"Auch wenn Winterkorn ahnungslos gewesen wäre, hätte er versagt"
"Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell" - das sagte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn nach einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums. Für unseren Korrespondenten Alexander Budde war der Rücktritt unausweichlich.
Winterkorn erklärte, er übernehme als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen die Verantwortung für die bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren. Über seine Nachfolge will der Aufsichtsrat morgen beraten.
"Das Vertrauen, insbesondere der Großaktionäre, das ist einfach weg", sagte unser Korrespondent Alexander Budde auf Deutschlandradio Kultur. Das Land Niedersachsen habe offenbar genauso wenig hinter Winterkorn gestanden wie der Betriebsrat.
Winterkorn konnte über jeden Außenspiegel streiten
Dass Winterkorn von den Manipulationen an Dieselmotoren nichts gewusst hat, hielt Budde für unwahrscheinlich. "Winterkorn gilt als ein Prototyp des autoritären Managers mit einer fast machiavellistischen Machtballung." Er könne sich über jeden Außenspiegel streiten. "Für Außenstehende ist es kaum denkbar, dass der detailversessene Chef der Technik- und Innovationsabteilung, der er ja auch ist, einfach nichts von dieser Manipulationssoftware gewusst haben soll." Aber selbst wenn das der Fall gewesen sei: "Auch wenn er ahnungslos gewesen wäre, dann hätte er versagt, denn er hätte es in seiner Rolle einfach wissen müssen."
Volkswagen steckt in einer tiefen Krise: Der Konzern hat zugegeben, die Abgaswerte von Fahrzeugen in den USA manipuliert zu haben. Mittels einer Software wurde der Schadstoffausstoß nur bei offiziellen Tests vollständig kontrolliert, nicht aber beim normalen Betrieb der Autos. Die Dieselfahrzeuge stießen folglich im regulären Straßenverkehr mehr Stickoxide aus als erlaubt.
Stickoxide werden als gesundheitsschädlich eingestuft und können zu Atemwegserkrankungen führen. Am Dienstag hatte VW bekanntgegeben, dass die Software in weltweit rund elf Millionen Fahrzeugen steckt.