Alle Jahre wieder: Gossip vom Grünen Hügel
Kurz vor Eröffnung der Bayreuther Wagner-Festspiele liefert der grüne Hügel wieder Stoff für die Gazetten: Eine Halbschwester hat offenbar Hausverbot. Die Sängerin für den Part der Isolde schmeißt kurzfristig hin. Und auch der Vertrag des Musikdirektors wirft Fragen auf.
Alle Jahre wieder hält die Musikwelt den Atem an - zumindest der Teil der Musikwelt, der Richard Wagner für den allergrößten Meister hält und ab August Trauer trägt, wenn die Bayreuther Festspiele zu Ende gehen. Das Festspielhaus mit seiner legendären Akustik ist noch immer eine Pilgerstätte, auch wenn der Nimbus in den letzten Jahren etwas gelitten hat - nicht nur, weil das Haus marode ist und behelfsmäßig hinter Gerüsten und Planen verborgen wurde. Auch künstlerisch liegt einiges im Argen unter den Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier.
Ungefähr einen Monat vor Beginn der Festspiele am 25. Juli beginnen in jedem Jahr die Skandale und Skandälchen rund um die Festspiele.
Erinnert sich noch jemand an Hakenkreuz-Tätowierungen?
An einen schimpfenden Künstler, der nun doch nicht den "Parsifal" inszenieren darf?
Einen anderen schimpfenden Künstler, der den "Ring" inszeniert hat, Bayreuth aber irgendwie blöd findet?
An einen schimpfenden Künstler, der nun doch nicht den "Parsifal" inszenieren darf?
Einen anderen schimpfenden Künstler, der den "Ring" inszeniert hat, Bayreuth aber irgendwie blöd findet?
Immer schön im Vorfeld der Festspiele platziert, garantieren diese Medienereignisse größte Aufmerksamkeit. Auch in diesem Juni und Juli gab es Stoff, der die Gemüter der Wagner-Gemeinde erhitzte.
Hier der Beitrag von Uwe Friedrich:
Hügelverbot, das ist die Höchststrafe für jeden Wagnerianer. Wie viel schrecklicher muss das für ein Mitglied der Familie Wagner sein, gar für ein Mitglied der Festspielleitung wie Eva Wagner-Pasquier.
Entsprechend groß war die Verwunderung, ja das Entsetzen unter den Wagner-Abhängigen, als es im Vorfeld der diesjährigen Festspiele hieß, die ältere Halbschwester von Co-Festspielleitern Katharina Wagner dürfe sich im Festspielhaus nicht mehr blicken lassen. Plötzlich legten sich alle mächtig ins Zeug für die sonst nicht sonderlich beliebte Eva Wagner-Pasquier. "Ring"-Dirigent Kirill Petrenko drohte mit Probenabbruch, Daniel Barenboim, seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem Hügel präsent, sprach von menschenunwürdigem Verhalten. Eva Wagner-Pasquiers Rechtsanwalt Peter Raue zeigte sich ebenfalls professionell entsetzt.
"Herr Thielemann erklärt öffentlich, er hätte überhaupt nichts dagegen, dass Frau Wagner-Pasquier auf den Hügel kommt. Frau Katharina Wagner sagt, ihr ist es vollkommen Recht, wenn Frau Wagner-Pasquier da ist. Herr von Weidenfells gibt keine Auskunft, warum er diesen Beschluss erfunden hat. Und irgendeiner muss doch mal Farbe bekennen."
"Das Festspielhaus ist eine Diva"
Ob es das Hügelverbot nun gibt oder nicht, das neue Parkplatzschild für Christian Thielemann existiert auf jeden Fall. Der stellt seinen Porsche 911 nun auf der für Musikdirektor C Punkt Thielemann reservierten Stelle hinter dem Festspielhaus ab.
"Das Festspielhaus ist eine Diva. Da muss man wissen, wie man was wo sagt, und ich glaube, es ist manchmal auch so: Manche Leute passen einfach nicht zum Festspielhaus – oder das Festspielhaus passt nicht zu ihnen."
Der neue Posten eines Musikdirektors der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele ist eigens für Thielemann eingerichtet worden, denn auch wenn immer mal wieder einzelne Dirigenten eine herausragende Stellung bei den Festspielen eingenommen haben, einen offiziellen Musikdirektor gab es dort noch nie. Welche Aufgaben der 56-jährige Dirigent mit diesem Posten konkret übernommen hat, ist noch unklar. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk gibt sich der machtbewusste Maestro betont kollegial.
"Das war gar nicht meine Idee, das ich das werden wollte, aber wir haben uns gedacht, es wäre schön, wenn auch Erfahrungen weitergegeben werden. Es geht jetzt nicht um einen Orchester- oder Choraufpasser, oder gar um einen Musikdirektor, der keine anderen Dirigenten ranlässt, was ja immer die große Befürchtung ist. Das ist völlig falsch; ich bin ja nun lange genug schon Chefdirigent und Generalmusikdirektor an Häusern gewesen. Das Wichtigste ist, dass auch hervorragende Kollegen kommen."
Katharina Wagner braucht einen Erfolg
Morgen werden die 104. Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele mit "Tristan und Isolde" eröffnet, ziemlich genau 150 Jahre nach der Uraufführung im Münchner Hof- und Nationaltheater. Die Inszenierung besorgt die Festspielleiterin Katharina Wagner, und für sie hängt einiges vom Erfolg dieser Premiere ab.
Katharinas unausgegorene "Meistersinger"-Inszenierung aus dem Jahr 2007 war allenfalls ein Achtungserfolg. Sie berief den entschieden erfolglosen "Tannhäuser"-Regisseur Sebastian Baumgarten und den allenfalls bei bestimmten Kritikern erfolgreichen "Ring"-Regisseur Frank Castorf. Mangelnde Qualität spricht sich rum, die Kartennachfrage ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Katharina Wagner braucht also ganz dringend einen Erfolg.
Katharina Wagner: "Es ist ja doch durchaus auch eine innere Handlung, und ich glaube, das Spannende für einen Regisseur ist, Bilder auf der Bühne für diese innere Handlung zu finden, diesen inneren Spannungsbogen."
Wie in jeder Wagner-Oper sind die Anforderungen an die Sänger der Hauptpartien immens, vor allem der Tristan ist eine Killerpartie. Überraschenderweise ist in diesem Jahr aber nicht die männliche Hauptrolle das größte Problem, sondern vielmehr die Isolde. Zunächst kam den Bayreuthern unter ungeklärten Umständen die ursprünglich vorgesehene Eva-Maria Westbroek abhanden und wurde durch Anja Kampe ersetzt.
Vor knapp einem Monat hieß es plötzlich, die Festspielleitung nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass Anja Kampe die Partie der Isolde zurückgegeben habe und der Vertrag im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde. Prompt schossen die Spekulationen ins Kraut. Kann Anja Kampe die Rolle überhaupt singen? Wenn nein, ist es ihr ziemlich spät aufgefallen. Wenn sie meint, sie könne die Rolle singen, Thielemann aber nicht, dann ist es ihm ziemlich spät aufgefallen und wirft kein gutes Licht auf dem Musikdirektor der Festspiele. Kein Wunder also, dass Thielemann die kurzfristige Umbesetzung im Interview herunterspielen möchte.