet seine Weisheiten gern per Videobotschaft, vor blühenden Apfelbäumen und grünen Wiesen oder auf einem Waldweg. Überkommene Weltbilder geraten ins wanken: Nichts ist, wie es scheint. Oder doch?

"Beim Gehen berührt die Verse zuerst der Boden. Das heißt natürlich nicht, dass das beim Laufen auch so sein muss. Ich beispielsweise bin ein ganz typischer Vorfußläufer, was aber auch nicht bedeutet, dass es für jeden gut ist, auf dem Vorderfuß zu tänzeln"

Besonders wenn man draußen ist, in der Natur, dann scheint wirklich alles kinderleicht. Auf einem Feldweg, wieder einmal malerisch an blühenden Apfelbäumen vorbei, im Hintergrund ein schwäbisches Dorf.

"Nehmen Sie dabei ihre Arme mit und achten Sie darauf, dass ihr Schwungbein hoch oben in die Weite nach vorne geht."

In die Weite und nach vorne, Laufen als Sinnbild ewigen Strebens. Wer denkt da nicht an Joschka Fischer und seinen Lauf zu sich selbst? Am besten durch Wiesen und blühende Landschaften. Doch die Realität sieht anders aus: Bürgersteige, Autos, vierspurige Straßen, Baustellen pflastern den Weg zum Park, wo man dann wie in einem Hamsterkäfig seine Runden drehen kann.

"Das Schöne am Laufen? Schwer zu sagen. Ich tu es, um fit zu bleiben, nicht körperlich, sondern im Kopf, um den Tag zu überstehen. Kraft-Ausdauer-Training. Das ist für Sie genau das Richtige!"

Beim Dehnen sollten Sie immer in Ihren Körper hineinhören. Laufen hat Suchtpotential.

"Wir haben beide Drogentherapie gemacht und dann Lauftherapie und jetzt laufen wir weiter, um von den Drogen frei zu bleiben. Ihre Arme sind der Turbo beim Laufen, nutzen Sie sie auch dafür, nehmen Sie sie aktiv mit!"

Also, immer die Arme mitnehmen. Vor dem PC-Bildschirm kann man mit Hilfe des interaktiven Lauftrainers viele weitere schöne Technikdetails studieren, immer mit fachkundigem Rat. Dieter Baumann zeigt Dehnübungen, gibt Tipps für Kraft- und Ausdauertraining. Man kann seinen Kalorienbedarf und den Body-Maß-Index ausrechnen. Und sich individuelle Lauf-Trainingspläne erstellen, passend für Anfänger und Leute, die mehr wollen.

"Wenn Sie vier Mal pro Woche laufen, können Sie ohne weiteres zwei schnelle Belastungen in ihr Training einbauen."

Auf der CD-Rom findet sich aber auch ein Hinweis, der nachdenklich stimmt: Regelmäßiges Training hilft, falscher Ehrgeiz schadet. Nur wo fängt der falsche Ehrgeiz an?

"Tun Sie was für sich und ihre Gesundheit. Setzen Sie sich in Bewegung! Es liegt an ihnen!"

Ja, es liegt an jedem einzelnen, etwas für sich zu tun. Klar, doch diese Erkenntnis macht’s auch nicht unbedingt einfacher.