Amma & Appa
Regie: Franziska Schönenberger und Jayakrishnan Subramanian
Länge: 89 Minuten
Deutschland 2013, ohne Altersbeschränkung
Interkulturell, sportlich und melancholisch
Die Rubrik "Vorgespult" stellt diesmal "Amma & Appa", "Mit ganzer Kraft" und "Ohne Dich" vor: eine indisch-bayerische Liebe, der sportive Kampf eines behinderten Sohnes um seinen Vater und der Umgang mit Verlust.
"Man verliebt sich schnell mal. Du hast ja scho immer so an unheimlichen Faible für Indien ghabt. Dei erster Freund war ja au a Halb-Inder."
"Mit sagn mer mal Dunkelhäutigen hast du's scho immer gut können. Ja, des andere derf I ja net sagn."
Vor dem Problem, zwei Welten miteinander zu verbinden, steht die Filmstudentin Franziska Schönenberger als sie sich 2010 in Bombay Hals über Kopf in den indischen Künstler Jay verliebt. Die beiden werden ein Paar. 2011 reisen Franzi und Jay, der mittlerweile in Deutschland studiert, zum ersten Mal gemeinsam in sein Heimatdorf im Süden Indiens mit einer Kamera im Gepäck.
"Für Jays Eltern war unsere Liebe so etwas wie die Rache der Götter, denn eigentlich hätte er ein indisches Mädchen heiraten sollen, aus derselben Kaste natürlich und alles von den Eltern arrangiert. Vielleicht müssen Jays Eltern einfach mal jemanden treffen, bei dem es mit einer Liebesheirat ganz wunderbar klappt, zum Beispiel meine Eltern."
Gesagt getan. Kurze Zeit später fliegen dann auch Franzis Eltern nach Indien, um den Subramanis einen Besuch abzustatten.
"… und die für Übelkeit und Erbrechen nehmen wir sicherheitshalber auch noch mit."
In "Amma & Appa" stellt sich das bayerisch–indische Filmemacherpaar den multikulturellen Herausforderungen ihrer Liebe und arbeitet nebenbei auch die Beziehungen der eigenen Eltern auf. Bayerisch-indischer Culture Clash at it’s best!
"Du bist unausstehlich, seit du zurückgekommen bist! Wir versuchen, dir zu helfen, und du schmollst. Wir können nichts für deine Situation. Tu’s wenigstens für Julien, du bist seit Wochen wieder hier und hast kein einziges Mal mit ihm gesprochen. Ich schwör’s dir Paul, du musst dich ändern. So hält das kein Mensch mit dir aus."
"Weißt du was passieren wird? Ich werde einen neuen Job finden, und dann nerv ich euch nicht mehr!"
Der Haussegen bei den Amblards hängt schon länger schief. Der 17-jährige Julien ist seit seiner Geburt körperbehindert und sitzt im Rollstuhl. Sein Vater Paul ist arbeitslos und ignoriert den Sohn weitgehend, weil er mit dessen Behinderung nicht umgehen kann. Als Julien erfährt, dass sein Vater früher Hobbytriathlet war und an zahlreichen Wettkämpfen teilnahm kommt er auf eine verrückte Idee.
"Ich möchte, dass wir den Ironman zusammen machen?"
"Ich möchte, dass wir den Ironman zusammen machen?"
"Häh?"
"Ich will mit Dir den Ironman machen."
"Was erzählst du denn da? Den Ironman? Wir beide? Was ist das denn für eine Idee? Spinnst du?"
"Ich bin sicher, dass wir es schaffen können!"
"Ach hör doch auf Julien, du siehst doch, wie du dran bist. Das ist schon allein die Hölle, zu zweit ist das völliger Quatsch. Ich sage nein."
Doch Julien lässt nicht locker und setzt schließlich seinen Willen durch.
"Mit ganzer Kraft" bereiten sich Vater und Sohn auf den Ironman in Nizza vor.
Dem Regisseur Niels Tavernier gelingt eine sportliche Parabel über ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis in den französischen Alpen mit einem hervorragend besetzten Schauspielerensemble. Wie der Regisseur zum Schluss den Ironman-Wettkampf bildgewaltig in Szene setzt ist übrigens ganz großes Kino.
Mit ganzer Kraft
Regie: Niels Tavernier
Darsteller: Jaques Gamblin, Alexandra Lamy, Fabien Héraud
Länge: 90 Minuten
Frankreich 2013, ohne Altersbeschränkung
"Och, bei dir ist es auch bald soweit, oder? Bei mir ist es noch eine Woche, aber ich hab das Gefühl, der kleine Racker kann es kaum abwarten."
"Hast du keine Freunde?"
Die Punkerin Motte will den "Alien" in ihrem Bauch nicht haben, die Hebamme Rosa wird an Krebs sterben. Ihr Ehemann der Therapeut Marcel weiß nicht, wie er ohne sie weiterleben soll und die Putzfrau Leila kann nicht akzeptieren, dass ihr Ex-Liebhaber Navid sie für eine jüngere Frau verlassen hat.
"Ich hab bei ihm geputzt. Irgendwann ist er absichtlich zu Hause geblieben um mich beim Putzen zu beobachten. Irgendwann hat er mich geküsst. Es war wunderschön."
"Ohne Dich" von Alexandre Powelz ist ein ambitionierter episodisch erzählter Film über das unfreiwillige Verlassenwerden. Allerdings bleibt der Film trotz der existenziellen Thematik an der Oberfläche kleben, da er die Erzählstränge zu gewollt miteinander verknüpft und Bilder und Szenen aneinanderreiht, die man so oder so ähnlich schon mal gesehen hat, wie beispielsweise den ekstatischen Tanz der sterbenden Rosa mit Marcel im Wohnzimmer oder Marcels Tanz mit Rosas Kleid nach ihrem Tod.
"Ohne Dich" von Alexandre Powelz ist ein ambitionierter episodisch erzählter Film über das unfreiwillige Verlassenwerden. Allerdings bleibt der Film trotz der existenziellen Thematik an der Oberfläche kleben, da er die Erzählstränge zu gewollt miteinander verknüpft und Bilder und Szenen aneinanderreiht, die man so oder so ähnlich schon mal gesehen hat, wie beispielsweise den ekstatischen Tanz der sterbenden Rosa mit Marcel im Wohnzimmer oder Marcels Tanz mit Rosas Kleid nach ihrem Tod.
Leider zeigt "Ohne Dich" auch, dass das deutsche Kino Lichtjahre von der erzählerischen Klasse eines Alejandro González Iñárritu oder Robert Altman entfernt ist.
Ohne Dich
Regie: Alexandre Powelz
Darsteller: Katja Riemann, Charly Hübner, Helen Woigk, Rolf Hoppe
Länge: 90 Minuten
Deutschland 2014, ab 12 Jahren