Im Kleinen ganz Groß
Kommunalpolitik geht in Rheinland-Pfalz immer auch durch den Magen. In den aktuellen Kommunalwahlprogrammen einiger Parteien werden etwa mehr "Dorfläden" gefordert, die eine regionale Versorgung mit gesunden Lebensmitteln sichern sollen. Lokales Engagement à la carte, das die Zukunft des ländlichen Raumes sichern helfen soll.
Marget Örding kassiert im Dorfladen des Wallfahrtsortes Klausen in der Eifel. Kuchentheke, Gemüseregale in einem frisch renovierten mittelalterlichen Rund-Gewölbe, an den Schaufenstern zur Straße raus helle und freundliche Cafétische: Der Klausener Dorfladen ist im Gastronomiebereich eines ehemaligen Hotels untergebraucht und liebevoll eingerichtet. Betrieben wird der Dorfladen nicht von Privatpersonen, sondern von einem Verein im Auftrag des Gemeinderates:
"Es muss 2006 gewesen sein, da war eine Bürgerversammlung, die jährlich stattfindet. Da können die Bürger einfach mal loswerden, was ihnen am Ort gefällt und an der Arbeit des Gemeinderates und was ihnen nicht gefällt. Da ist dann das Thema aufgekommen, wir bräuchten unbedingt noch mal eine Einkaufsmöglichkeit im Ort. Weil die anderen Läden alle aus Altersgründen zu gemacht haben. Und das hat der Gemeinderat dann aufgegriffen. Und das umgesetzt, innerhalb eines Jahres, kann man fast sagen."
Der Laden läuft
Seitdem ist alles anders geworden in Klausen, erzählt Angelika Meyer. Sie ist die Frau des Bürgermeisters des rund 1400 Einwohner zählenden Dorfes in der Südeifel. Seit sieben Jahren gibt es wieder frisches Gemüse, Eier und Fleisch in Klausen zu kaufen, Brot und Kuchen und haltbare Vorräte, so viel man will. Dass der Laden läuft, hängt nicht unbedingt mit der Größe des Ortes zusammen, betont Angelika Meyer:
"Unser Dorf hat jetzt so 1400 Einwohner, das ist schon okay. Es gibt aber auch Orte mit 800 Leuten, da funktioniert es auch sehr gut. Es kann aber auch sein, es gibt Orte mit 2000 Einwohnern, da funktioniert es nicht. Die Einstellung der Leute ist das Entscheidende. Ob man dahinter steht oder nicht."
Der Gemeinderat in Klausen steht hinter seinem Dorfentwicklungsprojekt, in dem der Dorfladen eine zentrale Rolle spielt. Dorfentwicklungsprojekte dienen landesweit dazu, Leerstand und Verfall in Ortskernen zu verhindern.
Rund zwei Millionen Euro öffentliche Mittel investierte die Eifelkommune Klausen bisher in das ehemalige Hotel "Eberhardsklause", um es zum kulturellen Mittelpunkt des Dorfes zu machen. Mit dem "Dorfladen" als Hauptattraktion für die Bewohner. 60 Prozent der Umbaukosten zahlte das Land Rheinland-Pfalz.
Nach Abschluss der Umbauarbeiten übergab die Gemeinde die Trägerschaft des Ladens einem Bürgerverein. Angelika Meyer:
"Die Organisationsform ist folgende: Wir sind ein wirtschaftlicher Verein. Es ist wie bei einem anderen Verein auch. Nur wir dürfen am wirtschaftlichen Leben teilnehmen und dürfen auch wirtschaftliche Erfolge erzielen. Das ist ein Verein mit einem Vorstandsvorsitzendem, einem richtigen Vorstand und Mitgliedern."
Klausen ist ein Wallfahrtsort
Neben dem Laden wurde ein neues Gemeindebüro eingerichtet. In den ehemaligen Hotelzimmern im Obergeschoss ist eine Pilgerherberge mit 35 Betten entstanden. Denn Klausen ist ein Wallfahrtsort und gleichzeitig Teil des berühmten internationalen Jakobs-Pilgerwegs - des Camino nach Santiago de Compostella:
"Vor allem aber auch, weil hier der Mosel- und der Eifelcamino zusammenlaufen. Die treffen sich also hier. Und das sind überwiegend Pilger, die einzeln laufen oder in Gruppen."
Die Pilger können in der Herberge übernachten oder wenigstens bei einem Capuccino im Dorfladen eine Pause machen. Wie die Klausener Rentnerinnen Hannelore Babeln und Margret Örding nach einem Spaziergang:
Hannelore Babeln: "Es war ja hier gar nichts mehr. Und dann hat ja der Mayer das hier gemacht. Ich fand das sehr gut."
Margret Örding: "Nach dem Spaziergang sind wir mit einer Tasse Kaffee mal hier. Ist ne Abwechslung."
Hannelore Babeln: "Wir sind auch froh, dass der Laden hier im Dorf ist. Für die älteren Leute ist das sehr gut."
Angelika Meyer: "Eigentlich noch übergeordnet über das Einkaufen ist hier der Treffpunkt. Diese soziale Komponente, die ist unwahrscheinlich wichtig. Hier kommen also oft Leute hin, die jetzt zu hause allein sind. Die setzen sich hier hin, trinken eine Tasse Kaffee und reden mit uns oder reden mit anderen Leuten, die gerade vorbeikommen. Man trifft sich hier, man trifft immer jemanden, mit dem man reden kann. Und das ist ganz, ganz wichtig in den Orten, die ja doch allmählich vereinsamen. Viele sitzen allein zu hause und dagegen ist es hier auch sehr, sehr gut. Muss man wirklich sagen."
Lebensmittelläden stehen leer
In vielen umliegenden Dörfern in der Eifel stehen frühere Lebensmittelläden leer. Die Ortskerne veröden, die Dorfbewohner sind aufs Auto angewiesen, um einkaufen zu können.
Die Kommunalpolitik muss reagieren, wenn sie nicht riskieren will, dass die Dörfer sterben. Gemeinnützig organisierte „Dorfläden“ sind ein Weg, der zeigt: Politik geht gerade im ländlichen Raum schon seit langem mehr und mehr durch den Magen.
Im Klausener Gemeinderat wurde jedoch lange diskutiert, ob man das finanzielle Risiko eingehen soll, das leerstehende Hotel im Ortskern zu kaufen. Das Ortsparlament habe es sich nicht leicht gemacht und sich über andere Dorfladen-Projekte dieser Art informiert, bevor man selbst loslegte, betont Angelika Meyer:
"Wir waren bei vielen Veranstaltungen der Landesregierung und auch im Wirtschaftsministerium, wo das Gesamtkonzept für Rheinland-Pfalz vorgestellt wurde und sind auch mit anderen in Kontakt gekommen. Allerdings: Bevor wir loslegten, haben wir uns zwei angeschaut, weil es da noch nicht viele gab."
Inzwischen haben sich bundesweit bereits rund 200 Dorfläden in einem "Dorfladen-Netzwerk" organisiert. Und: Die Zahl der gemeinnützig organisierten Dorfläden wächst weiter. Denn viele Gemeinden wollen nicht länger zusehen, dass die Läden in ihren Ortskernen vernagelt werden und die Minimalangebote an Lebensmitteln und Sozialkontakten verloren gehen.
Wie in Unterjeckenbach im Pfälzer Bergland. Dort gibt es schon längst keine Kneipe, keinen Laden und kein Vereinsleben mehr. Die Bewohner, die man auf der Straße anspricht, verstecken ihre Traurigkeit angesichts dieser Entwicklung nicht. Denn sie mögen ihren Ort sehr:
"Also, Unterjeckenbach mag aus der Welt liegen. Aber wir finden es wunderschön hier."
"Die Zukunft, die sieht hier ganz, ganz schlecht aus. Weil Infrastruktur ist gar nichts. Ich bin vor vierzig Jahren hier her gekommen. Da waren wir, wenn ich mich recht erinnere, so 113 etwa. Und jetzt sind wir noch 78. Und davon sind zwanzig Leute um die 80 Jahre alt. Vier Kinder haben wir noch, die unter achtzehn sind. Und da weiß man, was los ist."
"Als wir kamen gab es donnerstags noch einen Gemeinschaftsabend, wo wir uns getroffen haben. Das ist alles eingeschlafen."
Dorfladen fördert Gemeinschaft
Eine Entwicklung wie in Unterjeckenbach will man in Klausen aktiv verhindern: Dass die Jüngeren wegziehen, weil es hier keine Arbeit und kein Gemeinschaftsleben gibt. Dazu dient auch der Dorfladen. Gerade am Wochenende werden dort ganz bewusst Schülerinnen und Studentinnen beschäftigt, die sich nebenbei ein paar Euro verdienen können. Ein Anreiz, auch während des Studiums nicht ganz aus dem Ort wegzuziehen. Die sechzehnjährige Schülerin Lena Meyer gehört zu denjenigen, die am Wochenende den Dorfladen aufhalten. Samstags und sonntags:
"Einen halben Tag meistens, einmal am Wochenende. Wir kommen ja auch alle aus dem Dort und da ist es einfach, hier hin zu kommen.
Vielfach hat ja so ein Laden den Ruf ein bisschen altbacken, Tante Emma Laden oder sowas zu sein. Und bei uns ist es so beim Personal: grad am Wochenende also Schüler und Studenten am Wochenende beschäftigt."
Sagt Angelika Meyer, während ihre Kollegin Heidi Steffen die Kuchentheke betreut. Sie gehört zu den älteren Frauen, die im Laden mit anpacken – auf Minijob-Basis. Sie würde sich freuen, wenn noch mehr von den alteingesessenen Klausenern im Dorfaden einkaufen als bisher:
"Ich wäre froh, wenn noch mehr Klausener hier kaufen kämen. Es kommen viele aus den umliegenden Dörfer. Die Klausener selbst nehmen es nicht alle so an."
"Wir finanzieren uns selber, das ist auch unser Ziel. Also der Laden muss sich tragen. Wir bezahlen hier Miete, wir bezahlen sämtliche Nebenkosten. Das muss sich alles selber tragen, das ist nichts, was sich irgendwie aus Steuergeldern oder irgendwie sonst zugeschossen würde."
Kommunalpolitiker kommen, um von Klausen zu lernen
Der Dorfladen in Klausen ist längst ein Vorbild – nicht nur für die Menschen in Unterjeckenbach, dem schönen Dorf im Pfälzer Bergland, das aber keinen Laden und keine Kneipe mehr hat. Aus ganz Rheinland-Pfalz pilgern Kommunalpolitiker nach Klausen um zu lernen, wie eine Gemeinde einen Dorfladen erfolgreich betreibt. Angelika Meyer:
"Es gibt inzwischen sehr viele Orte, die das gerne machen wollen. Wir haben auch sehr viele Gruppen, die hier hinkommen und schauen wollen. Gerade Gemeinderäte, Ortsgemeinderäte. Die einfach sich das Konzept mal anschauen, wie das ist und es gerne nachmachen würden. Also auch einen Laden eröffnen würden. Wobei man sagen muss: Es funktioniert halt nicht immer. Der Ort muss dahinter stehen und man braucht auch welche, die es betreuen. Aber es gibt sehr, sehr viele, die es gerne machen würden."
In einem alten Bauernhaus im Westerwald, in dem auch der Leerstand drohte, machte Guido Pusch etwas anderes. Ein Wohnprojekt für Demenzkranke. Doch wie im Dorfladen in der Eifel sind landwirtschaftliche Produkte der Region auch hier der Dreh– und Angelpunkt:
"Hallo, hast Du noch ein Ei? Hallo. Klar, Du hast doch noch ein Ei! Da muss man mal noch ein bisschen gucken, gell?"
Die alte Frau, nennen wir sie Martha, ist an Demenz erkrankt. Doch das hindert sie nicht daran, mit geschicktem, routiniertem Handgriff ein frisches Ei unter einem Huhn hinwegzuziehen und in einen Korb zu legen. Martha hat ihr ganzes Leben lang auf einem Bauernhof gearbeitet. Jetzt lebt sie in einer zwölfköpfigen Demenz-WG im Westerwald. Auf einem Bauernhof. Und kümmert sich im Hühnerstall tagtäglich um frische Eier für die Küche:
"Wir haben daheim eine große Landwirtschaft gehabt. Das kann man nicht vergessen."
"Ich bin auch von einem Bauernhof. Ich bin aber nicht von hier. Ich komme von Huckheim, wenn ihnen das was sagt."
Sagt Gertrud, eine andere alte Frau, die im Gemeinschaftsraum der Demenz-WG sitzt. Der Unternehmer Guido Pusch hat das Haus seiner Großeltern im Ortskern des Westerwalddorfes Marienrachdorf für die Demenzkranken umgebaut. Den Stall mit den Tieren hat er erhalten. Für die Versorgung mit frischen Eiern, aber vor allem als Anziehungspunkt für die Bewohner der WG und ihre Enkel, die hierhin einfach lieber zu Besuch kommen als in ein normales Altenheim:
"Wir haben eben mit der Gertrud gesprochen. Sie sagt, sie hilft daheim immer noch auf dem Bauernhof. Den Bauernhof gibt es schon lange nicht mehr. Und die Gertrud ist auch schon länger hier. Sie nimmt das gar nicht mehr so wahr, wo sie jetzt ist. Manchmal will sie auch Heim. Und dann geht man in den Stall und dann ist man wieder hier und dann ist Mittagessen oder Abendessen und das kriege ich dann alles so mit. Und was hier schön ist, die Senioren werden hier von ihren Angehörigen, von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln so oft besucht. Und dann ist der Besuch ein Event auf dem Bauernhof."
Im Hühnerstall ist Martha mit ihrer heutigen Ausbeute hoch zufrieden:
"Ein Ei, da hast Du ja ein Ei. Das ist aber toll."
Sozialprojekte gegen Leerstand
Den Leerstand alter Höfe in den Ortskernen von Westerwald-Dörfern bekämpfen, in dem man sinnvolle Sozialprojekte einrichtet. Dazu ein bisschen Landwirtschaftspflege und neue Dorfläden - ein Thema, bei dem auch die Politik hellhörig wird. Die CDU hat die Förderung der „Dorfläden“ in ihr Wahlprogramm für die rheinland-pfälzischen Kommunalwahlen am 25. Mai aufgenommen.
Auch Sabine Bätzing beschäftigen Konzepte, wie man drohenden Leerstand in den Ortskernen sinnvoll bekämpfen kann. Die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist die zuständige SPD- Bundestagsabgeordnete im Kreis Altenkirchen im Westerwald. Ihr Abgeordnetenbüro hat sie in der kleinen Stadt Dierdorf. Der demografische Wandel, stellt Sabine Bätzing ganz nüchtern fest, wird die Gemeinden auch im Westerwald dazu zwingen, neue Ideen zu entwickeln, um die soziale Infrastruktur auch in Zukunft einigermaßen absichern zu können:
"Ja, wenn man realistisch Politik machen will, man darf das nicht schwarz malen, aber man muss ehrlich sein. Jeder, der sich mal die demografische Entwicklung anguckt, einfach mal die Zahlen anschaut oder einfach nur aufmerksam durch die Dörfer fährt und sieht an vielen Häusern die Schilder „zu verkaufen“. Leerstände, in den Innenstädten, in den kleinen Innenstädten zum Teil Leerstände. Der wird sich nicht verschaukeln lassen wenn man sagt: Es ist alles gut und alles bleibt rosig. Sondern der sieht diese Realität."
Die Realität einer wachsenden Altersarmut gehört ebenso zu den Veränderungen, auf die sich die Kommunen vor allem im ländlichen Raum einstellen müssen. Altersarmut ist vor allem weiblich. Viele Frauen, die in den nächsten Jahren in Rente gehen, haben nicht lang genug gearbeitet, um künftig ohne Nebenverdienst allein gut leben zu können.
Lebensmittelspenden etwa über die sogenannten "Tafeln" sind nicht für alle eine Lösung. Schon deshalb, weil oft die Scham zu groß ist, sich in die Schlange vor die Lebensmittelausgabe der Tafel zu stellen.
Altersarmut und demografischer Wandel. Große Herausforderungen gerade für die Kommunalpolitik im ländlichen Raum, findet Sabine Bätzing:
"Und Politik muss auch diese Realität beschreiben. Und auf Dauer, in den nächsten zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren wird nicht mehr an allem festgehalten werden können, was wir jetzt haben. Es wird auch Einschnitte bedeuten, es wird auch in dem Kommunen vor Ort in den Strukturen Veränderungen bedeuten."
Dorfentwicklungsprojekte auch mit Landeszuschüssen sind ein Mittel, mit dem die Politik gegensteuert. Längst werden dabei Ortskerne nicht nur mit Blumenkübeln und Straßenbäumen herausgeputzt, sondern auch Essbares wird zum Gestaltungsmittel. Klar ist: Kommunalpolitik wird künftig auch häufiger knurrende Mägen einkalkulieren müssen. Gemeinden stellen sich darauf ein, indem sie eine Zusatzversorgung mit Lebensmitteln anbieten, die nicht wie ein Almosen wirkt: In Andernach am Rhein gibt es etwa die „Essbare Stadt“ – Salatköpfe und Tomaten werden vom städtischen Gärtner angepflanzt und jeden kann sie kostenlos ernten. Das Beispiel hat bundesweit Furore gemacht.
In Klausen in der Eifel geht man einen etwas anderen, einen weniger spektakulären Weg: Man hat die drei Restaurants des Ortes dazu bewegt, regelmäßig ein besonders kostengünstiges Mittagessen anzubieten – für alle, die wollen.
An der Kasse des Dorfladens in Klausens liegen Handzettel aus, auf denen die Menüs der laufenden Woche abgedruckt sind. Für 5 Euro 50 gibt es einmal in der Woche etwa Kappesterdich mit Pökelfleisch. Ein Kunde des Dorfladens übersetzt:
"Kartoffeln mit Sauerkraut und Pökelfleisch. Das Sauerkraut wird mit den Kartoffeln untergerührt und dadurch heißt das Terdich."
(Angelika Meyer) "Das haben wir auch wieder bei einer Veranstaltung beschlossen. Wir haben überlegt, was kann man noch machen fürs Dorf? Dann haben wir das vor einiger Zeit mal angeleiert, das wurde dann nichts. Aber seit ein paar Jahren läuft das richtig gut."
Kommunalpolitik geht durch den Magen
Angelika Meyer und ihr Mann, der Ortsbürgermeister von Klausen, lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen, um das Dorf für alle Generationen attraktiv zu halten. Das günstige Mittagessen in den Restaurants des Ortes ist auch bei den Dorfladen-Besuchern beliebt:
"Ja, wir haben es auch schon gehabt. Wir haben es auch schon mal nach Hause geholt. Das darf man auch, aber das machen sie nicht gerne, weil man ja auch ein bisschen verzehrt in dem Restaurant."
"Trinken. Getränke."
"Essen ist ja sehr billig. Suppe und Salat und Jägerschnitzel."
"Kann man nix sagen. Ist sehr günstig."
"Und machen sie auch sehr gut."
Kommunalpolitik geht durch den Magen. In Klausen in der Südeifel ist das Realität. Durch den Dorfladen oder durch Angebote wie das wöchentliche Essen für 5 Euro 50. Doch was hinter dieser „kulinarischen Politik“ steht, ist der nackte Überlebenskampf vieler Dörfer und Kleinstädte. Angelika Meyer, Organisatorin des Klausener Dorfladens:
"Die Dörfer müssen selbst etwas tun. Die Probleme, die sie haben, regelt kein anderer für sie."
Und auch der Dorfladen in Klausen muss sich immer etwas Neues einfallen lassen, um noch attraktiver für die Bürger zu werden. Der Laden ist längst mehr als Lebensmittelgeschäft und Café. Er ist so eine Art Bürger-Service-Büro:
"Zum Beispiel haben wir diese Müllsäcke, die man neben die Müllsäcke stellt. Die sonst in Wittlich bei der Kreisverwaltung abgeholt werden müssen. Die verkaufen wir hier. Oder die gelben Restmüll-Säcke, die jetzt nichts kosten, die haben wir hier auch zum Verteilen. Oder wenn hier eine Veranstaltung ist, dann verkaufen wir hier die Eintrittskarten. Also hier läuft sehr, sehr viel zusammen. Wir verteilen den Pfarrbrief. Das sind viele Sachen, die hier zusammenlaufen, die man sich sonst an drei, vier Stellen mühsam holen müsste."
Öffentliche Bücherschränke
Auch aus Studentenstädten haben die Meyers schon die eine oder andere gute Idee für ihren Dorfladen mitgebracht. Etwa die Idee öffentlicher Bücherschränke auf der Straße, in die jeder Bücher reinstellen und auch wieder rausnehmen kann. Im Dorfladen in der Eifel gibt es jetzt auch eine Bürger-Bücherrecke:
"Wir haben das gekannt. Unsere Tochter hat in Bonn studiert und dort ist es ja auch so, dass diese Vitrinen so im Park stehen. Und da haben wir gesagt, es wäre eigentlich ganz witzig, das auch hier zu machen."
Gesagt getan. Und bald – im Mai – kommen wieder die Pilgergruppen in die Herberge über dem Dorfladen. Auch die werden vom Laden und den umliegenden Restaurants verpflegt:
"Frühstück machen wir vom Dorfladen aus, Verpflegung. Wir arbeiten zusammen mit der örtlichen Gastronomie. Wenn die nicht können, machen wir die selbst. Aber erstmal die örtliche Gastronomie mit einbinden."
Denn der Dorfladen und die Herberge sollen ja kein Selbstzweck sein. Sie sind ein Kern für die Erhaltung eines lebendigen Dorfes. Dafür gibt es auch Ladenöffnungszeiten, die weit über das normale Maß hinausgehen. Jeden Tag ist der Dorfladen geöffnet – auch sonntags. Angelika Meyer:
"Auch sonntags. Wir haben auch sonntags geöffnet. Von halb acht bis halb zwölf und dann noch mal von zwei bis sechs Cafe- und Bistromäßig. Wir haben wirklich wenig Zeiten, wo wir zu haben. Da ist natürlich auch eine Zuverlässigkeit da, die Leute wissen, da kann man hingehen. Auch durch die Herberge, die Anreise – und Abreisezeiten. Da sind wir immer gut erreichbar."
Erreichbarkeit – das ist der Schlüsselbegriff der Dorfladenprojekte, nicht nur in Klausen. Läden müssen geöffnet sein. Heruntergelassene Rollläden sind Symbole für soziale Stagnation und Niedergang der Ortskerne. In Klausen hat man den Trend gestoppt. Sehr zur Freude von
Hannelore Babeln und Margot Örding:
"Da beneiden uns auch viele drum herum, um den Laden. Gerade neulich sagte noch eine Dame, die kam aus Wittlich: Mensch, was könnt ihr froh sein, das ihr einen so schönen Laden habt."