Gemma Bovery
Regie: Anne Fontaine
Mit: Gemma Arterton, Fabrice Luchini, Jason Flemyng
Länge: 99 Minuten
Frankreich 2014
Leidenschaft, Gladiatoren und Basketball
Nächste Woche neu im Kino: die Liebeskomödie "Gemma Bovery" und der Action-Thriller "Sin City 2", beides Comic-Verfilmungen. Außerdem läuft ein Dokumentarfilm über den Basketballer Dirk Nowitzki und die Freundschaft zu seinem Trainer an.
"Es ist jetzt sieben Jahre her, seit ich in die Normandie zurückgekehrt bin und die väterliche Bäckerei übernommen habe. Nach zwölf Jahren Stress im Verlag Peletier glaubte ich wie zig andere Leute aus Paris, die genauso dämlich waren, hier Ruhe zu finden und meinen inneren Frieden."
Stattdessen hat der intellektuelle Familienvater in der Provinz nur Langeweile gefunden. Doch als ein Paar aus England ins Dorf zieht, werden Martins Lebensgeister plötzlich geweckt:
"Bonjour. – Bonjour. – Oh, hallo. – Gilbert, Martin. – This is Gemma Bovery. - Enchanté."
Martin ist elektrisiert. Die junge, hinreißende Gemma heißt fast genauso wie die Hauptfigur seines Lieblingsromans Madame Bovary. Fortan beobachtet er Gemma, die wie ihr literarisches Vorbild von Landleben und Ehemann gelangweilt scheint, und er sieht in ihr immer mehr eine Art wiedergeborener Emma Bovary. Als er sie beim Flirt mit dem jungen Adligen Hervé beobachtet, hat er das Gefühl, selbst Initiator der beginnenden Affäre zu sein:
"Ich weiß noch, dass ich einen seltsamen Triumph empfand. Ich sah sie bereits nackt, eng umschlungen vor mir. Madame Bovary kreuzte den Weg des örtlichen Schlossherren Rudolphe, genau wie Gemma ihn gekreuzt hatte."
Die französische Regisseurin Anne Fontaine erzählt in ihrem Film "Gemma Bovery", der auf der gleichnamigen Graphic Novel von Posy Simmonds beruht, von einer ungewöhnlichen Obsession. Martin will Gemma vor dem traurigen Schicksal ihrer vermeintlichen Vorgängerin Madame Bovary bewahren, löst aber durch sein Eingreifen erst die Katastrophe aus. Aus diesem Spiel mit Fiktion und Realität hat Fontaine eine stimmungsvolle Tragikomödie entwickelt.
"One, two, yeah!"
Viel Leidenschaft steckt auch in "Nowitzki – Der perfekte Wurf". Zwei Jahre hat Dokumentarfilmer Sebastian Dehnhardt den Basketballer Dirk Nowitzki begleitet – den erfolgreichsten Europäer, der je in der amerikanischen Basketball-Liga NBA gespielt hat. Der Film beschreibt seine Karriere aus Höhen und Tiefen, in denen Nowitzkis Entdecker und Trainer Holger Geschwindner die wichtigste Stütze war. Geschwindner ist nicht nur ehemaliger Basketballprofi, sondern auch studierter Physiker. Wurftechniken für Nowitzki erarbeitet er am Computer:
"In dem Fall haben wir hier den Dirk, wir können hier seine Füße verlängern, den Oberarm, den Unterarm, die Handlänge, alles, was Auswirkungen haben könnte auf den Schuss."
Geschwindner hat Nowitzki auch zu Jazzmusik trainieren lassen. Sportfunktionäre hielten die Trainingsmethoden damals für Unfug, aber der Erfolg war sensationell. "Nowitzki – Der perfekte Wurf" ist vor allem ein Film über eine ungewöhnliche Freundschaft. Bis heute trainieren beide zusammen, und in allen Lebenskrisen ist der Trainer für Nowitzki da.
Einmal ist er mit seinem angeschlagenen Schützling wochenlang mit dem Zelt durch die Welt gereist. Der kurzweilige Dokumentarfilm wirft einen unverstellten Blick auf den schüchternen Star Nowitzki, der im Gladiatorenzirkus der NBA immer noch exotisch wirkt.
Nowitzki – Der perfekte Wurf
Regie: Sebastian Dehnhardt
Mit: Dirk Nowitzki, Holger Geschwindner, Marc Cuban
Länge: 106 Minuten
Deutschland 2014
Um Gladiatoren geht es auch in "Sin City 2 – A dame to kill for" von Robert Rodriguez. Der erste Teil der Verfilmung von Frank Millers gleichnamiger Graphic Novel wurde 2005 als beste Comic-Verfilmung aller Zeiten gefeiert. Auch dieses Mal ist Miller neben Rodriguez Co-Regisseur dieser am klassischen Film Noir orientierten, in Schwarz-Weiß gedrehten Geschichte über "Sin City" – den Alptraum einer von Geld und Verbrechen beherrschten Metropole:
"Der Tod ist wie das Leben in Sin City, er gewinnt immer."
Wieder hat Rodriguez ein Star-Ensemble von Bruce Willis bis Lady Gaga versammelt. Und wieder kämpfen knallharte Helden brutal, aber selbstlos gegen das Böse. Im ersten "Sin City"-Film gelang die digitale Umsetzung des Comics so virtuos, dass man sich schon kurz nach dem Kinobesuch fragte, ob man einen Animations- oder Real-Film gesehen hat.
Dieses Mal hat Rodriguez in 3D gedreht, was "Sin City 2" einiges vom Reiz kostet, den die irritierende Zwitterform aus Comic- und Filmbildsprache im ersten Teil ausmachte. Aber mitreißend ist wieder das Ensemble - etwa die großartige Eva Green, die als eine Art feministische femme fatale reihenweise Männer verführt, um sie für ihre Zwecke einzuspannen.
"Ich wusste, ich kann auf dich zählen. Sex hat dich schon immer dumm gemacht, dann glaubst du einfach alles. Du hast mich zu einer reichen Frau gemacht. Tu mir einen letzten Gefallen, Liebling, halt lang genug still, damit ich dir das Hirn wegpusten kann."
Sin City 2 – A dame to kill for
Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez
Mit: Eva Green, Josh Brolin, Jessica Alba
Länge: 102 Minuten
USA 2014