Rapper Stormzy wirbt für Labour
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Stormzy macht Labour Hoffnung. Der derzeit erfolgreichste Rapper auf der Insel ist ein Anhänger Jeremy Corbyns und erklärter Gegner von Boris Johnson. Deutschlandfunk-Redakteur Axel Rahmlow aber hält den Unterstützungseffekt für gering.
Die Briten wählen heute ein neues Parlament. Allen Umfragen zufolge werden die Konservativen unter Premier Boris Johnson die Wahl gewinnen. Die größte Oppositionspartei Labour hofft allerdings, dass die Umfragen daneben liegen. Und fast noch ein bisschen mehr hofft sie auf den Anziehungseffekt von Stormzy. Stormzy ist gerade einer der größten Stars des Landes, er spricht sich offen für Labour aus, und er kann auch derbe gegen die Regierung aussteilen.
"Fuck the Government, fuck Boris", heißt es reichlich unverholen in Stormzys Song "Voss Bop". Gemeint sei klar und deutlich Premierminister Boris Johnson, sagt Deutschlandfunk Redakteur Axel Rahmlow. "Er kann aber auch etwas weniger plakativ", sagt Rahmlow über den Rapper. So habe der Musiker Ende November auf seinen Kanälen detailliert über Boris Johnson geschimpft: Er sei ein Lügner, seine Politik sei gerichtet gegen jene Menschen, die Hilfe brauchen, und er hetze die Menschen gegeneinander auf. "Und im selben Aufruf hat Stormzy gesagt, er würde für Labour stimmen." Denn er halte Parteichef Jeremy Corbyn für einen aufrichtigen Menschen, der helfen will. "Voss Bop" sei 120 Millionen Mal im Netz gestreamt worden, 120 Millionen Mal "Fuck the Government, fuck Boris".
Aktive Wahlhilfe für die Opposition
Rahmlow betont, dass Stormzy aber nicht einfach nur seine Präferenz deutlich äußert, sondern aktiv Wahlhilfe leiste. Etwa wenn er appelliere, sich überhaupt für die Wahl registrieren zu lassen, was man in Großbritannien machen muss, um wählen zu können. Am Tag seines Aufrufs seien dann die Anmeldezahlen dreimal so hoch wie an anderen Tagen gewesen. Doch für den Musiker gibt es natürlich auch eine Kehrseite seiner Parteinahme: "Stormzy muss seitdem als so eine Art popkulturelles Aushängeschild für die Partei herhalten."
Allerdings ist diese Parteinahme nicht neu, denn bereits bei der letzten Wahl vor zwei Jahren habe der Musiker die Partei unterstützt. Er sei dabei einer unter vielen Rappern gewesen.
Die Erklärung für Stormzys anhaltend klare politische Haltung liege an seiner Herkunft: "Er kommt aus einer afrobritischen Migrantenfamilie, die Mutter ist aus Ghana, im Süden Londons aufgewachsen, weit weg von der Touristenstadt London, in der alles so schön aussieht." Im Vergleich zu den weißen Familien seien es noch immer deutlich mehr Migrantenfamilien, die von Armut und Kriminalität betroffen sind.
Der Unterstützungseffekt geht möglicherweise ins Leere
Und Rahmlow erinnert daran, dass Stormzy einer der lautesten Kritiker der Regierung war, als 2017 der Grenfell-Wohnhausturm in London abbrannte. Wie sich rausstellte, war der Brandschutz jahrelang immer weiter ausgehöhlt worden. Er hatte darüber gerappt, dass er und seine Familie genauso gut in diesem Haus hätten sein können.
Aber Rahmlow sagte auch, dass die Unterstützung für Corbyn und Labour ist nicht mehr so eindeutig sei wie vielleicht noch bei den letzten Wahlen. Viele Wähler seien enttäuscht von Labour, von denen nach der Wahl "kaum noch etwas gekommen" sei, so dass sie sich nun ausgenutzt fühlten.
Man könne damit rechnen, "dass tatsächlich mehr junge Menschen wählen wegen Stormzys Aufrufs": "Das war bei der Brexit-Abstimmung noch ganz anders, denn da sind viele junge Wählerinnen und Wähler zu Hause geblieben."
Der Effekt aber bleibe wohl beschränkt: "Die Briten haben Mehrheitswahlrecht: Wer mehr Stimmen im Wahlbezirk hat, kriegt den Sitz. Nehmen wir mal das urbane multikulturelle London: Da gehen eh schon fast alle Sitze an Labour." Ob diese Sitze nun mit zehn Stimmen Mehrheit gewonnen würden oder mit 1000 Stimmen sei egal. "Deswegen wird der Wahlaufruf von Stormzy meiner Meinung nach am Ende vor allem symbolische Effekte haben, und Stormzy wird ein Aushängeschild mit begrenzter Wirkung sein."