Nur noch 28 Stunden arbeiten
Bislang kämpfte die IG Metall vor allem für höhere Löhne - künftig will sich die Gewerkschaft intensiv für eine Reduzierung der Arbeitszeit einsetzen. Eine Trendwende, sagt die Professorin für Personalmanagement, Jutta Rump - denn vielen Menschen ist Zeit inzwischen wichtiger als Geld.
Die IG Metall will mit der Forderung nach einer 28-Stunden-Woche in die kommenden Tarifverhandlungen gehen. Gestern hat der Vorstand der IG Metall einen entsprechenden Beschluss gefasst. Arbeitnehmer sollen danach einen Anspruch auf eine Arbeitszeitverkürzung für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren erhalten.
Für Jutta Rump, Professorin für Personalmanagement und Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen, ist die Forderung eine Konsequenz der sich verändernden Bedingungen in der Arbeitswelt. Es gebe den verstärkten Wunsch einer besseren Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem: Ansgesichts von zunehmender Geschwindigkeit, Vernetzung und Komplexität "sagen natürlich viele, wenn ich 50 Jahre lang auf diesem Arbeitsmarkt unterwegs bin, dann will ich, ehrlich gesagt auch Balance halten - und dazu gehört natürlich auch eine Flexibilisierung von Arbeitszeit".
"Wir brauchen ein atmendes System"
Um die Gegensätze zu vereinen, brauche es in der Tat eine Lösung, denn "das prallt in der Gegenwart massiv aufeinander", so Rump im Deutschlandfunk Kultur. Notwendig seien Verhandlungen - nicht nur zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, sondern auch zwischen Arbeitnehmern und Führungskräften in den Betrieben. Die Festschreibung von Mindeststandards und verlässlichen Rahmenbedingungen sei sicher erforderlich. Aber: "Wir brauchen auch innerhalb der Betriebe so etwas wie ein atmendes System."