In der Sendung "Studio 9 – Der Tag" sprach der Psychologe Bertolt Meyer über Diskriminierung von Frauen: Audio Player
Wie Männer von einem Mythos profitieren
06:32 Minuten
Vorurteile gegenüber Frauen sind weit verbreitet – auch in Deutschland. Dadurch entstehen Bereiche, die vor allem von Männern dominiert werden. Doch dies lasse sich ändern, ist die Soziologin Christiane Funken überzeugt.
Nach einer Studie der Entwicklungsagentur der Vereinten Nationen (UNDP) haben weltweit neun von zehn Menschen Vorurteile gegenüber Frauen. Sie finden unter anderem, dass sich Männer besser als Chefs eignen oder auch besser in der Wirtschaft sind.
Auch in Deutschland hegen mehr als 60 Prozent der Befragen Vorurteile gegenüber Frauen – und schließen daraus unter anderem, dass Frauen und Männer unterschiedlich behandelt werden sollten.
Vorurteile bestimmen das Verhalten
Nicht überrascht von den Ergebnissen der UN-Studie ist Christiane Funken, emeritierte Professorin für Soziologie an der Technischen Universität in Berlin. Wenn man sich Statistiken ansehe, "dann sprechen die Daten für sich. Egal ob es die Politik, ob es das Management in den Führungsetagen ist, da können wir immer noch Frauen suchen. Die sind noch immer stark in der Minderheit."
Unterscheiden müsse man dabei zwischen Stereotypen in der Form einer Meinung, die uns erleichtern, Ordnung in unsere Welt zu bringen - und Vorurteilen. Diese seien "ablehnende und eher feindliche Haltungen, die auch konkretes Verhalten bestimmen, fixieren und festlegen", so die Wissenschaftlerin.
Vorurteile spielten vor allem in Bereichen eine Rolle, wo Frauen ihre Kompetenzen und Stärken zeigen könnten, die ihnen aber verwehrt werden. Dies betreffe beispielsweise die Politik oder den Sport. Dort wo es unter anderem um Eigenständigkeit, Unabhängigkeit sowie Durchsetzungskraft gehe.
Mythos über die Rolle der Frau
Ein Grund dafür sei, dass im Laufe der Zeit ein Mythos entstanden sei, was die eigentliche Rolle der Frau ist. Demnach sei jede Frau eine geborene und glückliche Mutter, erklärt Christiane Funken. "Die Mutter, die arbeitet und sich nicht nur um das Wohl ihres Kindes kümmert, die macht das eigentlich nur, um Geld zu verdienen." Frauen die arbeiteten, machten das nicht, weil sie wirklich leidenschaftlich arbeiten, sondern lediglich als Notwendigkeit.
Dieser Mythos habe sich verselbständigt und sei auch eine "ideologische Tradition", die sich von der deutschen Reformation über die Frauenvereine der 20er-Jahre bis hin zum Nationalsozialismus fortgesetzt habe, erläutert die Soziologin.
Unternehmen müssen Strukturen ändern
Das sei ein Machtinstrument, mit dem die Männer die Bereiche verteidigen könnten, die sie beherrschten. Damit konnte auch legitimiert werden, dass Frauen aus diesen Bereichen herausgehalten wurden und werden.
Notwendig sei, dass Frauen selbst entscheiden und erkennen, was sie möchten, rät Funken. Daneben sei ein starker Willen und eine gute Partnerschaft notwendig. Außerdem müssten die Unternehmen ihre Strukturen und Kulturen ändern. Doch: "Da haben wir das große Problem heute", so die Soziologin.
(rzr)