Graf Chabert – Bo Skovhus, Bariton
Graf Ferraud – Raymond Very, Tenor
Rosine – Manuela Uhl, Sopran
Derville – Simon Pauly, Bariton
Godeschal – Stephen Bronk, Bassbariton
Boucard – Paul Kaufmann, Tenor
Chor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Leitung: Jacques Lacombe
Doppelt verloren
Für seine Oper "Oberst Chabert" arbeitete Waltershausen eine hochemotionale Erzählung Balzacs um. Oberst Chabert wird für tot erklärt. Als er wieder auftaucht führt das zu einem dramatischen Ende. Die Oper machte ihren Komponisten 1912 schlagartig berühmt.
Hermann Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen, Zeitgenosse von Richard Strauss, liebte die Oper. Für dieses Metier schrieb er besonders gern. Und es war die Oper "Oberst Chabert", die sein erfolgreichstes Werk war, das 1912 uraufgeführt wurde.
Es war die hochemotionale Erzählung "Comtesse à deux maris" von Honoré de Balzac, die Waltershausen für seine Oper umarbeitete. Die dramatische Geschichte verknappte der Komponist zu einem 100-Minuten-Bühnenwerk, das ihn schlagartig berühmt machte. Die Kritik jubelte, dass die Musik das Publikum direkt erreiche.
Waltershausen wuchs wohl begütert auf, doch eine schwere Krankheit in der Kindheit führte zur Amputation von einem Arm und einem Bein. Doch er kämpfte sich durch diese Zeit - sein Ziel: Musiker zu werden. Das Klavier beherrschte er so perfekt mit einer Hand, dass er die zweite grandios auszugleichen wusste. Als Dirigent, Komponist und Pädagoge setzte er sich durch.
Akademische Karriere
1920 wurde Waltershausen zum Professor und stellvertretenden Direktor der Münchner Akademie der Tonkunst ernannt und drei Jahre später sogar zum Direktor und stellvertretenden Akademiepräsidenten befördert. Auch das neue Medium, den Rundfunk, stand er nahe: Er war viele Jahre musikalischer Programmberater des Bayerischen Rundfunks.
Er verstand sich als deutscher Komponist und legte auch Schriften vor, die die junge Generation dazu anhielt, sich eher an Wagner, als an Debussy zu halten. Doch als 1933 die Nationalsozialisten die politische Bühne beherrschten, ließ sich Waltershausen in den vorzeitigen Ruhestand versetzen und unterrichtete im privaten Rahmen weiter.
Er verstand sich als deutscher Komponist und legte auch Schriften vor, die die junge Generation dazu anhielt, sich eher an Wagner, als an Debussy zu halten. Doch als 1933 die Nationalsozialisten die politische Bühne beherrschten, ließ sich Waltershausen in den vorzeitigen Ruhestand versetzen und unterrichtete im privaten Rahmen weiter.
Ein Verwundeter, der verwundet
Oberst Chabert, so die Vorgeschichte der Oper, war 1807 bei der Schlacht von Preußisch Eylau siegreich, wurde aber schwer verwundet. Als er danach wie vom Erdboden verschwunden bleibt, erklärt man, er sei gefallen. Seine Frau Rosine heiratete darauf den Grafen Ferraud.
Chabert hatte in einem Bauernhaus ausgeharrt. Als er nun wieder ins Leben treten will, glaubt ihm keiner, dass er Chabert sei. Als Hochstapler und Geisteskranker wird er eingesperrt. Als Bettler Hyazinth wird er entlassen, schlägt sich nach Paris durch, um Hilfe bei dem Advokaten Derville zu suchen. Hier setzt der erste Akt ein.
Auswege suchend
In der Kanzlei trifft er auf seine Frau Rosine, die ihn nicht erkennen will. Doch sein getreuer Korporal Godeschal freut sich bei dem Wiedersehen. Rosine hatte Chabert nie so recht geliebt, er war Steigbügel für den Aufstieg der damals 17-Jährigen, die nach der Herrlichkeit der großen Welt griff.
Rosine bittet dann im Anwaltsbüro Chabert, er möge auf sie verzichten, um die Ehe mit Ferraud und auch das Glück der Kinder zu retten. Ihr neuer Mann, inzwischen auch im Bilde, sieht seinen Ruf gefährdet und will sich lieber von Rosine trennen.
Chabert stellt dann im dritten Akt fest: Tote sollten tot bleiben und nicht mehr wiederkehren. Er bekennt schriftlich, der Bettler Hyazinth zu sein und erschießt sich. Rosine ist schockiert, ihre Welt ist aus den Fugen. Sie entschließt sich am Ende verzweifelt, einen großen Schluck aus der Giftflasche zu nehmen.
Der Opernübertragung sind Interviewteile zugefügt, in denen der damalige Chefdramaturg Andreas Meyer von der musikalischen Ausgrabund der Deutschen Oper berichtet. Zudem beleuchtet Richard Schrötter in seinem Beitrag das Thema "Balzac und die Musik".
Aufzeichnung vom 26. März 2010 in der Deutschen Oper Berlin
Hermann Wolfgang von Waltershausen
"Oberst Chabert"
Musiktragödie in drei Aufzügen frei nach Honoré de Balzacs "Comtesse à deux maris"
Libretto vom Komponisten
"Oberst Chabert"
Musiktragödie in drei Aufzügen frei nach Honoré de Balzacs "Comtesse à deux maris"
Libretto vom Komponisten