Vorm Zeichnen zum Tauchgang
Seit 25 Jahren bereichert die Firma Pixar die Kinowelt mit herrlichen Animationsfilmen wie "Findet Nemo", "Toy Story" oder "Monster AG". Wichtig sei es, glaubwürdige Welten zu schaffen, sagt Elyse Klaidman, Kuratorin der Ausstellung "Pixar. 25 Years of Animation" in der Bundeskunsthalle Bonn. Deshalb mussten die Zeichner von "Findet Nemo" zunächst einen Tauchlehrgang absolvieren.
Joachim Scholl: Es sind die erfolgreichsten Animations-Filme der letzten Jahrzehnte, und die Firma, die sie realisiert, wurde zum Synonym für tolles, großes Kino mit herrlichen Figuren: Pixar! Als kleine Zeichentrick-Truppe im Imperium von George Lucas fingen die Pixar-Kreativen in den 1980er-Jahren an, mittlerweile arbeiten 1200 Menschen für das Studio und an Filmen, die mit Oscars überhäuft werden.
25 Jahre ist diese Erfolgsgeschichte nun alt. Zeit für eine große Ausstellung, die jetzt auch in Deutschland zu sehen sein wird, ab heute in der Bundeskunsthalle in Bonn. Und dort, in einem Studio, saß die Kuratorin der Schau, die Kunsthistorikerin Elyse Klaidman, und sie habe ich gefragt, wie man sich eine Ausstellung vorstellen soll über eine Firma, die Animationsfilme herstellt und, ja, das vornehmlich am Computer. Sieht man da bloß Bildschirme?
Elyse Klaidman: Genau deshalb sind wir so stolz, dass wir diese Ausstellung präsentieren dürfen! Schon John Lasseter hatte diesen Traum davon, das zu zeigen, diese Ausstellung zu machen, diesen künstlerischen Prozess zu zeigen, wie unsere Künstler all diese Dinge erarbeiten. Es ist ja schließlich in unserer Arbeit alles visuell: Jedes einzelne Bildchen muss vorher designt werden, alles muss geplant werden, alles muss durchgestylt werden, was die Farbe betrifft, was das Licht betrifft, die Stimmung, wenn es eine Landschaft ist, ein bestimmter Charakter, der gezeigt wird, eine Person.
Die ersten drei Jahre im Prozess der Entstehung eines Films sind ausschließlich diesen Themen gewidmet. Wir sehen in dieser Ausstellung alles, was drum herum passiert, wie diese Stimmung, das Aussehen des Films entsteht.
Scholl: Sie haben John Lasseter erwähnt, er ist der Kreativ-Chef von Pixar. Er hat einmal gesagt, dass Pixar-Filme aus diesen drei wesentlichen Elementen bestünden: World, Character, Story. Danach haben Sie auch Ihre Ausstellung konzipiert, Elyse Klaidman. Dass die Charaktere, die Geschichte entscheidend sind, das leuchtet unmittelbar ein, aber was bedeutet in diesem Zusammenhang World - Welt?
Klaidman: Die Welt ist die einzigartige Umgebung, in der eine Geschichte spielt und in der die Personen agieren. Wenn wir uns unsere Filme vorstellen, dann denken wir an Geschichten, die ausschließlich unter Animationsbedingungen geschaffen werden können, die in der echten Welt so nicht gedreht werden könnten, wenn es sich zum Beispiel um eine Monsterwelt handelt oder die Unterwasserwelt von "Nemo".
Und jede dieser Welten hat ihre eigenen Regeln. Es gibt Regeln, die davon handeln, was kann passieren, was kann nicht passieren, was ist innerhalb dieser fiktiven Welt möglich. In "Toy Story" zum Beispiel sind die Spielzeuge dann lebendig, wenn keine Menschen zugegen sind. Sobald aber Menschen den Raum betreten, sind sie wieder Spielzeuge, leblose Geschöpfe. Und das sind bestimmte Regeln, die diese Welt glaubwürdig machen sollen und einzigartig.
Scholl: Stimmt es, dass alle Mitwirkenden bei "Findet Nemo" einen Tauchschein machen mussten, damit sie wirklich wussten, wie es sich anfühlt unter Wasser?
Klaidman: Ja, das war das Anfangsteam, der Regisseur, der Cheftechniker und all diese Leute, die sind zusammen tauchen gegangen und haben verschiedene Tauchexkursionen gemacht, lange Reisen. John Lasseter war mit seiner Familie schon vorher tauchen gewesen und hatte immer gesagt, man muss das einfach sehen, um dieses Licht zu spüren, zu verstehen, diese Gefühle zu verstehen, die man hat, wenn man sich in dieser Unterwasserwelt bewegt.
Uns war es immer sehr wichtig, vorher Nachforschungen zu betreiben, zu gucken, Feldstudien zu machen, wie fühlt man sich, wie sieht das aus. Das ist nicht mit dem Ziel verbunden, eine realistische Welt zu gestalten. Der Präsident und Gründer von Pixar, Ed Catmull, hat gesagt, das einzig Realistische sind Homemovies, also Geschichten, die Familien bei sich zu Hause drehen, und die findet wirklich niemand interessant.
Es geht darum, Geschichten nicht realistisch, sondern glaubwürdig zu gestalten, in sich glaubwürdig. Wenn wir das wirklich fühlen und nachempfinden und logisch nachempfinden können, was wir dort zeigen, dann können wir die Glaubwürdigkeit auf dem Film übertragen.
Scholl: 25 Jahre Pixar, die große Jubiläumsausstellung öffnet heute in Bonn die Pforten. Wir sind hier im Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit der Kuratorin Elyse Klaidman aus San Francisco. Bei allem Lob und Ruhm, Mistress Klaidman, hat es zuletzt aber auch Kritik an Pixar gegeben, beim Film "Up", "Oben", da gab es Stimmen, Pixar werde zu Disney-artig, die Story lasse nach. Kritik gab es auch daran, dass Pixar jetzt verstärkt auf Fortsetzungen setze, also "Toy Story 2" und "3", "Cars 2" - Wo sehen Sie den Weg von Pixar, in welche Richtung entwickelt sich die Firma?
Klaidman: Pixar gibt es jetzt seit 25, 26 Jahren und wir machen Filme seit frühster Zeit, seit der frühen Form der Kurzfilme, die wir angefangen haben, als das noch ein ganz neues und innovatives Genre war. Und ich denke, jeder Kunstprozess, sei es Film, Theater, Kunst, was auch immer, hat seine verschiedenen Stadien. Man befindet sich im Kindergartenalter, kommt in die Jugend und wird vielleicht auch irgendwann auch mal erwachsen. Aber man kann so viele verschiedene Richtungen ausprobieren und das ist auch uns immer sehr wichtig gewesen, neue Ideen auszuprobieren, das Risiko einzugehen, neue Horizonte zu erreichen.
Was Sie sagen zu der Kritik an den Filmen: Ich denke, das ist ganz normal, dass nicht immer allen alles gefällt und dass nicht alle alles lieben. Wir nehmen das als einen Teil von unserer Arbeit, als das, was wir machen. Wir machen weiter, entwickeln neue Dinge, wir hinterfragen das, was wir tun, wir wachsen und wir lernen aus der Vergangenheit.
Scholl: Welche Zukunft sehen Sie allgemein für den Animationsfilm? 3D ist ja das große Zauberwort ...
Klaidman: Ja, ich denke, dass die Werkzeuge und die Technik sich immer ändern. Sie werden sich individuell immer anpassen dem, was gerade geschieht. Und was dann jeweils passiert, ist nicht vorhersehbar. Wichtiger ist vielmehr, was für Geschichten wir erzählen, und alle Filmemacher, die ein Interesse daran haben, entwickeln Geschichten, die die Welt ansprechen, die interessant sind, die die Leute ergreifen. Das ist dann ganz egal, ob das gezeichnet ist, computeranimiert, in 3D oder wie auch immer dargestellt wird. Es muss gut erzählt sein. Und wichtig ist halt, dass die Form die ist, die sich am besten dazu eignet, Geschichten zu erzählen.
Scholl: Sie selbst, Mrs. Klaidman, sind studierte Kunsthistorikerin, haben Pixar-Zeichner unterrichtet. Jetzt leiten Sie die Pixar-Universität in San Francisco. Was wird denn dort eigentlich gelehrt?
Klaidman: Die Pixar-Universität ist ein Teil von Pixar, eine Abteilung der Studios. Und wir unterrichten dort sowohl künstlerische Arbeit als auch die kreativen Mitarbeiter und die technischen Mitarbeiter, beide. Ed Catmull hatte mich damals engagiert als Zeichenlehrerin, ich komme auch von einem künstlerischen Hintergrund.
Es gab damals 120 Leute, die die Beobachtungen für die Zeichnungen lernen sollten, all diese Techniken lernen sollten, obwohl natürlich nicht alle von denen selbst Zeichner waren. Aber man ging davon aus, dass die Beobachtung dafür sorgt, dass wir bessere Geschichtenerzähler werden, dass all diese Leute einen besseren Blick dafür bekommen, wie man diese Geschichten kreativ erzählen kann.
Und über die Jahre hat sich dann diese Ausbildung entwickelt. Jetzt gibt es dazu auch noch ein technisches Training, da die Werkzeuge sich ja auch immer ändern, und was die Kunst- und Filmprogramme gibt, da gibt es eine große Bandbreite von Unterrichtsformen, die wir anbieten: Skulptur, Bildhauerei, Malerei, Dramaturgie und so weiter, eine endlose Liste. Und diese Kurse sind offen für alle, die bei Pixar arbeiten.
Das Ziel davon ist es, dass die Leute neue Inspiration bekommen über ihren Arbeitsalltag hinaus, dass sie außerhalb ihres Alltags lernen zu denken und kreativ zu sein. Das sind jetzt nur zwei Aspekte, aber ich möchte Sie jetzt nicht stundenlang hier damit konfrontieren.
Scholl: Zum Schluss müssen Sie uns noch verraten, Mrs. Klaidman, welcher Pixar-Film Ihr persönlicher Liebling ist, und warum?
Klaidman: Das werde ich ziemlich oft gefragt und ich finde es sehr schwer, das zu beantworten. Das hängt nämlich davon ab, woran ich gerade denke und in welcher Lebenssituation ich mich gerade befinde. Ich habe selber zwei Kinder und viele dieser Filme immer wieder mit ihnen gesehen über die Jahre. Und ein Film, der eine besondere Bedeutung für mich hat, sind die "Incredibles", "Die Unglaublichen", weil ich auch selber Mutter bin und damit Teil einer Familie, und ich wünsche mir oft, diese Superkräfte zu haben, die in diesem Film auftauchen. Dieser Film schafft es auch immer wieder, mich an einen wunderbaren Ort der Fantasie zu bringen. Sowohl das als auch an einen sehr realen Ort.
Scholl: "Pixar. 25 Years of Animation", so heißt die große Ausstellung, die ab heute in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen sein wird, organisiert, geleitet von Elyse Klaidman von der Pixar University. Und bei Ihr bedanken wir uns für das Gespräch, thanks for the conversation, Mrs. Klaidman, good luck with the exhibition!
Klaidman: Thank you very, very much!
Scholl: Und bei der Übersetzung unseres Gespräches hat uns Marei Ahmia geholfen, auch ihr vielen Dank! Eine ausführliche Kritik der Ausstellung gibt es natürlich auch bei uns, heute Abend in unserer Sendung "Fazit. Kultur vom Tage" ab 23:00 Uhr.
"Service:"
Die Ausstellung "Pixar. 25 Years of Animation" ist vom 6. Juli 2012 bis 6. Januar 2013 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.
25 Jahre ist diese Erfolgsgeschichte nun alt. Zeit für eine große Ausstellung, die jetzt auch in Deutschland zu sehen sein wird, ab heute in der Bundeskunsthalle in Bonn. Und dort, in einem Studio, saß die Kuratorin der Schau, die Kunsthistorikerin Elyse Klaidman, und sie habe ich gefragt, wie man sich eine Ausstellung vorstellen soll über eine Firma, die Animationsfilme herstellt und, ja, das vornehmlich am Computer. Sieht man da bloß Bildschirme?
Elyse Klaidman: Genau deshalb sind wir so stolz, dass wir diese Ausstellung präsentieren dürfen! Schon John Lasseter hatte diesen Traum davon, das zu zeigen, diese Ausstellung zu machen, diesen künstlerischen Prozess zu zeigen, wie unsere Künstler all diese Dinge erarbeiten. Es ist ja schließlich in unserer Arbeit alles visuell: Jedes einzelne Bildchen muss vorher designt werden, alles muss geplant werden, alles muss durchgestylt werden, was die Farbe betrifft, was das Licht betrifft, die Stimmung, wenn es eine Landschaft ist, ein bestimmter Charakter, der gezeigt wird, eine Person.
Die ersten drei Jahre im Prozess der Entstehung eines Films sind ausschließlich diesen Themen gewidmet. Wir sehen in dieser Ausstellung alles, was drum herum passiert, wie diese Stimmung, das Aussehen des Films entsteht.
Scholl: Sie haben John Lasseter erwähnt, er ist der Kreativ-Chef von Pixar. Er hat einmal gesagt, dass Pixar-Filme aus diesen drei wesentlichen Elementen bestünden: World, Character, Story. Danach haben Sie auch Ihre Ausstellung konzipiert, Elyse Klaidman. Dass die Charaktere, die Geschichte entscheidend sind, das leuchtet unmittelbar ein, aber was bedeutet in diesem Zusammenhang World - Welt?
Klaidman: Die Welt ist die einzigartige Umgebung, in der eine Geschichte spielt und in der die Personen agieren. Wenn wir uns unsere Filme vorstellen, dann denken wir an Geschichten, die ausschließlich unter Animationsbedingungen geschaffen werden können, die in der echten Welt so nicht gedreht werden könnten, wenn es sich zum Beispiel um eine Monsterwelt handelt oder die Unterwasserwelt von "Nemo".
Und jede dieser Welten hat ihre eigenen Regeln. Es gibt Regeln, die davon handeln, was kann passieren, was kann nicht passieren, was ist innerhalb dieser fiktiven Welt möglich. In "Toy Story" zum Beispiel sind die Spielzeuge dann lebendig, wenn keine Menschen zugegen sind. Sobald aber Menschen den Raum betreten, sind sie wieder Spielzeuge, leblose Geschöpfe. Und das sind bestimmte Regeln, die diese Welt glaubwürdig machen sollen und einzigartig.
Scholl: Stimmt es, dass alle Mitwirkenden bei "Findet Nemo" einen Tauchschein machen mussten, damit sie wirklich wussten, wie es sich anfühlt unter Wasser?
Klaidman: Ja, das war das Anfangsteam, der Regisseur, der Cheftechniker und all diese Leute, die sind zusammen tauchen gegangen und haben verschiedene Tauchexkursionen gemacht, lange Reisen. John Lasseter war mit seiner Familie schon vorher tauchen gewesen und hatte immer gesagt, man muss das einfach sehen, um dieses Licht zu spüren, zu verstehen, diese Gefühle zu verstehen, die man hat, wenn man sich in dieser Unterwasserwelt bewegt.
Uns war es immer sehr wichtig, vorher Nachforschungen zu betreiben, zu gucken, Feldstudien zu machen, wie fühlt man sich, wie sieht das aus. Das ist nicht mit dem Ziel verbunden, eine realistische Welt zu gestalten. Der Präsident und Gründer von Pixar, Ed Catmull, hat gesagt, das einzig Realistische sind Homemovies, also Geschichten, die Familien bei sich zu Hause drehen, und die findet wirklich niemand interessant.
Es geht darum, Geschichten nicht realistisch, sondern glaubwürdig zu gestalten, in sich glaubwürdig. Wenn wir das wirklich fühlen und nachempfinden und logisch nachempfinden können, was wir dort zeigen, dann können wir die Glaubwürdigkeit auf dem Film übertragen.
Scholl: 25 Jahre Pixar, die große Jubiläumsausstellung öffnet heute in Bonn die Pforten. Wir sind hier im Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit der Kuratorin Elyse Klaidman aus San Francisco. Bei allem Lob und Ruhm, Mistress Klaidman, hat es zuletzt aber auch Kritik an Pixar gegeben, beim Film "Up", "Oben", da gab es Stimmen, Pixar werde zu Disney-artig, die Story lasse nach. Kritik gab es auch daran, dass Pixar jetzt verstärkt auf Fortsetzungen setze, also "Toy Story 2" und "3", "Cars 2" - Wo sehen Sie den Weg von Pixar, in welche Richtung entwickelt sich die Firma?
Klaidman: Pixar gibt es jetzt seit 25, 26 Jahren und wir machen Filme seit frühster Zeit, seit der frühen Form der Kurzfilme, die wir angefangen haben, als das noch ein ganz neues und innovatives Genre war. Und ich denke, jeder Kunstprozess, sei es Film, Theater, Kunst, was auch immer, hat seine verschiedenen Stadien. Man befindet sich im Kindergartenalter, kommt in die Jugend und wird vielleicht auch irgendwann auch mal erwachsen. Aber man kann so viele verschiedene Richtungen ausprobieren und das ist auch uns immer sehr wichtig gewesen, neue Ideen auszuprobieren, das Risiko einzugehen, neue Horizonte zu erreichen.
Was Sie sagen zu der Kritik an den Filmen: Ich denke, das ist ganz normal, dass nicht immer allen alles gefällt und dass nicht alle alles lieben. Wir nehmen das als einen Teil von unserer Arbeit, als das, was wir machen. Wir machen weiter, entwickeln neue Dinge, wir hinterfragen das, was wir tun, wir wachsen und wir lernen aus der Vergangenheit.
Scholl: Welche Zukunft sehen Sie allgemein für den Animationsfilm? 3D ist ja das große Zauberwort ...
Klaidman: Ja, ich denke, dass die Werkzeuge und die Technik sich immer ändern. Sie werden sich individuell immer anpassen dem, was gerade geschieht. Und was dann jeweils passiert, ist nicht vorhersehbar. Wichtiger ist vielmehr, was für Geschichten wir erzählen, und alle Filmemacher, die ein Interesse daran haben, entwickeln Geschichten, die die Welt ansprechen, die interessant sind, die die Leute ergreifen. Das ist dann ganz egal, ob das gezeichnet ist, computeranimiert, in 3D oder wie auch immer dargestellt wird. Es muss gut erzählt sein. Und wichtig ist halt, dass die Form die ist, die sich am besten dazu eignet, Geschichten zu erzählen.
Scholl: Sie selbst, Mrs. Klaidman, sind studierte Kunsthistorikerin, haben Pixar-Zeichner unterrichtet. Jetzt leiten Sie die Pixar-Universität in San Francisco. Was wird denn dort eigentlich gelehrt?
Klaidman: Die Pixar-Universität ist ein Teil von Pixar, eine Abteilung der Studios. Und wir unterrichten dort sowohl künstlerische Arbeit als auch die kreativen Mitarbeiter und die technischen Mitarbeiter, beide. Ed Catmull hatte mich damals engagiert als Zeichenlehrerin, ich komme auch von einem künstlerischen Hintergrund.
Es gab damals 120 Leute, die die Beobachtungen für die Zeichnungen lernen sollten, all diese Techniken lernen sollten, obwohl natürlich nicht alle von denen selbst Zeichner waren. Aber man ging davon aus, dass die Beobachtung dafür sorgt, dass wir bessere Geschichtenerzähler werden, dass all diese Leute einen besseren Blick dafür bekommen, wie man diese Geschichten kreativ erzählen kann.
Und über die Jahre hat sich dann diese Ausbildung entwickelt. Jetzt gibt es dazu auch noch ein technisches Training, da die Werkzeuge sich ja auch immer ändern, und was die Kunst- und Filmprogramme gibt, da gibt es eine große Bandbreite von Unterrichtsformen, die wir anbieten: Skulptur, Bildhauerei, Malerei, Dramaturgie und so weiter, eine endlose Liste. Und diese Kurse sind offen für alle, die bei Pixar arbeiten.
Das Ziel davon ist es, dass die Leute neue Inspiration bekommen über ihren Arbeitsalltag hinaus, dass sie außerhalb ihres Alltags lernen zu denken und kreativ zu sein. Das sind jetzt nur zwei Aspekte, aber ich möchte Sie jetzt nicht stundenlang hier damit konfrontieren.
Scholl: Zum Schluss müssen Sie uns noch verraten, Mrs. Klaidman, welcher Pixar-Film Ihr persönlicher Liebling ist, und warum?
Klaidman: Das werde ich ziemlich oft gefragt und ich finde es sehr schwer, das zu beantworten. Das hängt nämlich davon ab, woran ich gerade denke und in welcher Lebenssituation ich mich gerade befinde. Ich habe selber zwei Kinder und viele dieser Filme immer wieder mit ihnen gesehen über die Jahre. Und ein Film, der eine besondere Bedeutung für mich hat, sind die "Incredibles", "Die Unglaublichen", weil ich auch selber Mutter bin und damit Teil einer Familie, und ich wünsche mir oft, diese Superkräfte zu haben, die in diesem Film auftauchen. Dieser Film schafft es auch immer wieder, mich an einen wunderbaren Ort der Fantasie zu bringen. Sowohl das als auch an einen sehr realen Ort.
Scholl: "Pixar. 25 Years of Animation", so heißt die große Ausstellung, die ab heute in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen sein wird, organisiert, geleitet von Elyse Klaidman von der Pixar University. Und bei Ihr bedanken wir uns für das Gespräch, thanks for the conversation, Mrs. Klaidman, good luck with the exhibition!
Klaidman: Thank you very, very much!
Scholl: Und bei der Übersetzung unseres Gespräches hat uns Marei Ahmia geholfen, auch ihr vielen Dank! Eine ausführliche Kritik der Ausstellung gibt es natürlich auch bei uns, heute Abend in unserer Sendung "Fazit. Kultur vom Tage" ab 23:00 Uhr.
"Service:"
Die Ausstellung "Pixar. 25 Years of Animation" ist vom 6. Juli 2012 bis 6. Januar 2013 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.