Vorkämpferin des Feminismus
Sie ist eine zentrale Figur der neuen französischen Frauenbewegung: die Schriftstellerin Benoîte Groult, die heute ihren 90. Geburtstag feiert. In ihren viel gelesenen Büchern prangert sie die Diskriminierung von Frauen an und verteidigt auch 90-jährig noch immer leidenschaftlich den Feminismus und das Recht auf weibliche Freiheit.
"Nur Benoîte Groult, nicht Simone de Beauvoir war imstande, diese ganz gewöhnliche Frauenfeindlichkeit zu entlarven, wie sie in den Worten eines Ehemannes an seine Gattin zum Ausdruck kommt: 'Schau, ich trage dir deinen Mülleimer hinunter.'"
Die Philosophin Elisabeth Badinter über die am 31. Januar 1920 in Paris geborene Schriftstellerin und Feministin Benoîte Groult. Anders als ihre Zeitgenossin und ihr großes Vorbild Simone de Beauvoir lebte Benoîte Groult über Jahrzehnte in der konventionellen Frauenrolle und war gefordert, Ehe, Kinder, Haushalt und Beruf zu vereinbaren. Das schärfte ihren Blick für die subtilen Formen der Ausbeutung. In einer großbürgerlichen Pariser Familie aufgewachsen, wurden Benoîte und ihre vier Jahre jüngere Schwester Flora streng nach katholischer Tradition erzogen. Trotzdem sollten die Töchter eine gute Berufsausbildung erhalten, forderte die Mutter, Nicole Groult, die selbst eine berühmte Pariser Modeschöpferin war:
"Sie hat immer gearbeitet und mir gesagt: Das Wichtigste für ein Mädchen ist, neben der Heirat, einen Beruf zu finden. Höre niemals auf zu arbeiten!",
erinnert sich Benoîte Groult. Diesen Rat hat sie befolgt: Frauen, fordert sie, brauchen eigenes Geld, flache Schuhe und Kinderkrippen. Groult studierte Literaturwissenschaften, wurde Lehrerin, dann Journalistin. Frauenemanzipation war in Frankreich bis Ende der 1940er-Jahre kein Thema; erst 1946 erhielten die Französinnen das Wahlrecht. Ein Buch veränderte 1949 radikal den Horizont der damals fast 40-Jährigen: Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir. Für Benoîte Groult eine Offenbarung:
"Zur Feministin zu werden, das hieß für mich, überhaupt erst geboren worden zu sein."
Der erste eigene Roman "La Part des choses", "Die Dinge wie sie sind" erschien 1972. Ein halbes Jahrhundert nach Beauvoirs Klassiker machte sie sich 1975 als streitbare Feministin mit einem Buch einen Namen, das seinerseits für eine ganze Generation wegweisend werden sollte: "Ainsi soit-elle". Engagiertes Pamphlet und zornige Anklage, entlarvt Groult hier die tausendfachen unsichtbaren Ungerechtigkeiten, die vielen kleinen Beleidigungen, die den Alltag von Frauen prägen. Es ist eine Zeit des Aufbruchs: 1970 war in Paris die Frauenbewegung "Mouvement de libération des femmes" gegründet worden; 1971 bekannten prominente Französinnen öffentlich "Wir haben abgetrieben".
"Les Vaisseaux du coeur", "Salz auf unserer Haut", wurde 1992 verfilmt. Dieser 1988 erschienene Roman einer ungewöhnlichen Leidenschaft zwischen einer Pariser Intellektuellen und einem bretonischen Fischer wurde in 14 Sprachen übersetzt und mehr als drei Millionen Mal verkauft.
Erst mit 65 Jahren habe sie den Mut gehabt, ein solches Buch zu schreiben, sagt die streitbare alte Dame, denn über Sex zu sprechen, über die Vagina zu sprechen, das gehörte sich für eine Frau einfach nicht. Von Kritikern als erotischer Kitsch verurteilt, wurde das Buch von der Philosophin Elisabeth Badinter als Bekenntnis zum Recht auf weibliche sexuelle Lust verteidigt.
"Benoîte Groult hat die von Simone de Beauvoir begründete Philosophie weiblicher Freiheit zu einer weiblichen Pädagogik weiterentwickelt, indem sie insistierte, dass Frauen dasselbe Recht auf sexuelle Freiheit haben wie Männer und dass die Macht zwischen den Geschlechtern geteilt werden muss."
Während Benoîte Groult in Deutschland als Romanschriftstellerin bekannt ist, zählt sie in Frankreich zu den prominenten Vertreterinnen des Feminismus. In populär aufbereiteten, aber historisch fundierten Büchern erinnert sie an die Vorkämpferinnen. Ohne Kenntnis der Vergangenheit, ist Benoîte Groult überzeugt, gibt es keine Zukunft. Jungen Frauen, die meinen, der Feminismus habe sich erledigt, hält sie entgegen:
"All jenen, die in der Illusion leben, dass die weibliche Freiheit ein für alle Mal erreicht worden sei und die Geschichte sich nicht umkehren ließe, möchte ich zurufen: Nichts ist so gefährdet wie die Rechte der Frauen, wenn sie sich nicht selbst und die von ihren Müttern erkämpften Rechte verteidigen, wird das niemand sonst tun."
Die Philosophin Elisabeth Badinter über die am 31. Januar 1920 in Paris geborene Schriftstellerin und Feministin Benoîte Groult. Anders als ihre Zeitgenossin und ihr großes Vorbild Simone de Beauvoir lebte Benoîte Groult über Jahrzehnte in der konventionellen Frauenrolle und war gefordert, Ehe, Kinder, Haushalt und Beruf zu vereinbaren. Das schärfte ihren Blick für die subtilen Formen der Ausbeutung. In einer großbürgerlichen Pariser Familie aufgewachsen, wurden Benoîte und ihre vier Jahre jüngere Schwester Flora streng nach katholischer Tradition erzogen. Trotzdem sollten die Töchter eine gute Berufsausbildung erhalten, forderte die Mutter, Nicole Groult, die selbst eine berühmte Pariser Modeschöpferin war:
"Sie hat immer gearbeitet und mir gesagt: Das Wichtigste für ein Mädchen ist, neben der Heirat, einen Beruf zu finden. Höre niemals auf zu arbeiten!",
erinnert sich Benoîte Groult. Diesen Rat hat sie befolgt: Frauen, fordert sie, brauchen eigenes Geld, flache Schuhe und Kinderkrippen. Groult studierte Literaturwissenschaften, wurde Lehrerin, dann Journalistin. Frauenemanzipation war in Frankreich bis Ende der 1940er-Jahre kein Thema; erst 1946 erhielten die Französinnen das Wahlrecht. Ein Buch veränderte 1949 radikal den Horizont der damals fast 40-Jährigen: Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir. Für Benoîte Groult eine Offenbarung:
"Zur Feministin zu werden, das hieß für mich, überhaupt erst geboren worden zu sein."
Der erste eigene Roman "La Part des choses", "Die Dinge wie sie sind" erschien 1972. Ein halbes Jahrhundert nach Beauvoirs Klassiker machte sie sich 1975 als streitbare Feministin mit einem Buch einen Namen, das seinerseits für eine ganze Generation wegweisend werden sollte: "Ainsi soit-elle". Engagiertes Pamphlet und zornige Anklage, entlarvt Groult hier die tausendfachen unsichtbaren Ungerechtigkeiten, die vielen kleinen Beleidigungen, die den Alltag von Frauen prägen. Es ist eine Zeit des Aufbruchs: 1970 war in Paris die Frauenbewegung "Mouvement de libération des femmes" gegründet worden; 1971 bekannten prominente Französinnen öffentlich "Wir haben abgetrieben".
"Les Vaisseaux du coeur", "Salz auf unserer Haut", wurde 1992 verfilmt. Dieser 1988 erschienene Roman einer ungewöhnlichen Leidenschaft zwischen einer Pariser Intellektuellen und einem bretonischen Fischer wurde in 14 Sprachen übersetzt und mehr als drei Millionen Mal verkauft.
Erst mit 65 Jahren habe sie den Mut gehabt, ein solches Buch zu schreiben, sagt die streitbare alte Dame, denn über Sex zu sprechen, über die Vagina zu sprechen, das gehörte sich für eine Frau einfach nicht. Von Kritikern als erotischer Kitsch verurteilt, wurde das Buch von der Philosophin Elisabeth Badinter als Bekenntnis zum Recht auf weibliche sexuelle Lust verteidigt.
"Benoîte Groult hat die von Simone de Beauvoir begründete Philosophie weiblicher Freiheit zu einer weiblichen Pädagogik weiterentwickelt, indem sie insistierte, dass Frauen dasselbe Recht auf sexuelle Freiheit haben wie Männer und dass die Macht zwischen den Geschlechtern geteilt werden muss."
Während Benoîte Groult in Deutschland als Romanschriftstellerin bekannt ist, zählt sie in Frankreich zu den prominenten Vertreterinnen des Feminismus. In populär aufbereiteten, aber historisch fundierten Büchern erinnert sie an die Vorkämpferinnen. Ohne Kenntnis der Vergangenheit, ist Benoîte Groult überzeugt, gibt es keine Zukunft. Jungen Frauen, die meinen, der Feminismus habe sich erledigt, hält sie entgegen:
"All jenen, die in der Illusion leben, dass die weibliche Freiheit ein für alle Mal erreicht worden sei und die Geschichte sich nicht umkehren ließe, möchte ich zurufen: Nichts ist so gefährdet wie die Rechte der Frauen, wenn sie sich nicht selbst und die von ihren Müttern erkämpften Rechte verteidigen, wird das niemand sonst tun."