Ameisenarmeen und Stripper auf dem Road-Trip
In der Marvel-Comic-Verfilmung "Ant Man" kommandiert ein geschrumpfter Held eine Ameisenarmee. Kim Basinger unternimmt in "Um jeden Preis" eine lebensgefährliche Fahrt. Und in "Magic Mike XXL" geht eine männliche Strippertruppe auf Abschiedstour.
"Ant Man"
Der Safe, den Scotty knacken soll, ist eine Herausforderung, aber der Profi kriegt das hin. Doch dann die böse Überraschung: Im Tresor liegt kein Geld, sondern nur eine altmodische Motorradkluft. Für den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Trickbetrüger, der Geld braucht, um für die bei der Ex-Frau lebende Tochter zu sorgen, eine Katastrophe. Jetzt sitzt Scotty zuhause mit diesem komischen Aufzug – aus Neugier probiert er ihn im Bad einfach mal an. Dann passiert es. Mit einem Schwups ist Scotty auf Ameisengröße geschrumpft und landet in der Badewanne - kurz darauf wird er auch noch durch den Abfluss gespült. Die neueste Marvel-Comic-Verfilmung "Ant Man" beginnt spektakulär. Es wird sich herausstellen, dass diese ganze Aktion von einem gewissen Dr. Pym geplant worden ist. Der hat eine Technologie entwickelt, mit der sich die Körpergröße beliebig verändern lässt, und weil diese Erfindung in falsche Hände geraten ist, wurde der Profi-Dieb Scotty ausgewählt, um sie aus einem Hochsicherheitslabor zu stehlen. Dr. Pym, gespielt von Michael Douglas, bereitet den nun Eingeweihten vor:
"Jetzt spring durch das Schlüsselloch, Scott. Du läufst groß an, springst klein durch und kommst groß wieder heraus. (Knall) – Au!"
"Ant Man" greift verspielt das klassische B-Movie und Science-Fiction-Thema des geschrumpften Menschen auf. Hier allerdings noch um eine Drehung erweitert: Dr. Pym kann mittels Telepathie Ameisen manipulieren und für seine Zwecke einsetzen. Unter der Regie von Peyton Reed wird aus dieser kruden Idee ein selbstironisches Spektakel mit irrwitzigen Miniaturschlachten und wuselnden Ameisenarmeen. In der Flut von Comicverfilmungen zur Abwechslung mal wieder eine originelle Superheldenvariante.
"Um jeden Preis"
Die Stimme eines winzigen Wesens hört auch Maria, die Heldin des dänisch-deutschen Films "Um jeden Preis". Nachts flüstert etwas der erfolgreichen Geschäftsfrau, die sich seit Jahren verzweifelt ein Kind wünscht, die Stimme eines Mädchens ins Ohr. Von Beginn an umweht den Film des dänischen Regisseurs Anders Morgenthaler etwas Mystisches. Bei Maria – gespielt von Kim Basinger – wird der Kinderwunsch zu einer märtyrerhaften Obsession, eine Fehlgeburt hat sie fast umgebracht. Ihr Ehemann hat kein Verständnis mehr dafür:
"Du wirst nicht mehr schwanger werden. Du warst tot, ich habe Dich da liegen sehen. Du hast gerade so überlebt und willst trotzdem einfach so weitermachen? – Wir könnten mit der Adoptionsvermittlungsstelle reden. – Du musst endlich loslassen. – Ich will ein Kind."
In ihrer Verzweiflung fährt Maria nach Tschechien, weil dort auf dem Straßenstrich Babys von Prostituierten verkauft werden sollen. Die Fahrt ins Ungewisse entwickelt sich zum alptraumhaften Krimi-Schocker. Morgenthaler, der 2006 mit seinem verstörenden Missbrauchsdrama "Princess" internationale Anerkennung erhielt, findet zwar starke Bilder für die Geschichte, hat sie aber heillos überfrachtet. "Um jeden Preis" will Psycho-, Sozial- und Mystikdrama in einem sein - zu viel, um allen Themen gerecht zu werden. Aber wie Kim Basinger ohne jeden Betroffenheitskitsch die Balance zwischen Verzweiflung und schon fast verbrecherischer Willenskraft wahrt, hat tragische Wucht.
"Magic Mike XXL"
Alles andere als mit Thematik überlastet ist der amerikanische Film "Magic Mike XXL" unter der Regie von Gregory Jacobs. In der Fortsetzung von Steven Soderberghs "Magic Mike" über eine Gruppe männlicher Stripper hat die Hauptfigur Mike ihren Traum verwirklicht und sich als Möbelbauer selbständig gemacht. Aber als er seine frühere Truppe wieder trifft, die eine letzte große Tour plant, juckt es Mike buchstäblich im Hintern - und er ist wieder dabei.
Es beginnt ein Stripp-Road-Movie mit zahlreichen Anlässen zum Ausziehen. Fühlte sich Soderberghs "Magic Mike" noch wie die melancholische Studie eines krisenhaften Amerikas an, in dem eine Gruppe perspektivloser Männer rührende Geborgenheit in der Stripper-Gemeinschaft findet, wirkt "Magic Mike XXL" eher wie ein heiterer Junggesellenabschied.
Channing Tatum - auch hier wieder in der Hauptrolle des Mike - spielt und tanzt mit spitzbübischem Workingclass-Charme zwar hinreißend. Und auch die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Männer in schwungvollen Tanznummern als Lustobjekte inszenieren, ist bemerkenswert. Aber durch das Ausblenden der gesellschaftlichen Realität, deren düstere Zeichnung den ersten Teil auszeichnete, hat Soderberghs früherer Regieassistent Jacobs aus der Fortsetzung eine Art "High School Musical" für Stripper gemacht. Schade!