Wagners "Ring"

Tristes Ende dämmert den Göttern

Der Intendant des Staatstheaters Wiesbaden Uwe Eric Laufenberg
Uwe Eric Laufenberg enttäuscht mit seiner Inszenierung den Wagner-Freund. © picture alliance / dpa
Von Jörn Florian Fuchs |
Brünnhilde und Siegfried leben in einer Designerwohnung, in einem coolen Loft. Zweimal kommt ein Pferd auf die Bühne - Uwe Eric Laufenberg inszeniert das Finale von Wagners "Ring" in Linz, ohne dem Stück Leben einzuhauchen.
Nein, diese "Götterdämmerung" war keine Sternstunde. Regisseur Uwe Eric Laufenberg ist es nicht gelungen, aus den Einzelteilen seiner bisherigen Linzer "Ring"-Teile etwas Ganzes zu schaffen. Das liegt einerseits an den viel zu wirren Spielebenen und Zeitkonzepten seiner Inszenierung, andererseits aber auch an etlichen logischen und handwerklichen Fehlern. Laufenberg möchte den Ring als Reise durch verschiedene Epochen verstanden wissen, ein nicht neuer, aber eigentlich adäquater
Ansatz. Doch wenn beim "Rheingold" irgendwelche Beduinen (in grauer Vorzeit?) auftauchen, später dann Antike und Computerzeitalter durcheinander gewirbelt werden und nun zur "Götterdämmerung" alles angeblich in einer fernen Zukunft angesiedelt ist, wird die Sache rasch völlig unklar.
Siegfried und Brünnhilde, das hehre, gefährdete Liebespaar, wohnt in einem schicken Loft mit lauter Museumsstücken. Eigentlich sitzt Brünnhilde ja auf einem Feuerfelsen, den nur ein echter Held erklimmen kann. Doch ihre Designer-Wohnung lässt sich offenbar ohne größere Schwierigkeiten von praktisch jedermann betreten. Jenseits dieses Ortes gibt es meist eher leere Räume, etwa einen großen Saal mit Konferenztisch, auf dem etwas herum geturnt wird. Nichts erfüllt sich hier wirklich mit Leben.
Warum fummelt Wotan an einem heilen Speer herum?
An die Stelle von Ideen rücken oft banale Videos mit Stadtlandschaften, Science-Fiction-Bildern, Weltallreisen. Am vielleicht dümmsten ist die seit den 1980er-Jahren wohl kaum mehr gewagte Analogie zwischen Wagners Weltenbrand und explodierenden Atombomben. Dazu geht vieles schlicht nicht auf.
Wotan lauscht etwa der Klage seiner Walküre Waltraute, was nicht im Libretto steht, aber interessant ist. Doch singt Waltraute von Wotans zerbrochenem Speer, warum bitte fummelt er dann an einem völlig heilen Teil herum?
Zweimal erscheint ein bühnenhohes Pferd, was absolut lächerlich wirkt. Im dritten Aufzug sind die Rheintöchter Animierdamen in einem Etablissement zweifelhaften Rufs, es heißt "Zum Rheingold" – wie originell!
Regelrecht stümperhaft ist der Übergang vieler Szenen. Der Vorhang senkt sich, man sieht irgendwelche Videos, währenddessen poltert es aus dem Off. Der Umbaulärm übertönt bisweilen die Musik aus dem Graben! Dort steht Dennis Russell Davies und animiert das Bruckner Orchester momenthaft zu schönen Leistungen. Vieles gerät allerdings unpräzise, die Patzer häufen sich, eine bahnbrechende Interpretationsidee lässt Davies zudem vermissen.
Auch sängerisch enttäuscht vieles. Lars Cleveman beweist als Siegfried zwar immense Kondition, dafür bekommt man häufig schneidende Spitzentöne und verwaschene Vokale serviert. Elena Neberas Brünnhilde ist hingegen eine wirkliche Zumutung. Nebera tremoliert sich konstant monochrom durch die Partie – eine glatte Fehlbesetzung. Uneingeschränkt überzeugen nur Albert Pesendorfers Hagen (dabei wurde Pesendorfer als krank angekündigt!) sowie Bjørn Waags Alberich.
So muss man den wahren Wagnerfreund leider mit Hagens letzten Worten warnen: Zurück vom Ring!
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