Die Arktis steht in Flammen – schon seit Wochen
02:55 Minuten
Hunderte Brände lodern seit Wochen am nördlichen Polarkreis. Das ist erst einmal nicht ungewöhnlich, die Vegetation braucht sie. Doch in diesem Jahr brachen die Feuer ungewöhnlich früh aus. Und sie sind eine Gefahr – nicht nur für den Polarkreis.
Das Unheil begann in Alaska bereits im April. Da verabschiedete sich der Winter ungewöhnlich früh, sagt Tim Mowry von der staatlichen Forstbehörde.
"Das variiert jedes Jahr. Im vergangenen Jahr hatten wir einen späten Frühling. Und es wurde erst im Mai wärmer. Das alles hängt vom Wetter und der Schneeschmelze ab. In diesem Jahr ist der Schnee viel früher verschwunden, was die Feuersaison begünstigt hat."
Viele der Brände lodern in abgelegenen Gebieten
Was folgte, war eine Vegetation, die an der Oberfläche schnell trocknete. Im Laufe der vergangenen Wochen entstanden allein in Alaska so fast 400 Waldbrände. Viele davon werden nur aus der Luft entdeckt, via Satellitenbild, weil die Region so dünn besiedelt ist.
Dass es in Alaska jedes Jahr brennt, ist normal und hilft der Natur und den Wäldern, sich zu erneuern. Dieses Jahr haben die Buschbrände aber nicht nur früher begonnen, ihre Zahl ist auch weitaus größer als sonst. Zurzeit werden in dem nördlichsten US-Bundesstaat ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen, sagt Jeff Beradelli, Meteorologe beim Fernsehsender CBS.
"Hier gibt es einen Temperaturrekord mit 32 Grad in Anchorage. Das ist eine Hitzewelle auf Steroiden."
Zum Vergleich: Die normale Durchschnittstemperatur liegt in der größten Stadt Alaskas im Frühsommer normalerweise bei 16 bis 18 Grad. In Anchorage herrscht eigentlich ein subarktisches Klima. Ursache für diese hohen Temperaturen sind Starkwindbänder – besser bekannt als Jetstream. Der Jetstream transportiert seit Wochen deutlich wärmere Luft in die Region.
Das arktische Eis hat sich seit 1979 mehr als halbiert
Meteorologe Beradelli: "Die Wassertemperaturen sind um die fünf bis sieben Grad Celsius höher als sonst. Eine noch viel unglaublichere Zahl ist, dass sich das arktische Eis seit 1979 mehr als halbiert hat."
Es kommt aber noch schlimmer: Die Brände tragen dazu bei, dass sie den Klimawandel noch verstärken. Die großen Feuer haben im Juni rund 50 Millionen Tonnen CO2 erzeugt, so viel Klimagas wie Schweden, Ungarn und Bulgarien in einem Jahr produzieren.
"Alles ist über unsere Atmosphäre und die Ozeane miteinander verbunden. Wenn man dort etwas Grundlegendes ändert, kann es für diese extreme Störung des Jetstreams sorgen. Vermutlich wird sich das in der Zukunft noch verstärken."
Wissenschaftler glauben, dass die Brände in der Arktis durch den Klimawandel weiter zunehmen. Schaut man sich den Monat Juni an, dann war er in vielen Regionen der Welt der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.