Walter Sittler

Warum ist es Ihnen wichtig, sich in die Politik einzumischen?

Schauspieler Walter Sittler bei einer Straßenblockade gegen "Stuttgart 21" im Jahr 2011
Schauspieler Walter Sittler bei einer Straßenblockade gegen "Stuttgart 21" im Jahr 2011 © dpa / picture alliance / Franziska Kraufmann
Moderation: Ulrike Timm |
Der Schauspieler Walter Sittler tat sich in den vergangenen Jahren auch durch sein politisches Engagement gegen das Bahnprojekt "Stuttgart 21" hervor. Den Willen, sich einzumischen, teilt er mit seinem größten Vorbild.
Walter Sittler ist nicht nur einer der meistbeschäftigten Schauspieler in Deutschland, er ist auch ein vehementer Gegner des Bahnprojektes "Stuttgart 21". Seit 2009 engagiert er sich in der Bürgerbewegung; er redet auf den Montagsdemonstrationen und vertritt die Gegner meinungsstark in Talkshows und politischen Anhörungen. Das Ziel, das Milliarden-Projekt zu stoppen, haben er und seine Mitstreiter nicht erreicht – der Bahnhof wird gebaut. Anlässlich des Kirchentages in der Schwabenmetropole werden in den nächsten Tagen Tausende auf die Großbaustelle stoßen.
Walter Sittler teilt den Drang, sich politisch einzumischen, mit seinem Vorbild Erich Kästner. Seine Überzeugung:
"Wenn Politiker von der Kunst Ruhe erwarten, ist das schon ein deutliches Zeichen, dass man nicht Ruhe geben darf. Mir geht es dabei nicht um Krawall. Mir geht es um sachliche und auch leidenschaftliche Auseinandersetzung. Es geht darum zu fragen: Wie soll die Gesellschaft aussehen? Wie wollen wir leben?"
"Eine falsche Entscheidung bleibt eine falsche Entscheidung"
Sittler zeigte sich im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur weiterhin als deutlicher Gegner von "Stuttgart 21":
"Eine falsche Entscheidung bleibt eine falsche Entscheidung, ganz egal, ob man sie durchsetzt oder nicht. Und ich weiß ja, wie das war: Wenn wir gesagt haben, das sei eine falsche Entscheidung, dann wurden hauptsächlich Beleidigungen auf uns heruntergeschüttet, aber keine Argumente."
"Ich habe Haue bekommen, aber ich würde es wieder tun"
Er sehe es mit Zurückhaltung, dass "Stuttgart 21" jetzt auch auf dem Kirchentag diskutiert werde, sagte Sittler. In dem Streit habe sich die Kirche bis auf wenige Ausnahmen komplett zurückgehalten:
"Aus Gründen, die ich nachvollziehen kann. Sie sind mit dem Staat verbunden, wir haben ja keine Trennung zwischen Kirche und Staat. Wir haben das Konkordat, wir haben das Staatskirchengesetz. Und da tun sie sich schwer, die Öffentlich-Mächtigen anzuprangern. Und wir können das. Ich konnte das auch. Ich habe auch entsprechend Haue bekommen dafür. Ich würde es aber wieder tun."
Den Reden müssen Handlungen folgen
Der Kirchentag habe mit der Losung "damit wir klug werden" ein schönes Motto gefunden, meinte Sittler. Die Frage sei allerdings, ob den Reden auch Handlungen folgen würden:
"Die Durchführung und die Taten, die dann folgen, die scheitern manchmal an der Realität. Und das ist etwas, was ich manchmal beängstigend finde: Dass man zwar sehr klug reden kann, aber wenn es zum Beispiel darum geht, dass man in den Kindergärten einen sinnvollen Schlüssel für die Betreuung macht - dann scheitert es. Sowohl in evangelischen als auch in katholischen als auch in öffentlichen Kindergärten."
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