Warm und voller Zuneigung
Kein deutscher Schriftsteller hat neben Erich Kästner so erfolgreich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geschrieben wie er: Peter Härtling veröffentlichte 1970 sein erstes Kinderbuch, seitdem sind mehr als zehn erschienen. Zum 75. Geburtstag des Autors hat der Verlag Beltz & Gelberg einen dicken Band mit fünf bekannten Kinderromanen Härtlings veröffentlicht.
Nur Peter Härtlings allererstes Kinderbuch "… und das ist die ganze Familie" ist nicht dabei. Ansonsten enthält dieser Sammelband seine ersten und vielleicht auch immer noch bekanntesten Kinderromane "Das war der Hirbel", "Oma", "Theo haut ab", "Ben liebt Anna" und "Alter John". Fünf Bücher aus den 1970er Jahren, in denen es um Alltagserfahrungen von Kindern und um zum Teil bedrängende Erlebnisse geht, um Streit zwischen den Eltern und erste Liebe, um den Umgang mit Behinderten oder alten Menschen. Fünf Bücher aber auch, in denen Härtlings Protagonisten schließlich Trost und einen Ausweg finden aus ihren Problemen. Kein billiges Happy End, sondern eine fantasievolle und Mut machende Lösung.
Wenn einige von Peter Härtlings ersten Kinderbüchern zu Klassikern geworden und in Schulen inzwischen Pflichtlektüre sind, dann hat das viele Gründe. Ein gewichtiger ist sicher ihre Entstehungszeit: 1971 gründete Hans-Joachim Gelberg seinen eigenen Kinderbuchverlag. Mit jungen Autoren wie Klaus Kordon, Peter Härtling oder Jürg Schubiger und damals unbekannten Illustratoren wie Nikolaus Heidelbach oder Janosch verwirklichte er seine Vision einer neuen, kreativen Kinderliteratur. Die Umschlagfarbe orange signalisierte eine Aufmüpfigkeit, die sich aus den Idealen der 68er-Bewegung speiste. Peter Härtling war von Anfang an dabei, mit für die damalige Zeit ungewöhnlichen Themen und einem leisen, eindringlichen Ton.
Wobei dieser spezifische "Härtling-Sound" mit Sicherheit sehr zum Erfolg seiner Bücher beigetragen hat. Härtling nimmt seine Figuren und seine Leser ernst. Man spürt, dass er ihre Sorgen und Probleme kennt, dass er, der selbst ohne Eltern aufgewachsen ist, weiß, wie sich Angst anfühlt, Wut, Enttäuschung oder Hoffnungslosigkeit.
Seine Sprache ist klar und einfach, sein Ton warm und voller Zuneigung für seine Figuren. Auch in schwierigen Situationen bewahrt er eine Spur von Humor. Ist die kindliche Welt, von der Härtling erzählt, auch nicht heil, so schafft seine Sprache doch einen geschützten Raum, in dem seine Figuren und seine Leser gut aufgehoben sind.
Kinder- und Jugendliteratur sieht heute anders aus. Sie ist ungeduldiger und frecher, oft fantastischer oder auch bitterer geworden. Härtlings ursprünglich so moderne Kinderbücher mit ihrem Votum für Toleranz, Solidarität und Verantwortungsgefühl wirken dagegen ein wenig behäbig. Wie Segelschiffe neben Motorjachten. Aber waren es nicht immer die in die Jahre gekommenen Geschichten, ob die von Erich Kästner oder Astrid Lindgren, die am meisten verzauberten? Klassiker bleiben eben Klassiker.
Wurde Peter Härtling früher ab und zu belächelt, weil er auch für Kinder schrieb, so ist es heute umgekehrt: Immer mehr E-Autoren schreiben auch Kinderbücher und empfinden diese Arbeit als eine Herausforderung nicht nur an ihre Fantasie, sondern auch an ihre Sprache. Sie entdecken, dass es schwierig ist, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, ohne sich zu ihnen herabzulassen. Dass es eben, wie Peter Härtling einmal sagte, gar nicht so leicht ist, einfach zu schreiben.
Rezensiert von Sylvia Schwab
Peter Härtling: Romane für Kinder
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2008,
478 Seiten, 15 Euro
Wenn einige von Peter Härtlings ersten Kinderbüchern zu Klassikern geworden und in Schulen inzwischen Pflichtlektüre sind, dann hat das viele Gründe. Ein gewichtiger ist sicher ihre Entstehungszeit: 1971 gründete Hans-Joachim Gelberg seinen eigenen Kinderbuchverlag. Mit jungen Autoren wie Klaus Kordon, Peter Härtling oder Jürg Schubiger und damals unbekannten Illustratoren wie Nikolaus Heidelbach oder Janosch verwirklichte er seine Vision einer neuen, kreativen Kinderliteratur. Die Umschlagfarbe orange signalisierte eine Aufmüpfigkeit, die sich aus den Idealen der 68er-Bewegung speiste. Peter Härtling war von Anfang an dabei, mit für die damalige Zeit ungewöhnlichen Themen und einem leisen, eindringlichen Ton.
Wobei dieser spezifische "Härtling-Sound" mit Sicherheit sehr zum Erfolg seiner Bücher beigetragen hat. Härtling nimmt seine Figuren und seine Leser ernst. Man spürt, dass er ihre Sorgen und Probleme kennt, dass er, der selbst ohne Eltern aufgewachsen ist, weiß, wie sich Angst anfühlt, Wut, Enttäuschung oder Hoffnungslosigkeit.
Seine Sprache ist klar und einfach, sein Ton warm und voller Zuneigung für seine Figuren. Auch in schwierigen Situationen bewahrt er eine Spur von Humor. Ist die kindliche Welt, von der Härtling erzählt, auch nicht heil, so schafft seine Sprache doch einen geschützten Raum, in dem seine Figuren und seine Leser gut aufgehoben sind.
Kinder- und Jugendliteratur sieht heute anders aus. Sie ist ungeduldiger und frecher, oft fantastischer oder auch bitterer geworden. Härtlings ursprünglich so moderne Kinderbücher mit ihrem Votum für Toleranz, Solidarität und Verantwortungsgefühl wirken dagegen ein wenig behäbig. Wie Segelschiffe neben Motorjachten. Aber waren es nicht immer die in die Jahre gekommenen Geschichten, ob die von Erich Kästner oder Astrid Lindgren, die am meisten verzauberten? Klassiker bleiben eben Klassiker.
Wurde Peter Härtling früher ab und zu belächelt, weil er auch für Kinder schrieb, so ist es heute umgekehrt: Immer mehr E-Autoren schreiben auch Kinderbücher und empfinden diese Arbeit als eine Herausforderung nicht nur an ihre Fantasie, sondern auch an ihre Sprache. Sie entdecken, dass es schwierig ist, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, ohne sich zu ihnen herabzulassen. Dass es eben, wie Peter Härtling einmal sagte, gar nicht so leicht ist, einfach zu schreiben.
Rezensiert von Sylvia Schwab
Peter Härtling: Romane für Kinder
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2008,
478 Seiten, 15 Euro