"Gut gemeint ist auch knapp daneben"
Zum 70. Geburtstag macht die Puppenkiste sich selbst ein besonderes Geschenk: "Der Ring des Nibelungen" in einer Marionetten-Inszenierung. 16 Stunden Oper in zwei Stunden Puppentheater. Unser Theaterkritiker zieht die lange Version vor.
Unser Theaterkritiker Jürgen Liebing erklärt nach der Augsburger Premiere des "Ring des Nibelungen" im Deutschlandfunk Kultur, dass man den "Ring" durchaus in zwei Stunden erzählen könne. "Das hat Bayreuth selbst vorgemacht, mittlerweile zweimal. Im Rahmen von Wagner für Kinder." In Augsburg sei das jedoch eher etwas für Erwachsene, für Menschen mit Theatererfahrung.
"Der Ring lässt sich gut reduzieren"
Es werde, so Liebing weiter, überhaupt nicht gesungen - bis auf einen Rheintochter-Part am Anfang. Dadurch könne man das Stück schon erheblich kürzen. Außerdem handle es sich um einen sehr zeitgemäßen Text, jedoch mit vielen Zitaten von Brecht, Shakespeare und Goethe.
Wagner selbst war ein großer Freund der Puppen. So habe Wagner das Puppentheater selbst einmal als die echteste aller Theaterspielformen bezeichnet, erklärt Liebing. "Das hat mich wahnsinnig überzeugt." Weil der "Ring" - wie schon Thomas Mann festgestellt habe - auch Cabaret sei, so Liebing weiter. "Und das kommt hier gut zum Zuge. Man hat auch einiges zu lachen." Außerdem seien Drachen in Miniaturform im Puppentheater auch weniger ein Problem als beim Menschentheater.
"Die Musik ist das größte Problem"
Allerdings sei die Musik, die der Filmkomponist Enjott Schneider bearbeitet hat, das größte Problem. Beispielsweise seien in Übergängen Hollywood-Western zitiert worden, berichtet Liebing. Wagner-Freunde kämen hier nicht auf ihre Kosten. "Das ist eigentlich die Schwäche dieses gut gemeinten Abends. Aber gut gemeint ist ja manchmal auch knapp daneben. Ich sehe und höre den 'Ring' lieber an vier Abenden in 16 Stunden", resümiert Jürgen Liebing den Premierenabend.