Katastrophale Bildungspolitik, geknebelte Medien
Die Ungarn haben gewählt - und der neue Regierungschef ist aller Voraussicht nach der alte, Viktor Orbán von der rechtsnationalen Fidesz-Partei. Der Kulturjournalist Jörg Taszman sagt, was dieses Ergebnis für das Land bedeutet.
Der EU-kritische ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat die Parlamentswahl gewonnen. Auf seine rechtsnationale Fidesz-Partei entfielen nach letztem Stand am späten Wahlabend etwa 49 Prozent. Das wären gut fünf Prozent mehr als bei der letzten Wahl – sollte es bei diesem Ergebnis bleiben.
Was bedeutet das für Ungarn – vor allem für die oppositionellen Kräfte? Und was bedeutet es für die Kulturszene, für Bildung und Wissenschaft in Ungarn?
Immer mehr Intellektuelle verlassen das Land
Darüber haben wir mit Kulturjournalist Jörg Taszman gesprochen. Viele Künstler und Intellektuelle seien frustriert oder hätten Ungarn bereits verlassen, und dieser Trend könne sich fortsetzen, sagt Taszman.
Orbán hätte vor allem mit der ausländerfeindlichen Haltung seiner Partei und Parolen gegen den ungarisch-stämmigen Milliardär und Mäzen George Soros Wahlkampf gemacht, der auch oppositionelle Kräfte unterstützt und in Budapest die private Central European University gründete.
Die Pressefreiheit wird weiter ausgehöhlt
Die Bildungspolitik in Ungarn sei "katastrophal", sagt Taszman, das Niveau sei unter Orbán stetig gesunken, an den Hochschulen würden speziell "literarische Zweige" nicht mehr gefördert.
Auch werde Stück für Stück die Freiheit der Medien ausgehebelt. Zwar gebe es in Budapest noch eine freie Presse. Doch habe Orbán schon angekündigt, dass, sollte er erneut gewählt werden, auch der letzte unabhängige Fernsehsender (RTL Klub) verstaatlicht werden solle.