Der Schutz von Flüchtlingen ist nicht verhandelbar
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In den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln droht eine humanitäre Katastrophe. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration fordert die Politik zum Handeln auf – und mahnt eine Reform des Asylrechts an.
Europa beschäftigt sich rund um die Uhr mit einem Virus – dabei geraten viele andere wichtige Themen aus dem Blick. Besonders drängend ist die Flüchtlingsproblematik in Griechenland.
Zusätzlich zu den erbärmlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln hängt nun auch noch die Corona-Pandemie wie ein Damoklesschwert über Zehntausenden von Menschen. Petra Bendel, Vorsitzende des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), warnt vor einer "humanitären Katastrophe" in den Lagern.
Kinder, Kranke und Behinderte evakuieren
Der Rat fordert deswegen, Griechenland besser zu unterstützen. Hygiene und medizinische Versorgung seien in den Lagern "absolut desaströs", sagt Bendel.
Zusätzlich müssten besonders verletzliche Personen – Kinder, Kranke oder Behinderte – evakuiert und anderswo aufgenommen werden, so die Migrationsexpertin. Diese könnten sich in der derzeitigen Situation überhaupt nicht mehr zurechtfinden.
Über solche Sofortmaßnahmen hinaus verlangt der Rat eine grundlegende Reform des europäischen Asylrechts. Dabei sei der Schutz von Flüchtlingen unverhandelbar, sagt Bendel.
Schutzsuchende solidarischer verteilen
"Wir brauchen ein System, in dem Schutzsuchende solidarischer verteilt werden, in dem schnellere und fairere Asylverfahren überall in der Union gewährleistet und die Verfahrensstandards und Schutzquoten angeglichen werden."
Es müsse wieder politische Verhandlungen und mehr finanzielle Anreize geben, damit die Bereitschaft wachse, Flüchtlinge aufzunehmen, so die Direktorin des Zentralinstituts für Regionenforschung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:
"Es muss nicht ein System sein, in dem alle jederzeit mitmachen. Wir wissen, das kriegen wir nicht hin. Wir müssen zunächst weiterhin mit einer Koalition der Willigen vorangehen."
(ahe)