Wallace Stroby: Fast ein guter Plan
Aus dem Amerikanischen von Alf Mayer
Pendragon Verlag, Bielefeld 2018
315 Seiten, 17 Euro
Charmante Version des Gangster-Krimis
Eine schmutzige Geschichte in einer verwahrlosten Gegend: Wallace Stroby folgt mit "Fast ein guter Plan" dem Gangster-Roman der 1970er. Allerdings hat sich der US-amerikanische Krimiautor mit Crissa Stone eine nette Profiverbrecherin als Hauptfigur ausgedacht.
"Erschießt zuerst die Frauen", lautete ein Hinweis in Anti-Terror-Handbüchern. Hätten die fiesen Gangster in Wallace Strobys Roman "Fast ein guter Plan" (dessen Originaltitel "Shoot the Woman first" ist) diesen Rat befolgt, wäre es mit der netten Profi-Verbrecherin Crissa Stone schnell vorbei gewesen.
Die hat in diesem Roman ihren dritten Auftritt, der im Großen und Ganzen so ähnlich verläuft wie die beiden anderen. Es gibt einen guten Plan für einen Raub, dann werden die einen oder anderen Partner gierig und die Angelegenheit wird hässlich.
Die Bestohlenen sind nicht glücklich, greifen zu Gegenmaßnahmen und schicken einen üblen Killer aus, der wiederum Eigeninteressen hat. Und Crissa reitet sich selbst rein, weil sie nebenbei noch Gutes tun will und loyal selbst noch zu einem erschossenen Partner-in-Crime ist.
In der Tradition des Gangster-Romans der 70er
Wallace Stroby belebt mit seinen Crissa-Stone-Krimis thematisch und stilistisch die klassischen Gangster-Romane der 1970er-Jahre wieder, wie sie etwa von Donald Westlake oder Elmore Leonard definiert worden waren. Nur eben mit dem Unterschied, dass seine Hauptfigur eine Frau ist.
Deswegen ist sie nicht weniger abgezockt, nicht weniger professionell und an manchen Stellen nicht weniger sentimental, weil sie einem nirgends fixierten Ehrenkodex folgt: Loyalität gegenüber "ihren" Leuten.
Auch das Setting entspricht durchaus den tradierten Mustern: abgeranzte Industrieviertel, verwahrloste Inner Cities, schäbige Motels. Also die Kartografie eines "anderen" Amerika. Im vorliegenden Fall ist es Detroit, und deswegen ist der Hinweis auf den großen Elmore Leonard (ein bedeutender Chronist der "Motor City"), dem Stroby das Buch widmet, nicht nur eine Geste, sondern meint ein ganzes literarisches Programm. Denn auch Elmore Leonard hat mit seinen unspektakulären, kleinen Gangstergeschichten gleichzeitig eine Art Kulturgeschichte der USA abseits offizieller Sichtweisen geschrieben.
Schmutzige Geschichten um eine starke Heldin
Wallace Stroby schreibt diese schmutzigen, miesen Geschichten weiter, vor dem topischen Noir bewahrt ihn seine Figur Crissa, die mit ihrem von ihr getrennten Kind und ihrem im Gefängnis sitzenden Lover zwei Elemente von Hoffnung und Utopie ständig als Motor ihres Handelns aktivieren kann.
Strobys geradlinige, fettfreie Prosa, seine schon fast abstrakt klaren Handlungslinien, ja, selbst eine gewisse Voraussehbarkeit entziehen sich erfreulich Moden und Trends, sie feiern eher den Purismus eines Subgenres, selbst auf das Risiko hin, dass dieses Subgenre ein bisschen aus der Zeit gefallen erscheint. Aber gerade diese Widerständigkeit macht den Charme der Crissa-Stone-Romane aus. Man muss sie einfach mögen.
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