Wader und Wecker: Keiner will aufhören

Hannes Wader und Konstantin Wecker im Gespräch mit Joachim Scholl |
Die Liedermacher Hannes Wader, Jahrgang 1942, und Konstantin Wecker, Jahrgang 1947, verschwenden keinen Gedanken ans Aufhören. "Das Leben wird beschwerlich, wenn man älter wird", sagte Wader. Doch Auftritte belebten ihn nach wie vor unglaublich.
Joachim Scholl: Seit Jahrzehnten sind sie berühmt, seit Jahrzehnten sind sie unterwegs als Liedermacher und Künstler: Hannes Wader und Konstantin Wecker. So grundverschieden sie auch sind, in Naturell und Stil, im vergangenen Jahr waren beide gemeinsam auf Tournee. Und begleitet wurden sie von einem Filmteam, seit einigen Tagen läuft "Wader/Wecker – Vater Land. Eine Dokumentation" in unseren Kinos. Und beide Hauptpersonen sind jetzt am Telefon in unterschiedlichen Städten: Guten Tag, Hannes Wader, guten Tag, Konstantin Wecker!

Hannes Wader: Hallo!

Konstantin Wecker: Hallo, guten Tag!

Scholl: Jeder von Ihnen beiden ist auf seine Weise enorm bekannt! Als Gespann denkt man Sie sich jetzt nicht unmittelbar sofort zusammen, Sie wahrscheinlich auch nicht. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit? Es ist ja nicht das erste Mal, Herr Wader!

Wader: Nein, das ist nicht das erste Mal. Wir, vor knapp zehn Jahren haben wir schon mal eine Tournee gemacht. Dann war das aber so schön, dann haben wir im darauffolgenden Jahr – ich glaube, 2001, oder war es 2002, weiß ich nicht mehr – noch eine Tournee gemeinsam gemacht. Diese Ideen kommen immer von Konstantin, Konstantin hat die besseren Ideen als ich.

Scholl: Das heißt, Sie, Herr Wecker, Sie haben zuerst gesagt, du, wie wär’s, wir könnten doch mal zusammen spielen?

Wecker: Ja, es geht nicht darum, ob ich die besseren Ideen habe, aber …

Wader: … doch …

Wecker: … in diesem Fall habe ich sie wirklich, weil ich halt einfach gewohnter bin als der Hannes, mit verschiedenen Leuten zusammenzuspielen. Erstens mal, mit mehreren Musikern, der Hannes macht ja doch seine Konzerte meistens ganz alleine. Obwohl du jetzt auch schon Ausnahmen gemacht hast, Hannes, mit dem englischen Sänger warst du unterwegs …

Wader: Mit dem Allan Taylor jetzt im Sommer, ja.

Wecker: Mit Allan Taylor warst du unterwegs, genau. Und deswegen war das mir näher und ich war ja vorher schon mal mit Mercedes Sosa und Joan Baez, habe ich auch eine Tour gemacht. Und das war mir näher und ich habe mir gedacht, da ich ja immer schon ein Wader-Fan war, das wäre auch eine Gelegenheit, dem Hannes näherzukommen. Weil, wir sind ja so viel unterwegs, dass wir uns eigentlich nie sehen können. Also, die einzige Möglichkeit, uns länger zu sehen, ist, wenn wir zusammen Konzerte geben.

Scholl: Aber wie haben Sie sich früher eigentlich, ja, gegenübergestanden? Also, wie hat der eine den anderen gesehen, so, in jungen Jahren, in den 70er-, 80er-Jahren? Wie fand der Wader den Wecker damals und umgekehrt?

Wader: Ja, da kam nur plötzlich so ein junger, viriler Sänger, sehr, ja, sehr präsent.Und ich hatte damals eine andere Philosophie vom Auftreten, ich wollte mehr so ein bisschen so zurückgenommen sein. Und Konstantin hat dieses Prinzip auf seine Art und Weise, auf seine echte Art und Weise durchbrochen und ich musste erst mal schlucken eine ganze Weile lang. Aber dann hat mich Konstantin im Laufe der Zeit doch, sagen wir mal so, bekehrt und überwältigt.

Wecker: Danke, Hannes! Weil, ich war eigentlich immer Wader-Fan. Der Hannes ist ja, obwohl er nur ein paar Jahre älter ist als ich, aber irgendwie fast eine andere Liedermacher-Generation. Also, ich kam sehr viel später überhaupt erst, wie der Hannes so schön sagt, auf die Piste und ich kam auch nicht aus der Tradition. Hannes hat ja zusammen gesungen mit Reinhard Mey, mit Degenhardt, also das war, die Waldeck, ich war auch nie bei Waldeck dabei.

Scholl: Das war auch so die Gitarren-Fraktion, oder?

Wecker: Das war die Gitarren-Fraktion. Und nun bin ich ja in jeder Hinsicht damals anders gewesen. Ich war erstens mal Bayer, das durfte man schon gar nicht sein, weil Bayern galten ja alle eine Zeit lang, glaube ich, in Restdeutschland als strengste Faschisten. Und dann habe ich eben Klavier gespielt, dann hatte ich ein Cello mit dabei. Das war alles sehr ungewöhnlich, aber das hat mich nicht daran gehindert, die anderen zu verehren. Unser verstorbene Freund Franz Josef Degenhardt ist ja praktisch ein Lehrmeister gewesen für mich mit seinen ganzen Schallplatten, und ebenso der Hannes. Bei Hannes habe ich immer, um das schon auch noch mal deutlich zu sagen, immer besonders seine Melodieführung, die Musikalität eben auch … Also, der Hannes war immer ein bisschen musikalischer auch noch als manche andere, vor allem mit seiner schönen Stimme. Er hat eine Poesie, die ist sehr eigen, bis heute ist das je bei Hannes-Wader-Liedern eine sehr eigene Poesie, die … Ich weiß gar nicht so richtig, wo die Wurzeln sind, wahrscheinlich im englischen Folk, hast du immer gesagt, Hannes, oder?

Wader: Ja, ja, ich kann selber nicht sagen, welches meine Wurzeln sind, aber zum Beispiel, ich habe auch französische Vorbilder gehabt …

Wecker: … ja, stimmt, genau …

Wader: … zum Beispiel in erster Linie George Brassens, der dir wahrscheinlich auch ein bisschen fremder ist …

Wecker: … ja, mir auch fremder, weil ich ja … Ich war die Italien, die Bayern-Italien-Abteilung, und dadurch, dass ich von der Oper eigentlich kam, ursprünglich, war natürlich auch meine Vorstellung von einem Bühnenauftritt eine völlig andere als die Waldecker Vorstellung. Also, insofern kam ich da schon, glaube ich, wie ein kleiner Wirbelwind in die Szene hinein. Und mich hat aber die …

Wader: … ja, aber alles sehr belebt und erfrischt!

Scholl: Aber wie hat es denn am Anfang auch bei Ihnen dann zusammen geklappt? Also, Sie, Herr Wader, erlebt man im Film ja auch so wirklich als Solo-Mann, lieber allein, Sie sagen mal selber, ich bin eigentlich lieber so wie ein Stock hinterm Mikrofon und ganz alleine, meine Gitarre, und das ist es. Während Herr Wecker, man kennt ihn, er hat halt wirklich auch diese körperliche Präsenz und er ist ein Stage Animal. Als Sie da zum ersten Mal auf die Bühne gegangen sind, hat es da nicht geklappert oder haben Sie nicht gesagt, oh Gott, wir lassen es lieber?

Wader: Nein, überhaupt nicht, nicht einen Augenblick! Als wir zum Beispiel diesen Plan fassten, also, angeregt durch Konstantin, war ich auch schon längst überzeugter Wecker-Fan. Und ich habe nicht einen Augenblick … Ich bin, muss ich sagen, bin gewarnt worden, kannst du nicht machen, Hannes, du kannst nicht mit Wecker, das ist eine Rampensau, du kannst nicht mit dem auf, der drückt dich an die Wand, der kann nicht anders, der kann nicht anders! – Dummes Zeug! Natürlich hat Konstantin eine enorme Bühnenpräsenz, aber die spielt er aber nicht aus gegen seinen Kollegen oder Freund auf der Bühne, gegen mich in diesem Fall, überhaupt nicht! Und nebenbei bemerkt habe ich auch eine!

Wecker: Ja, so ist es …

Wader: … auch eine Bühnenpräsenz.

Wecker: So ist es, nur eben anders.

Wader: Nur eben anders, ja.

Wecker: Und das war sehr deutlich zu spüren, es musste sich, bei unserer ersten Tour musste sich auch unser Publikum annähern aneinander. Also, jetzt haben wir, kann man wirklich sagen, wir haben jetzt wirklich ein großes Wader-Wecker-Publikum und da gibt es überhaupt keine Annäherungsprobleme. Aber bei den ersten Konzerten, Hannes, das weißt du noch, da gab es zwischen manchen Wader- und manchen Wecker-Fans irgendwie, ja, so leichte … Ich würde mal sagen, die einen haben darauf gewartet, dass ihr Künstler etwas mehr singt und so …

Scholl: … ja …

Wader: Es gab auch Irritationen und es gab auch sicher so verhaltenen Wunsch bei einigen, man möge sich doch auf der Bühne gegenseitig richtig schön in die Quere kommen.

Wecker: Ja, ja, ja …

Scholl: Es gab natürlich auch nach dieser Tournee eine CD von Ihnen beiden und im Film hört man auch den einen oder anderen Song, zum Beispiel "Feine Gesellschaft". Und den wollen wir jetzt spielen, Hannes Wader und Konstantin Wecker im Duo.

((Musikeinspielung))

Scholl: "Feine Gesellschaft", Konstantin Wecker und Hannes Wader live auf ihrer gemeinsamen Tournee im letzten Jahr und nun auch im Dokumentarfilm "Wader/Wecker – Vater Land", der jetzt in unseren Kinos läuft. Und wir sind hier im Deutschlandradio Kultur mit beiden Liedermachern im Gespräch, wir haben sie telefonisch erreicht in verschiedenen Städten, deswegen klingt es auch ein bisschen unterschiedlich, haben Sie Verständnis für diese Qualität. Herr Wader, Herr Wecker, es ist ja kein Konzertfilm im reinen Sinn jetzt, dieser Streifen von Herrn Gaul, sondern die Tournee ist das Vehikel gewesen auch für eine Doppelfilmbiografie. Und was gerade jetzt so frappiert, wenn man Ihre Lieder wieder da hört in diesem Film, wie schrecklich aktuell ja so ein Lied wie etwa "Gestern haben sie den Willy erschlagen" noch ist, das Lied, mit dem Sie, Konstantin Wecker, in den 70er-Jahren schlagartig berühmt wurden. Mit welchen Gedanken verfolgen Sie beide eigentlich momentan diese Diskussion über die Neonazis, das NPD-Verbot? Sie beide müssten ja eigentlich denken, Gott, wir kämpfen seit 40 Jahren gegen diesen Müll und er ist einfach nicht zu beseitigen!

Wecker: Zu beseitigen ist er ganz bestimmt nicht. Auch in Deutschland gibt es einfach ein gewisses Potenzial an gestrigen und rassistischen Menschen, verängstigten Menschen und vor allem extrem, wie in diesem Fall, extrem gefährlichen und bösartigen Menschen. Was mich erschreckt an der Sache, ist diese Verstrickung mit den Geheimdiensten. Das, was uns nämlich eines sagt: Das waren einfach zu einfache Menschen, das waren Dönerbudenbesitzer, da wollte man nicht viel mehr rausfinden eigentlich. Denn wenn das Industrielle gewesen wären, dann wäre ganz schön was losgewesen in der Republik. Dann wäre eine Rasterfahndung nach der anderen gelaufen und dann hätte man sich ganz anders gekümmert um die Situation. Das waren Dönerbudenbesitzer und ich glaube, dass viele Kreise wussten, dass es aus dem rechtsradikalen Milieu kommt, und das einfach totschweigen wollten.

Scholl: Sie, Herr Wader, müssten auch recht erbittert sein, im Film sieht man sie auch, Ihre große Empörung, dass es ja auch mal eine Zeit gab, wo, ja, so rechte Gesellen Ihre Songs völlig falsch verstanden haben und nachgespielt haben. Also, Sie müssten, glaube ich, auf die aktuellen Bilder noch erbitterter reagieren, oder?

Wader: Ja, ich freue mich in gewisser Weise, dass das jetzt mal öffentlich geworden ist …

Wecker: … ja, genau, ich auch, ja …

Wader: … das ist vielleicht ein, ja, vielleicht ein Anfang. Aber ich habe mich die ganze Zeit, immer wieder, sehr hilflos gefühlt. Und ich muss auch sagen, ich fürchte mich vor diesen Leuten.

Scholl: Aber in diesem, gerade in diesem Kontext, wenn man Ihren Film jetzt sieht, merkt man eigentlich auch, ja, also wie aktuell doch auch oder wie wichtig auch das Engagement von Künstlern ist. Sie reflektieren in dem Film ja auch Ihrer beider Rolle als politische Künstler, Sie haben sich anfangs dagegen ja sehr gewehrt, Herr Wecker, Sie wollten partout kein linker Liedermacher sein, und gesagt, na ja, gut, wenn man kritisch ist, dann ist man eigentlich ein linker Liedermacher.

Wecker: Ich war schon links, das war auch alles klar. Aber unter dem linken Liedermacher habe ich die Angst bekommen, man würde von mir fordern, ich soll jetzt einen "Willy" nach dem anderen schreiben. Und hat man ja auch zum Teil gefordert. Und diesen ganzen Forderungen wollte ich mich entziehen, weil, es ging mir damals natürlich genau so wie heute: Zum Schreiben meiner Lieder und zum Schreiben von Gedichten muss ich warten, bis es mir passiert. Ich kann nicht mir jetzt sagen, hier ist ein Thema und zu dem Thema mache ich ein Lied. Das haben sich viele Leute falsch vorgestellt. Viele haben gesagt, jetzt schreib doch mal ein Lied zu Chile oder schreib dafür, also, wie wenn man so ein Auftragschreiber für politische Befindlichkeiten wäre. Das wollte ich nicht sein, auch der "Willy" ist nicht aus einem bewussten Denken entstanden, sondern der ist aus mir herausgeplatzt. Und das sind dann auch die besseren Lieder.

Wader: Ja, ich bestätige das, genau, wortwörtlich, was Konstantin sagt. Man kann schon mal versuchen, einen Auftrag zu erfüllen oder einen Wunsch von jemand, schreib mal was dazu. Das kann man als Fingerübung machen. Es hat nicht genug mit einem selbst zu tun, dass es dann wirksam sein könnte. Und es ist nur so, wie Konstantin es sagt: Wenn es aus einem herauskommt, wenn der Moment gekommen ist, das niederzuschreiben, dann ist es richtig. Und sonst ist es eigentlich Makulatur, Papieren.

Scholl: Ich meine, Sie, Herr Wader, wurden ja wirklich mal ein, im Wortsinn, politischer Künstler, als Sie in die DKP eingetreten sind. Es gibt so eine Stelle in dem Film, da erzählen Sie von diesem DKP-Engagement und gerade auch als Reaktion. Und ich glaube, das verblüfft wahrscheinlich doch viele, die Sie damals nicht verstanden haben, als Reaktion so auf den großen, plötzlichen Ruhm. Sie waren plötzlich ein richtiger Star und wollten keiner sein. Und die Reaktion, jetzt gehe ich zur DKP. Heute muss man unwillkürlich ein bisschen lächeln, und Sie sagen, damals, so ein bisschen, sagen so seufzend, ach ja, das war eine wunderbare Zeit von Schwarz und Weiß. Müssen Sie wahrscheinlich selber ein bisschen lachen darüber heute, oder?

Wader: Also, ich glaube, ich sage in dem Film, ich wünsche mir manchmal meine Naivität zurück, die ich vorher hatte, und auch, ja, auch die Möglichkeit, Schwarz und Weiß zu sehen. Ich fühle mich heute in viele Widersprüche verwickelt, was die politische Wirklichkeit betrifft und ich blicke durch vieles überhaupt nicht durch. Und ich hatte früher den Eindruck, ich würde durchblicken. Das vermisse ich sehr, das vermisse ich sehr. Und ich muss mich jetzt wieder wie ganz früher auf meine eigenen Gefühle, auf meine eigene Empfindung verlassen, auf meinen trägen, etwas trägen Gedankengang, um die Dinge zu erfassen und sie zu durchblicken. Es ist sehr anstrengend.

Scholl: Wissen Sie, dass man als Zuschauer vielleicht da doch so ein wenig lächelt bei dieser Passage, hat vielleicht auch mit Ihrem Partner zu tun, nämlich der Herr Wecker, der lacht nämlich in dieser Passage die ganze Zeit im Hintergrund so, gickelt und kichert, beölt sich, während Sie über Ihr DKP-Engagement erzählen. Und dann, Herr Wecker, kommen Sie sozusagen aus dem Off und sagen, na ja, ich war ja dann auch plötzlich so berühmt und Ruhm und Geld und sonst was, ich habe Drogen genommen.

Wecker: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das beides eigentlich ein bisschen vergleichbar ist sogar. Man wollte in eine andere Welt vielleicht auch fliehen. Und ich kann natürlich Hannes deswegen so gut verstehen, weil, es gab ja, in den 70ern gab es ja Zeiten, wo wir wirklich geglaubt haben, mit unserem Engagement, wir würden nun, wir wären kurz davor, eine bessere Welt zu schaffen. Das, diese Hoffnung ist eigentlich, also, diese Hoffnung, dass es bald passieren könnte, die ist uns allen, glaube ich, abhandengekommen mittlerweile. Da muss man, man muss ein festes ideologisches Bild haben, um fest daran zu glauben, dass die Revolution kommen wird. Natürlich, das ist auch ein bisschen traurig. Man weiß manchmal nicht, wo man sich die Hoffnung denn hernehmen soll. Und der Hannes sagt ja so schön in dem Film dann irgendwann, ja, auch wenn es nicht sein wird, ich kann nicht anders. Und ich finde, das ist eigentlich, ja, das ist das, was man letztendlich auf die Frage antworten muss, warum kämpfst du denn noch, obwohl du doch eigentlich wissen solltest, dass es vielleicht gar nicht wirksam ist.

Scholl: Sie, Herr Wader, sind Jahrgang 1942, Sie, Herr Wecker, sind fünf Jahre jünger und Sie sagen es, glaube ich, im Film: Das ganze Leben wird anstrengend in dem Alter, nur auf der Bühne nicht. Geht es Ihnen wirklich so, beiden?

Wader: Ja, absolut. Das ist, da hat Konstantin wieder mal ein wahres Wort gesprochen. Das Leben wird beschwerlicher, wenn man älter wird. Allein, ich habe jetzt ein neues Radio in mein Auto bekommen, ich kann damit nicht umgehen. Das alte war kaputt und jetzt … Da ist kein Knopf mehr zum Drehen dran, wo man Sender suchen kann …

Scholl: Ja, da müsste man den Nachwuchs fragen …

Wader: Das zum Beispiel … Es gibt sicher noch schlimmere Dinge, aber das gehört auch mit dazu …

Scholl: Da lacht er schon wieder, der Herr Wecker, wahrscheinlich zeigen Ihnen Ihre Kinder das Radio, oder?

Wecker: Ja, der Hannes braucht nur einmal seine Tochter zu fragen, die wird ihm das sofort alles erklären …

Wader: … ich will das aber gar nicht, ich möchte das selber können!

Wecker: Du willst es selber können, genau!

Scholl: Aber Ihnen gefällt es auch noch immer so auf der Bühne, Herr Wecker, oder?

Wecker: Ja, also, um das noch einmal zu sagen: Diese Momente auf der Bühne liebt man ja seit 40 Jahren deswegen so, weil man da wirklich im Augenblick ist, da ist man da. Selbst wenn es immer wieder Momente natürlich ist, wo man abschweift und wo man sich überlegt, warum sitzt jetzt gerade der in der ersten Reihe und warum bohrt der in der Nase, das gibt es immer wieder. Und trotzdem gibt es Momente, die fast heilig sind, würde ich sagen, wo man so im Tun ist, vielleicht sind es auch meditative Momente oder Momente der Ekstase. Und das hat man ja sonst nicht. Und natürlich, ich merke auch, dass ich auf der Bühne eigentlich beweglicher, sportlicher, aktiver und energievoller bin als eigentlich so, ja, im üblichen Tagesablauf.

Wader: Ja, das stimmt absolut, mir geht es auch so. Es hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir das schon ein Leben lang machen und uns das unglaublich belebt. Wenn wir zum Beispiel einen Fuß auf die Bühne setzen, dann vollzieht sich eine Veränderung. Verjüngung will ich damit nicht sagen, sondern es fließen uns Kräfte zu, von denen wir gar nicht, ja, wo man gar nicht glaubt, dass die überhaupt existieren. Das ist enorm. Und deshalb, glaube ich, können wir das noch lange machen.

Wecker: Ja, hoffe ich doch sehr!

Scholl: Ich danke Ihnen beiden, Hannes Wader, Konstantin Wecker, für das Gespräch! Alles Gute Ihnen und ja, eine schöne Weihnachtszeit natürlich auch!

Wader: Danke, gleichfalls!

Wecker: Vielen Dank, das hat mich auch gefreut. Hannes, mein Lieber, hat mich gefreut, dich auf diese Weise wieder zu hören!

Wader: Tschüss!


Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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