Walter Zieglgänsberger

Welche Rolle spielt das Gehirn für den Schmerz?

Der Schmerzforscher Walter Zieglgänsberger
Der Schmerzforscher Walter Zieglgänsberger © Foto: privat
Moderation: Ulrike Timm |
Walter Zieglgänsberger ist Deutschlands bekanntester Schmerzforscher. Er leitete zuletzt die Arbeitsgruppe Klinische Neuropharmakologie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Sein Schwerpunkt: der Zusammenhang von Psyche und Schmerz.
Jeder Vierte in Deutschland hat ständig Schmerzen. Abgesehen von dem individuellen Leiden ist auch der volkswirtschaftliche Schaden sehr groß: Chronische Schmerzen verursachen in Deutschland nach Einschätzung von Fachleuten Gesamtkosten von mehr als 20 Milliarden Euro jährlich.
Walter Zieglgänsberger,emeritierter Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Neuropharmakologie am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, gilt als einer der bekanntesten Schmerzforscher Deutschlands. Er beschäftigt sich seit fast 40 Jahren mit Schmerzen. In diesem Zeitraum brachte vor allem die Gehirnforschung völlig neue Erkenntnisse für deren Behandlung.
Wenn der Rücken plagt
"Rückenschmerzen ist ein ganz großes Problem", sagte Zieglgänsberger über das Körperteil, dass am häufigsten Schmerzen verursacht. Es spiele dabei durchaus eine Rolle, dass der Patient den eigenen Rücken nie gesehen habe.
"Man hat Hexenschuss von hinten, man fühlt sich bedroht von hinten."
Deshalb sei der Rücken immer ein wenig mystisch und der eigenen Inspektion nicht zugänglich.
"Wir können uns nicht abtasten, wir können uns nicht sehen und damit ist es schon etwas ganz besonderes."
Deshalb stehe der Rücken ganz besonders für chronische Erkrankung und großen Leidensdruck.
Leidensdruck als Gradmesser
Zieglgänsberger sagte, die Medizin habe in den letzten Jahren dazu gelernt, dass körperlicher und psychischer Schmerz in nahezu identischen Hirnstrukturen verarbeitet werde.
"Das heißt, ob Sie gemobbt werden oder sich irgendwo eine Verletzung zuziehen, im Endeffekt wird dieser emotionale Anteil an dieser Verletzung in den gleichen Hirnstrukturen verrechnet. Das heißt, es entsteht ein Leidensdruck."
Nach einiger Zeit sei völlig egal, woher das gekommen sei.
"Sie sind mit Schmerz irgendwo konfrontiert."
Wenn der Patient sage, ihm tue etwas weh, müsse der Arzt mit ihm reden.
"Das heißt, ich kann nicht sagen, Sie haben nichts."
Da es sich um etwas sehr Subjektives handele, müsse der behandele Arzt dem Patienten glauben.
"Der sogenannte Leidensdruck des Patienten, der ist mein Gradmesser."
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