Nach dem Vorfall in Leipzig: Am Mittwoch ist Gil Ofarim um 14:05 Uhr im Interview mit Deutschlandfunk Kultur in der Sendung "Kompressor".
Gil Ofarim offenbar antisemitisch angefeindet
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Der Musiker Gil Ofarim berichtet, dass ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels ihn aufgefordert habe, seine Davidstern-Kette abzulegen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden Josef Schuster nannte den Vorfall eine "erschreckend offene Anfeindung".
Für eine Fernsehproduktion war der Sänger Gil Ofarim am Montag in Leipzig. Als er am Abend ins Hotel einchecken wollte, sei er zunächst nicht bedient worden, offensichtlich, weil er einen gut sichtbaren Davidstern um den Hals trug, berichtet Sachsenkorrespondent Alexander Moritz.
In einem anschließend aufgenommenen Instagramvideo schildert Gil Ofarim sichtlich aufgewühlt die Situation. "Ich stehe auch in der Schlange. Da ruft jemand aus der Ecke: Pack deinen Stern ein."
Auch ein Hotelmitarbeiter habe ihn aufgefordert, den Davidstern nicht offen sichtbar zu tragen, sagt Gil Ofarim in dem Video: "Und dann sagt der Herr W: Pack deinen Stern ein. Dann sagt er: Wenn ich den jetzt einpacke, darf ich einchecken. Wirklich? Deutschland 2021!" (*)
Diese Schilderungen haben für einen Sturm der Entrüstung gesorgt: Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, nannte den Vorfall eine "erschreckend offene Anfeindung". Er hoffe, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe.
Staatsanwaltschaft prüfe strafrechtliche Relevanz
Eine Sprecherin der Hotelkette Westin teilte mit, man sei besorgt über den Bericht und nehme die Angelegenheit extrem ernst. Das Unternehmen versprach Aufklärung. Man wolle alle Gäste und Mitarbeiter respektieren, egal welcher Religion. Ein Sprecher der Polizei Leipzig sagte, man habe das Video gesichert. Die Staatsanwaltschaft prüfe nun eine strafrechtliche Relevanz.
Auch auf politischer Ebene schlage der Vorfall hohe Wellen, sagt Alexander Moritz. Bundes- und Landespolitiker verurteilen den Vorfall und haben ihre Solidarität ausgedrückt. Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Wolfram Günther von den Grünen zeigte sich auf Twitter bestürzt. Der SPD-Politiker Martin Dulig schrieb, er sei wütend und bat um Entschuldigung für die "antisemitische Demütigung".
Sachsen sei weltoffen, sagte Sachsens Innenminister Roland Wöller von der CDU: "Wir kämpfen dafür, dass es so bleibt. Es ist eine der bedrückendsten Erfahrungen zu erleben, dass jüdisches Leben in Deutschland in einem solchen Maße gefährdet ist."
Laut der Antisemitismusinformationsstelle RIAS kam es in Sachsen in den vergangenen Jahren alle drei Tage zu antisemitischen Vorfällen.
Redaktioneller Hinweis: Wir haben eine falsche Bezeichnung korrigiert.