Wahl in Mecklenburg-Vorpommern

    SPD vorn, AfD wird zweitstärkste Kraft

    Der Spitzenkandidat der SPD, Ministerpräsident Erwin Sellering, winkt am 04.09.2016 in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) nach der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse zu den Landtagswahlen den Anhängern.
    Wahlsieger trotz hoher Verluste: Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) © dpa / picture alliance / Bernd Wüstneck
    Trotz Verlusten bleibt die SPD in Mecklenburg-Vorpommern Hochrechnungen zufolge mit gut 30 Prozent stärkste Kraft. Die CDU verliert ebenfalls und liegt mit 19 Prozent hinter der AfD. Diese wurde mit über 21 Prozent aus dem Stand zweitstärkste Partei.
    Offenbar mit einem blauen Auge davongekommen ist die Große Koalition in Mecklenburg-Vorpommern: Nach Hochrechnungen von ARD und ZDF liegt die SPD mit 30,2 (ARD) beziehungsweise 30,3 Prozent (ZDF) trotz Verlusten von etwa 5 Prozentpunkten in der Wählergunst vorn. Die CDU verlor 4 Punkte und kam auf 19,0 (ARD) bzw. 19,4 Prozent (ZDF).
    Zweitstärkste Kraft wurde die AfD, die aus dem Stand 21,9 (ARD) bzw. 21,6 Prozent (ZDF) erzielte.
    Die Linkspartei verlor fast 6 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 12,7 (12,4) Prozent der Stimmen. Zittern müssen die Grünen, die den Hochrechnungen zufolge bei 4,9 bzw. 4,8 Prozent liegen. Klar verpasst hat hingegen die NPD den Wiedereinzug in den Landtag mit 3,0 bzw. 3,1 Prozent. Auch die FDP scheiterte mit 2,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde.

    Parteienforscher: "Keinerlei Prognosewirkung" für die Bundestagswahl

    Die Große Koalition aus SPD und CDU könnte also in Mecklenburg-Vorpommern weiterregieren, aber das ist nicht die einzige Option für Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD).
    "Er hat, wenn die Grünen drinbleiben sollten, rechnerisch die Option, SPD-Linke-Grüne", sagte der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer in unserer Sendung "Studio 9 kompakt". "Wenn die Grünen rausfliegen, hat er die Option SPD-Linke neben der Weiterführung der jetzigen Koalition mit der CDU. Und das ist für die SPD eine komfortable Lage, und die will er auch nicht so schnell aufgeben."
    Schwierig für die Linkspartei sei, dass sowohl bei Arbeitslosen als auch bei Arbeitern die AfD die stärkste Partei gewesen sei. "Die Linkspartei hat ein Problem, dass ein Teil ihrer Traditionswählerschaft, für die sie eigentlich stehen mit ihrer Aussage der sozialen Gerechtigkeit abwandern zu einer Partei, die soziale Gerechtigkeit eben nicht nur rein ökonomisch versteht, sondern eben auch kulturell und gesellschaftspolitisch, und da scheint durchaus die Sache auf fruchtbaren Boden zu fallen."
    Der Berliner Politikwissenschaftler warnt jedoch davor, die bundespolitische Bedeutung der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern zu überschätzen: Er sehe zunächst "keinerlei Prognosewirkung" für die Bundestagswahl, da die Wahl erst in einem Jahr sei: "Da kann noch sehr, sehr viel passieren."
    Mehr zum Thema