Wahlkampf in den USA

TV-Duell: Was denken die Millennials?

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und ihr republikanischer Herausforderer Donald Trump beim ersten TV-Duelle.
Erstes TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten: Bei den Studierenden hat Hillary Clinton die Lacher oft auf ihrer Seite. © afp/ Rick Wilking
Von Kerstin Zilm |
Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA werden besonders die sogenannten Millennials umworben. Diese jungen Wähler sind laut Umfragen oft noch unentschlossen, wem sie ihre Stimme geben. Kerstin Zilm berichtet von einer Live-Übertragung des Fernsehduells an einer Uni in Los Angeles.
Vor dem Medienzentrum der USC-Journalismus-Fakultät strömen Studierende auf dem Weg zur Viewing Party an einem Infostand für Wählerregistrierung vorbei. Kommilitonen verteilen Formulare, Flyer und Sticker.
Alec Vandenberg, Erstsemester in Politikwissenschaft, ist schon registriert. Themen, die ihm wichtig sind: Klimawandel, Flüchtlingshilfe und Einwanderungspolitik.
"Ich habe bei den Vorwahlen Bernie Sanders gewählt, aber jetzt bin ich auf Hillarys Seite. Trotzdem ist es wichtig, die Debatten anzuschauen, um zu sehen, in welche Richtung die Kandidaten sich bewegen und wie ihre politischen Pläne in Realität umzusetzen sind."

Pizza ist wichtiger als Wählerregistrierung

Vor dem Medienzentrum bildet sich eine Schlange - nicht für die Wählerregistrierung, sondern für Pizza, die die Uni allen Debatten-Zuschauern spendiert. Wirtschaftswissenschaftstudentin Alicia Hollis weiß noch nicht, wen sie wählen wird. Sie will vor allem wissen, was die Kandidaten zum Thema Wachstum und zu sozialer Gerechtigkeit sagen.
"Ich muss mich noch besser informieren, momentan wäre es unklug, eine Entscheidung zu treffen. Besonders gespannt bin ich, was Trump zu sagen hat. Bisher hab ich nichts gehört, was mich überzeugt, dass er ein echter Kandidat für das Präsidentschaftsamt ist."
Eine Stunde vor Debattenbeginn gibt es keinen Sitzplatz mehr. Am Treppengeländer im ersten Stock tippt Hawken Miller mit direktem Blick auf die Riesen-Bildschirmwand konzentriert in seinen Laptop. Der Journalismus-Student twittert live für ein Seminarprojekt.
"Social Media ist so wichtig, weil man innerhalb von Sekunden reagieren kann. Das und sofortige Faktenchecks machen es einfacher, sich eine Meinung zu bilden. Diese Debatte wird vermutlich entscheiden, wen ich wähle."

Hillary hat die Lacher auf ihrer Seite

Hillary Clinton bekommt von Anfang an mehr Applaus von den Studierenden und hat deren Lacher öfter auf ihrer Seite als Donald Trump. Egal ob die demokratische Kandidatin nach ihrem Eingangsstatement um Wählerstimmen bittet oder stolz verkündet, dass sie sich nicht nur auf das TV-Duell, sondern auch auf die Präsidentschaft vorbereitet hat.
Ihr republikanischer Gegner bekommt Beifall, als er ankündigt, seine Steuererklärung zu veröffentlichen, sobald Clinton alle Emails aus ihrer Zeit als Außenministerin offenbart.
Am Ende der Debatte schaut Wirtschaftsstudentin Alicia Hollis auf ihre Notizen. Sie will weiter recherchieren. Doch Clinton hat ihre Stimme so gut wie sicher:
"Ich glaube an viele Dinge, die ihr wichtig sind. Trump hat immer wieder dasselbe gesagt und die Fragen nicht beantwortet. Ihm geht’s ums Geschäft und nicht um die USA als Ganzes."
Genau das Gegenteil denkt Isaac Holmes. Für ihn hat das TV-Duell bestätigt: Donald Trump ist der bessere Kandidat.
"Ich fand, er hat sich gut erklärt, hat alle Probleme, die Hillary vorgebracht hat, aufgeklärt und seine Pläne genau dargelegt. Ich hoffe wirklich, dass Trump gewinnt."

"Abwarten, was bei den anderen zwei Debatten passiert"

Twitter-Profi Hawken Miller ist dagegen wider Erwarten noch immer nicht sicher, wen er wählen wird.
"Es ist noch viel Zeit bis zur Wahl und ich will mehr Details über nationale Sicherheit hören. Ich bin ziemlich sicher, das Clinton am Ende die Nase vorn hatte aber wir müssen abwarten, was bei den anderen zwei Debatten passiert."
Damit gehört er zu einer der am heißesten umworbenen Gruppen dieses Wahlkampfs, für die weder Clinton noch Trump eine überzeugende Erfolgs-Strategie entwickelt hat.
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