Hören Sie zur Impfstoff-Diskussion auch das Interview mit dem Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt:
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AstraZeneca ist besser als sein Ruf
06:40 Minuten
Es mangelt an Impfstoff-Dosen gegen Covid-19. Das Vakzin von AstraZeneca ist zwar reichlich vorhanden, doch nur wenige wollen es haben. Dabei ist es nicht minderwertig, sagt Wissenschaftsjournalist Martin Mair.
In Berlin kommt der Covid-19-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca bisher nicht gut an. Er entwickelt sich sogar zum Ladenhüter, denn es eilt ihm ein schlechter Ruf voraus. Wirksamkeit und Verträglichkeit seien nicht gut, heißt es.
Dabei ist der Impfstoff nicht minderwertig, sagt Wissenschaftsjournalist Martin Mair. "Das ist ein gut wirksamer Impfstoff, der im Vergleich zu den anderen, die auf dem Markt sind, sogar Vorteile hat: Er ist robuster und braucht keine eisigen Temperaturen beim Transport. Damit ist er einfacher in der Handhabung."
Die Unsicherheit rühre von einem Unverständnis des Begriffes "Wirksamkeit" her, meint Mair und erklärt: "Wirksamkeit bei einem Impfstoff errechnet sich aus dem Vergleich von zwei Gruppen. Man hat in den Studien eine Gruppe, die den Impfstoff bekommt, und eine zweite, die ein wirkungsloses Mittel gespritzt bekommt. Dann schaut man, wie viel kleiner das Risiko für eine Erkrankung bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften ist. Dieser Unterschied wird dann in Prozent angegeben."
Um die Zahlen also richtig einzuordnen, müsse man wissen, dass jeder, der auch nur etwas Husten oder Fieber habe, als erkrankt gezählt wird, so Mair. Unter Berücksichtigung dieser Prämisse seien 60 Prozent Wirksamkeit ein ziemlich guter Wert für einen Impfstoff.
Alle Impfstoffe können schwere Verläufe verhindern
Außerdem sage die Wirksamkeit nichts darüber aus, wie schwer man erkranken kann, mahnt Mair. "Die Wirksamkeit ist schwarz-weiß. Nur wer keine Symptome hat, bei dem gilt der Impfstoff als wirksam."
Dabei zeigen die Daten zu allen zugelassenen Impfstoffen, dass sie sowohl einen Todesfall als auch eine intensivmedizinische Behandlung verhindern können. "Auch der AstraZeneca-Impfstoff verhindert diese schweren Krankheitsverläufe", sagt Mair.
Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, hatte zuletzt vorgeschlagen, man könne sich erst zweimal mit AstraZeneca impfen lassen und anschließend mit einem anderen Impfstoff. Die Sinnhaftigkeit dafür hält Mair für fragwürdig: "Am Ende ist das eine Kostenfrage", auch wenn solch eine Maßnahme möglicherweise ein besseres Gefühl vermittle. Medizinisch schade es zwar nicht, aber nötig sei es nicht.
"Es gibt keinen Grund zu warten", sagt der 44-Jährige und würde sich selbst auch mit dem AstraZeneca-Vakzin impfen lassen. Dass dieser bisher nicht für Menschen über 65 Jahre empfohlen wird, liege daran, dass dazu noch keine Studien vorliegen, erklärt Mair. Er ist überzeugt: "Wenn ein Impfstoff in der EU eine Zulassung hat, dann ist er sicher."
(lsc)