Wann beginnt und wann endet die Osterzeit?
Alle Jahre wieder: Kaum ist der Sommerurlaub vorbei, trifft man in Kaufhäusern auf Lebkuchen und Schokoladen-Nikoläuse. Räumen die das Feld zu Beginn des Jahres, folgen alsbald Osterhasen und Ostereier in die Regale der Discounter. Da mag sich der eine oder die andere fragen: Wann beginnt denn eigentlich die Osterzeit?
Mildenberger: "Die eigentliche Osterzeit, die mit dem Osterfest selber beginnt, dauert fünfzig Tage. Diese 50 Tage brennt die Osterkerze, im Stundengebet wird an allen Stellen, die nur irgendwie denkbar sind, ein Halleluja an die Gesänge hinzugefügt. Also wirklich eine Phase von 50 Tagen, in denen Osterzeit ist und Ostern gefeiert wird."
Irene Mildenberger vom Liturgiewissenschaftlichen Institut bei der Theologischen Fakultät Leipzig. Das Osterfest markiert den Beginn, das Pfingstfest das Ende der Osterzeit.
Mildenberger: "Im jüdischen Festkalender gibt es ein Fest, das so genannte Wochenfest, Shavuot, sieben Wochen nach Pessach, und in der Bibel, in der Apostelgeschichte, wird erzählt, dass die Sendung des Geistes, dass es an diesem Wochenfest an Shavuot oder mit dem griechischen Namen Pentekoste, an diesem 50. Tag, stattfindet."
Plock: "Pentekoste gibt ja diesem Pfingstfest den Namen und bedeutet einfach 50 Tage."
Heinrich Plock. Er leitet die Fachstelle für Liturgie im Bistum Osnabrück.
Plock: "Ostern ist das zentrale Fest der Christenheit. Wenn wir uns fragen, wie es zu diesem Fest gekommen ist, dann muss man zurückgehen in die Anfänge, in die biblische Überlieferung und wird finden, dass das zentrale Fest zunächst einmal der Sonntag war."
Die ersten Christen begehen wöchentlich das Gedächtnis der Auferstehung Jesu. Sie feiern ein kleines Ostern – jeweils am ersten Tag der Woche, dem späteren Sonntag. Aus der regelmäßigen Feier am Sonntag entwickelt sich das jährliche Osterfest. Erst das kleine, dann das große Ostern.
Für den Zeitpunkt der jährlichen Osterfeier gibt es zwei Möglichkeiten.
Mildenberger: "Entweder, so war es jedenfalls in den ersten Jahrhunderten, man feierte das christliche Passahfest, das christliche Pessach zusammen mit den Juden."
Dann feiert man am Vollmondtag im Monat Nisan. Das ist der erste Frühlingsmonat im jüdischen Kalender. Man beginnt die Osterfeier am Abend des 14. Nisan.
An diesem Datum feiern die Juden noch heute ihr Pessachfest, ganz gleich auf welchen Wochentag der 14. Nisan fällt.
Mildenberger: "Und es gab die Christen, die sagten: Es ist ganz wichtig, dass Christus am ersten Tag der Woche auferstanden ist und damit mit diesem ersten Tag der Woche der Bezug zur Schöpfung auch hergestellt wird, seine Auferstehung als die neue Schöpfung."
Dieser theologische Akzent setzt sich durch beim Streit um den Ostertermin. Damit setzt man sich zugleich ab von der jüdischen Festpraxis.
Mildenberger: "Und Anfang des vierten Jahrhunderts, auf dem Konzil von Nicäa wurde dann festgelegt – für die ganze Christenheit verbindlich: Ostern ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, das heißt: nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche."
Der christliche Ostertermin folgt dem Mondkalender. Daher ändert er sich von Jahr zu Jahr. Ostern fällt frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 24. April.
Anfangs feiert man das Osterfest an nur einem Tag, besser: in einer Nacht.
Mildenberger: "Dieses Fest, diese Nacht, hatte zwei Teile: Die Trauer, das Fasten, das Vorbereiten und dann die freudige Feier von Ostern."
Später verteilt man das Fest auf drei Tage. Diese heiligen drei Tage beginnen wie liturgisch üblich mit dem Vorabend. Das ist der Abend des Gründonnerstags.
Plock: "Jeder dieser Tage hat eine eigene Akzentsetzung: Gründonnerstag ist bestimmt von dem Geschehen des Abendmahlssaales und der Einsetzung der Eucharistie, der Feier des Abendmahls im Kreis seiner Jünger. Der Karfreitag als Todestag Christi, als Kreuzigungstag, der Karsamstag als Tag der Grabesruhe und der Ostersonntag als Tag der Auferstehung."
Weder Karfreitag noch Karsamstag scheint die Ostersonne. Mit dem Gruß "Frohe Ostern" sollte man daher warten.
Mildenberger: "Frohe Ostern" wünscht man sich ab der Osternacht, und dann kann man es auch die ganze Osterzeit hindurch tun. Der alte Osterwunsch und Ostergruß ist auch nicht "Frohe Ostern", sondern er heißt: "Christus ist auferstanden", und man antwortet: "Er ist wahrhaftig auferstanden."
Dem Osterfest geht eine Vorbereitungszeit voraus. Sie umfasst 40 Tage und beginnt mit dem Aschermittwoch.
Plock: "Wenn man von Aschermittwoch an rechnet und die Sonntage nicht mitrechnet, kommt man auf die 40 Tage."
Mildenberger: "40 Tage war Jesus nach seiner Taufe in der Wüste und, ganz wichtig, das Volk Israel war 40 Jahre lang in der Wüste."
Plock: "Die Zahl 40 ist eine symbolische Zahl."
Mildenberger: "Das müssen nicht wirklich genau 40 Tage sein, sondern man stellt sich in diese 40 Vorbereitungstage hinein."
Früher war Ostern der Tauftermin im Kirchenjahr, und so dienten die letzten vierzig Tage vor Ostern der besonderen Vorbereitung auf den Empfang der Taufe. Dieselbe Zeit war später auch reserviert für die öffentliche Buße.
Mildenberger: "Diejenigen Christen, die eine besondere Sünde begangen hatten, wurden ausgeschlossen vom Abendmahl für 40 Tage."
Vom Ende des 10. Jahrhunderts an empfängt die gesamte Gemeinde das Aschenkreuz am Aschermittwoch als Zeichen der Bereitschaft zur Buße. Am bekanntesten ist die Zeit vor Ostern als Fastenzeit.
Mildenberger: "Und in der evangelischen Tradition hat man dann eben zum Teil gesagt: Fasten das ist nicht unser Ding, und Fasten muss man nicht, und darum hat man dann diese ganze Zeit Passionszeit genannt."
Auch dieser Name hebt ein Element hervor: Die Passion Christi prägt vor allem die letzten Tage der Zeit vor Ostern. In der katholischen Kirche heißt die Vorbereitungszeit nunmehr Österliche Bußzeit. Die Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils betont so den Zusammenhang zwischen den 40 Tagen vor und den 50 Tagen nach Ostern.
Plock: "Das ist der ganze österliche Festkreis. Und der hat eben einen Zugang zum Osterfest, die österliche Bußzeit, die Osterfeier selbst, die als großes Fest von 50 Tagen gefeiert wird bis zum Pfingstfest hin."
Irene Mildenberger vom Liturgiewissenschaftlichen Institut bei der Theologischen Fakultät Leipzig. Das Osterfest markiert den Beginn, das Pfingstfest das Ende der Osterzeit.
Mildenberger: "Im jüdischen Festkalender gibt es ein Fest, das so genannte Wochenfest, Shavuot, sieben Wochen nach Pessach, und in der Bibel, in der Apostelgeschichte, wird erzählt, dass die Sendung des Geistes, dass es an diesem Wochenfest an Shavuot oder mit dem griechischen Namen Pentekoste, an diesem 50. Tag, stattfindet."
Plock: "Pentekoste gibt ja diesem Pfingstfest den Namen und bedeutet einfach 50 Tage."
Heinrich Plock. Er leitet die Fachstelle für Liturgie im Bistum Osnabrück.
Plock: "Ostern ist das zentrale Fest der Christenheit. Wenn wir uns fragen, wie es zu diesem Fest gekommen ist, dann muss man zurückgehen in die Anfänge, in die biblische Überlieferung und wird finden, dass das zentrale Fest zunächst einmal der Sonntag war."
Die ersten Christen begehen wöchentlich das Gedächtnis der Auferstehung Jesu. Sie feiern ein kleines Ostern – jeweils am ersten Tag der Woche, dem späteren Sonntag. Aus der regelmäßigen Feier am Sonntag entwickelt sich das jährliche Osterfest. Erst das kleine, dann das große Ostern.
Für den Zeitpunkt der jährlichen Osterfeier gibt es zwei Möglichkeiten.
Mildenberger: "Entweder, so war es jedenfalls in den ersten Jahrhunderten, man feierte das christliche Passahfest, das christliche Pessach zusammen mit den Juden."
Dann feiert man am Vollmondtag im Monat Nisan. Das ist der erste Frühlingsmonat im jüdischen Kalender. Man beginnt die Osterfeier am Abend des 14. Nisan.
An diesem Datum feiern die Juden noch heute ihr Pessachfest, ganz gleich auf welchen Wochentag der 14. Nisan fällt.
Mildenberger: "Und es gab die Christen, die sagten: Es ist ganz wichtig, dass Christus am ersten Tag der Woche auferstanden ist und damit mit diesem ersten Tag der Woche der Bezug zur Schöpfung auch hergestellt wird, seine Auferstehung als die neue Schöpfung."
Dieser theologische Akzent setzt sich durch beim Streit um den Ostertermin. Damit setzt man sich zugleich ab von der jüdischen Festpraxis.
Mildenberger: "Und Anfang des vierten Jahrhunderts, auf dem Konzil von Nicäa wurde dann festgelegt – für die ganze Christenheit verbindlich: Ostern ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, das heißt: nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche."
Der christliche Ostertermin folgt dem Mondkalender. Daher ändert er sich von Jahr zu Jahr. Ostern fällt frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 24. April.
Anfangs feiert man das Osterfest an nur einem Tag, besser: in einer Nacht.
Mildenberger: "Dieses Fest, diese Nacht, hatte zwei Teile: Die Trauer, das Fasten, das Vorbereiten und dann die freudige Feier von Ostern."
Später verteilt man das Fest auf drei Tage. Diese heiligen drei Tage beginnen wie liturgisch üblich mit dem Vorabend. Das ist der Abend des Gründonnerstags.
Plock: "Jeder dieser Tage hat eine eigene Akzentsetzung: Gründonnerstag ist bestimmt von dem Geschehen des Abendmahlssaales und der Einsetzung der Eucharistie, der Feier des Abendmahls im Kreis seiner Jünger. Der Karfreitag als Todestag Christi, als Kreuzigungstag, der Karsamstag als Tag der Grabesruhe und der Ostersonntag als Tag der Auferstehung."
Weder Karfreitag noch Karsamstag scheint die Ostersonne. Mit dem Gruß "Frohe Ostern" sollte man daher warten.
Mildenberger: "Frohe Ostern" wünscht man sich ab der Osternacht, und dann kann man es auch die ganze Osterzeit hindurch tun. Der alte Osterwunsch und Ostergruß ist auch nicht "Frohe Ostern", sondern er heißt: "Christus ist auferstanden", und man antwortet: "Er ist wahrhaftig auferstanden."
Dem Osterfest geht eine Vorbereitungszeit voraus. Sie umfasst 40 Tage und beginnt mit dem Aschermittwoch.
Plock: "Wenn man von Aschermittwoch an rechnet und die Sonntage nicht mitrechnet, kommt man auf die 40 Tage."
Mildenberger: "40 Tage war Jesus nach seiner Taufe in der Wüste und, ganz wichtig, das Volk Israel war 40 Jahre lang in der Wüste."
Plock: "Die Zahl 40 ist eine symbolische Zahl."
Mildenberger: "Das müssen nicht wirklich genau 40 Tage sein, sondern man stellt sich in diese 40 Vorbereitungstage hinein."
Früher war Ostern der Tauftermin im Kirchenjahr, und so dienten die letzten vierzig Tage vor Ostern der besonderen Vorbereitung auf den Empfang der Taufe. Dieselbe Zeit war später auch reserviert für die öffentliche Buße.
Mildenberger: "Diejenigen Christen, die eine besondere Sünde begangen hatten, wurden ausgeschlossen vom Abendmahl für 40 Tage."
Vom Ende des 10. Jahrhunderts an empfängt die gesamte Gemeinde das Aschenkreuz am Aschermittwoch als Zeichen der Bereitschaft zur Buße. Am bekanntesten ist die Zeit vor Ostern als Fastenzeit.
Mildenberger: "Und in der evangelischen Tradition hat man dann eben zum Teil gesagt: Fasten das ist nicht unser Ding, und Fasten muss man nicht, und darum hat man dann diese ganze Zeit Passionszeit genannt."
Auch dieser Name hebt ein Element hervor: Die Passion Christi prägt vor allem die letzten Tage der Zeit vor Ostern. In der katholischen Kirche heißt die Vorbereitungszeit nunmehr Österliche Bußzeit. Die Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils betont so den Zusammenhang zwischen den 40 Tagen vor und den 50 Tagen nach Ostern.
Plock: "Das ist der ganze österliche Festkreis. Und der hat eben einen Zugang zum Osterfest, die österliche Bußzeit, die Osterfeier selbst, die als großes Fest von 50 Tagen gefeiert wird bis zum Pfingstfest hin."