Vorliebe für Märchenmotive
Zwischen Unschuld und Unheil bewegen sich Winters überlebensgroße Bilder von Jungen und Mädchen in Trachten. Die überlebensgroßen Werke des in Berlin lebenden Engländers sind demnächst in der Hauptstadt zu sehen.
Christopher Winter: "In letzter Zeit habe ich so Bilder gemalt, es ging um Märchen, deutsche Märchen, sie sind gegenständlich Bilder mit Figuren, die Figuren haben Präsenz, Kontraste im Licht, Hintergründe sind dunkel."
Fast hyperreal wirken die Figuren, die Chris Winter auf seinen Bildern präsentiert, oft sind es Kinder, die im Mittelpunkt einer Naturlandschaft stehen - im Wald, an einem See oder vor dem Panorama einer Gebirgslandschaft - und sich zwischen Unschuld und Unheil bewegen. Wie zum Beispiel bei dem zwei mal 2,70 Meter großen Bild "Bone Tree", zu Deutsch: Knochenbaum. Da sitzt ein Mädchen - einen angebissenen Apfel in der Hand - inmitten verwirrend vieler Birkenbaumäste und blickt einen von oben herab an, siegesgewiss, hungrig oder doch einfach nur neugierig?
"Von Ästen hängen klein Vögeltotenköpfe, die hängen an Schnüren, auch gespenstisches Gefühl, Silberbirken sind wie Knochen, die sind wie Weben, mitten in Bild sitzt das Mädchen wie Spinne. Das ist Einfluss von dem Film 'Blair Witch Project', die finden auch an Bäume komische Sachen, das habe ich in Bild gebracht."
Die Werke von Chris Winter sind Bilder für den zweiten und dritten Blick, gerade weil sie es einem zunächst so leicht machen: Mit entwaffnender Offenheit schauen einen die Kinder an. Doch beim Betrachten der oberflächlichen Idylle beschleicht einen schnell ein unangenehmes Gefühl: Mal scheinen die Kinder in Gefahr, dann wieder scheint Gefahr von den Kindern selber auszugehen.
Ambivalent wirkt auch die gerade erwachende Sexualität der dargestellten Figuren: "Skipping School" nennt sich ein Bild, in dem ein Mädchen einen Blick unter ihren Rock gewährt. Diese Bilder haben Sogkraft. Den Musikproduzenten Pit Baumgartner haben sie sogar zu einer CD inspiriert.
Musik/Text: Ich zeig dir was
"Es war einmal Mädchen, das hatte eine grünes Kleid ... . Hast du so was schon gesehen, der Junge aber fiel tot um."
Die Vorliebe für Motive aus der Märchenwelt hat der Engländer Chris Winter übrigens von den Brüdern Grimm. Die haben ihm den Weg zur deutschen Sprache geebnet, und zwar auch als Verfasser des ersten deutschen Wörterbuches. Darin musste der in Hastings Geborene oft blättern, als er mit 24 Jahren ein Kunststipendium der Stadt Mannheim bekam. Ein Jahr war er in Deutschland, kehrte dann nach London zurück, aber Deutschland hatte es ihm angetan: 1996 begann Chris Winter an der Kunstakademie in Düsseldorf zu studieren:
"Ich war schon sehr interessiert in ganz viele deutsche Künstler, teilweise die haben gearbeitet als Profs in Düsseldorf, zum Beispiel Richter oder Beuys. Das ist als Maler ein guter Ort, Deutschland hat in den letzten 50 Jahren viel mehr Maler gehabt als England, und die Kunstakademie in Düsseldorf hat einen tollen Ruf, auch international."
Drei Jahre hat Chris Winter in Düsseldorf studiert. Die Märchen haben ihn weiter begleitet:
"Dann hab ich Struwwelpeter entdeckt, die Brutalität hat mich interessiert, heute ist alles korrekt, das darf man nicht mehr, früher wurde man in Wald von der Hexe gefressen. Interessant, wie Welt sich geändert hat."
Von der offenen Brutalität eines Struwwelpeters sind die Bilder von Chris Winter weit entfernt, vielmehr versetzen sie die Betrachter zurück in die Welt der Kinder – unschuldig, neugierig, mutig und doch immer bedroht und bedrohlich, voller Versuchungen und neuer Entdeckungen.
Musik/Text: Der Pilz
"Es war einmal ein Pilz ... schmeckt er gut, nein, er tut gut."
In seinen Bildern verarbeitet Chris Winter zwar viele eigene Erfahrungen, aber der Schöpfer und sein Werk sind nur bedingt über einen Kamm zu scheren: Der groß gewachsene, schlanke Mann mit den kurzen Haaren und der markanten Brille ist von freundlich-britischer Zurückhaltung. Seit acht Jahren lebt er in Berlin, fährt aber regelmäßig ins englische Brighton, wo sein Lebensgefährte wohnt. Nur ein Hobby weist darauf hin, dass er auch außerhalb seiner Kunst die Realität gerne verlässt, das Tauchen.
"Das ist eine andere Welt, Tauchen ist super, da kann man Realität enden, man ist gewichtslos in einer bunte Welt."
Fast hyperreal wirken die Figuren, die Chris Winter auf seinen Bildern präsentiert, oft sind es Kinder, die im Mittelpunkt einer Naturlandschaft stehen - im Wald, an einem See oder vor dem Panorama einer Gebirgslandschaft - und sich zwischen Unschuld und Unheil bewegen. Wie zum Beispiel bei dem zwei mal 2,70 Meter großen Bild "Bone Tree", zu Deutsch: Knochenbaum. Da sitzt ein Mädchen - einen angebissenen Apfel in der Hand - inmitten verwirrend vieler Birkenbaumäste und blickt einen von oben herab an, siegesgewiss, hungrig oder doch einfach nur neugierig?
"Von Ästen hängen klein Vögeltotenköpfe, die hängen an Schnüren, auch gespenstisches Gefühl, Silberbirken sind wie Knochen, die sind wie Weben, mitten in Bild sitzt das Mädchen wie Spinne. Das ist Einfluss von dem Film 'Blair Witch Project', die finden auch an Bäume komische Sachen, das habe ich in Bild gebracht."
Die Werke von Chris Winter sind Bilder für den zweiten und dritten Blick, gerade weil sie es einem zunächst so leicht machen: Mit entwaffnender Offenheit schauen einen die Kinder an. Doch beim Betrachten der oberflächlichen Idylle beschleicht einen schnell ein unangenehmes Gefühl: Mal scheinen die Kinder in Gefahr, dann wieder scheint Gefahr von den Kindern selber auszugehen.
Ambivalent wirkt auch die gerade erwachende Sexualität der dargestellten Figuren: "Skipping School" nennt sich ein Bild, in dem ein Mädchen einen Blick unter ihren Rock gewährt. Diese Bilder haben Sogkraft. Den Musikproduzenten Pit Baumgartner haben sie sogar zu einer CD inspiriert.
Musik/Text: Ich zeig dir was
"Es war einmal Mädchen, das hatte eine grünes Kleid ... . Hast du so was schon gesehen, der Junge aber fiel tot um."
Die Vorliebe für Motive aus der Märchenwelt hat der Engländer Chris Winter übrigens von den Brüdern Grimm. Die haben ihm den Weg zur deutschen Sprache geebnet, und zwar auch als Verfasser des ersten deutschen Wörterbuches. Darin musste der in Hastings Geborene oft blättern, als er mit 24 Jahren ein Kunststipendium der Stadt Mannheim bekam. Ein Jahr war er in Deutschland, kehrte dann nach London zurück, aber Deutschland hatte es ihm angetan: 1996 begann Chris Winter an der Kunstakademie in Düsseldorf zu studieren:
"Ich war schon sehr interessiert in ganz viele deutsche Künstler, teilweise die haben gearbeitet als Profs in Düsseldorf, zum Beispiel Richter oder Beuys. Das ist als Maler ein guter Ort, Deutschland hat in den letzten 50 Jahren viel mehr Maler gehabt als England, und die Kunstakademie in Düsseldorf hat einen tollen Ruf, auch international."
Drei Jahre hat Chris Winter in Düsseldorf studiert. Die Märchen haben ihn weiter begleitet:
"Dann hab ich Struwwelpeter entdeckt, die Brutalität hat mich interessiert, heute ist alles korrekt, das darf man nicht mehr, früher wurde man in Wald von der Hexe gefressen. Interessant, wie Welt sich geändert hat."
Von der offenen Brutalität eines Struwwelpeters sind die Bilder von Chris Winter weit entfernt, vielmehr versetzen sie die Betrachter zurück in die Welt der Kinder – unschuldig, neugierig, mutig und doch immer bedroht und bedrohlich, voller Versuchungen und neuer Entdeckungen.
Musik/Text: Der Pilz
"Es war einmal ein Pilz ... schmeckt er gut, nein, er tut gut."
In seinen Bildern verarbeitet Chris Winter zwar viele eigene Erfahrungen, aber der Schöpfer und sein Werk sind nur bedingt über einen Kamm zu scheren: Der groß gewachsene, schlanke Mann mit den kurzen Haaren und der markanten Brille ist von freundlich-britischer Zurückhaltung. Seit acht Jahren lebt er in Berlin, fährt aber regelmäßig ins englische Brighton, wo sein Lebensgefährte wohnt. Nur ein Hobby weist darauf hin, dass er auch außerhalb seiner Kunst die Realität gerne verlässt, das Tauchen.
"Das ist eine andere Welt, Tauchen ist super, da kann man Realität enden, man ist gewichtslos in einer bunte Welt."