Waffenlieferungen an die Ukraine

Hilfe, die mehr ist als Aufrüstung

09:15 Minuten
Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Marder
Ein Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Marder © picture alliance/dpa
Sonja Zekri im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Im Vergleich zu den USA scheint das deutsche Engagement für die Ukraine geringer auszufallen. Doch es gebe auch einen besonderen historischen Kontext, sagt Sonja Zekri. Die SZ-Kulturkorrespondentin verweist zudem auf einen Pragmatismus in dem Kriegsland.
Deutschland hat in den ersten drei Monaten seit dem russischen Angriff Kriegsgerät im Wert von 350,1 Millionen Euro an die Ukraine geliefert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.
Die Journalistin Sonja Zekri war in den vergangenen Monaten zweimal in dem Kriegsland und hat dort mit verschiedenen Menschen gesprochen.

Gigantischer US-Verteidigungsetat

Was sie an der Debatte hierzulande wundert, sei, „dass immer so getan wird, als sei Deutschland das einzige Land, das die alles kriegsentscheidenden Waffen liefern könne. In dem Moment, wenn unsere Marder nicht rechtzeitig kommen, liefert Deutschland die Ukraine aus.“
Im Vergleich zu den USA, die bisher Waffen im Wert von 4,37 Milliarden Euro an die Ukraine geliefert haben, scheint das deutsche Engagement zwar gering. Doch gibt die Kulturkorrespondentin der Süddeutschen Zeitung zu bedenken: „Der amerikanische Verteidigungshaushalt ist gigantisch. Da war Deutschland nie dran; wir haben keinen Krieg im Irak geführt.“

Position vermitteln

Die Bundesrepublik habe seit 1945 eine „völlig andere Tradition, was die Armee angeht“, so die studierte Historikerin. So tue sie sich schwer damit, die deutsche Hilfe für die Ukraine nur auf schwere Waffen zu reduzieren. Das habe sie auch in der Ukraine so angesprochen und versucht, die historische Position zu vermitteln.
Über Jahrzehnte habe Deutschland international beweisen müssen, „dass es ein nicht militarisiertes Land ist, dass es pazifistisch ist, dass es mit der militaristischen Tradition der Vergangenheit bricht.“
Nun werde von Europa und den USA das Gegenteil gefordert. „Das Einzige, was ich den Ukrainern immer gesagt habe: Gebt uns doch wenigstens einen Moment Zeit, damit klarzukommen.“

Waffen kommen auch anderswo her

Außerdem habe sie vor Ort die Erfahrung gemacht, dass „wenn man mit Ukrainern spricht, sind die enorm pragmatisch und sagen, wir nehmen das von überall, wo wir es kriegen können. Aber sie wissen auch, dass ihre Familie, Eltern, Frauen und Kinder eher in Deutschland sind und nicht in Amerika.“
Ein Kommandeur habe ihr gesagt, dass dessen Vater in Hamburg kostenlos medizinisch behandelt worden sei. „Dann sagt er zu mir: Ach wissen Sie, die Waffen bekommen wir auch woanders her.“ Man nehme Deutschland die Russlandpolitik übel, es werde aber die humanitäre Hilfe gesehen, die geleistet werde.
(rzr)

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