Warnsignal an alle Klimaskeptiker
Das Zukunftsszenario des Militärhistorikers Gwynne Dyer ist düster: Es drohen Atomkriege um schwindende Wasservorräte, Staaten zerbrechen wegen der Klimakatastrophen, Millionen Menschen flüchten.
In Zukunft drohen Atomkriege um schwindende Wasservorräte. Staaten zerbrechen wegen der Klimakatastrophen; Millionen Menschen flüchten. Das jedenfalls befürchtet Gwynne Dyer in "Schlachtfeld Erde". Der englische Militärhistoriker ist einer der vielen Militärstrategen, die sich inzwischen intensiv mit den Folgen der Klimaerwärmung für die jeweilige nationale Sicherheit beschäftigt.
Eine ungewöhnliche Perspektive, aber auch Dyer kommt zu denselben Ergebnissen: Das Ansteigen der Temperatur ist nach seiner Ansicht kaum zu stoppen, da es am politischen Willen fehlt, ernsthaft den Kohlendioxidausstoß zu begrenzen. Über dem kleinlichen Hickhack um%e wird ausgeblendet, dass uns nur noch sehr wenig Zeit bleibt, das Schlimmste zu verhindern, also jede Erhöhung über 2 Grad hinaus. Die Erde rast mit fossilem Volldampf und grandioser CO²-Fahne ins nächste Jahrzehnt, schreibt Dyer.
Sieben Szenarien für die Zeit zwischen 2019 und 2045 hat der Engländer hochgerechnet: Zwischen Indien und Pakistan kommt es zum Atomkrieg, nachdem die Gletscher des Himalaya abgeschmolzen sind und Indien sich den größten Teil des restlichen Wassers der Flüsse sichert. Große Teile Mittelamerikas werden zur Staubwüste. Millionen Klimaflüchtlinge drängen in die USA, bis die einen mörderischen Schutzwall mit Selbstschutzanlagen an der Grenze zu Mexiko errichten. China kann seine Einwohner nicht mehr ernähren, seit riesige Ackerflächen ausgedorrt sind. Millionen Menschen verhungern. China droht in Sibirien einzumarschieren.
Am bedrückendsten aber ist die Aussicht, dass all diese Visionen durchaus eintreten könnten. Die Industriestaaten müssten binnen der nächsten 20 Jahre ihre Emissionen um mindestens 80 Prozent reduzieren, die Schwellen- und Entwicklungsländern auf dreckige Energien weitgehend verzichten. Für Gwynne Dyer eine wenig realistische Erwartung. In diesem Fall drohen sogenannte Feedbacks, das heißt ein gegenseitiges Aufschaukeln von Klimafaktoren. Ein Beispiel: je mehr helles Eis der Arktis schmilzt und so weniger Sonnenlicht reflektiert wird, desto stärker erwärmt sich das dunkle Meer und das restliche Eis schmilzt umso schneller.
Gwynne Dyer schreibt im journalistischen Reportagestil mit persönlichen Anmerkungen, bisweilen bissig, manchmal ironisch, aber stets engagiert. Man kann seiner Argumentation leicht folgen. Eingeflochten in den Text finden sich Vorhersagen prominenter Klimaforscher für den Fall, dass die Menschheit ihren CO²-Verbrauch nicht verringert. Das gibt den Visionen eine beängstigende Realitätsnähe.
Angesichts der drohenden Klimakatastrophen prophezeit Gwynne Dyer, dass die Welt als letzte Lösung zu Geo-Engineering greift, also großtechnischen Maßnahmen. Weltraumspiegel bombastischen Ausmaßes oder künstliche erzeugte Wolken sollen dann die Erde gegen zu große Sonneneinstrahlung abschirmen.
Gwynne Dyer ist überzeugt, dass es dazu kommen wird, weil alle anderen Versuche scheitern werden. Sein Buch ist damit ein Warnsignal und Weckruf an alle Klimaskeptiker.
Besprochen von Johannes Kaiser
Gwynne Dyer: Schlachtfeld Erde
Aus dem Englischen von Susanne Held
Klett-Cotta, Stuttgart 2010
384 Seiten, 22,95 Euro
Eine ungewöhnliche Perspektive, aber auch Dyer kommt zu denselben Ergebnissen: Das Ansteigen der Temperatur ist nach seiner Ansicht kaum zu stoppen, da es am politischen Willen fehlt, ernsthaft den Kohlendioxidausstoß zu begrenzen. Über dem kleinlichen Hickhack um%e wird ausgeblendet, dass uns nur noch sehr wenig Zeit bleibt, das Schlimmste zu verhindern, also jede Erhöhung über 2 Grad hinaus. Die Erde rast mit fossilem Volldampf und grandioser CO²-Fahne ins nächste Jahrzehnt, schreibt Dyer.
Sieben Szenarien für die Zeit zwischen 2019 und 2045 hat der Engländer hochgerechnet: Zwischen Indien und Pakistan kommt es zum Atomkrieg, nachdem die Gletscher des Himalaya abgeschmolzen sind und Indien sich den größten Teil des restlichen Wassers der Flüsse sichert. Große Teile Mittelamerikas werden zur Staubwüste. Millionen Klimaflüchtlinge drängen in die USA, bis die einen mörderischen Schutzwall mit Selbstschutzanlagen an der Grenze zu Mexiko errichten. China kann seine Einwohner nicht mehr ernähren, seit riesige Ackerflächen ausgedorrt sind. Millionen Menschen verhungern. China droht in Sibirien einzumarschieren.
Am bedrückendsten aber ist die Aussicht, dass all diese Visionen durchaus eintreten könnten. Die Industriestaaten müssten binnen der nächsten 20 Jahre ihre Emissionen um mindestens 80 Prozent reduzieren, die Schwellen- und Entwicklungsländern auf dreckige Energien weitgehend verzichten. Für Gwynne Dyer eine wenig realistische Erwartung. In diesem Fall drohen sogenannte Feedbacks, das heißt ein gegenseitiges Aufschaukeln von Klimafaktoren. Ein Beispiel: je mehr helles Eis der Arktis schmilzt und so weniger Sonnenlicht reflektiert wird, desto stärker erwärmt sich das dunkle Meer und das restliche Eis schmilzt umso schneller.
Gwynne Dyer schreibt im journalistischen Reportagestil mit persönlichen Anmerkungen, bisweilen bissig, manchmal ironisch, aber stets engagiert. Man kann seiner Argumentation leicht folgen. Eingeflochten in den Text finden sich Vorhersagen prominenter Klimaforscher für den Fall, dass die Menschheit ihren CO²-Verbrauch nicht verringert. Das gibt den Visionen eine beängstigende Realitätsnähe.
Angesichts der drohenden Klimakatastrophen prophezeit Gwynne Dyer, dass die Welt als letzte Lösung zu Geo-Engineering greift, also großtechnischen Maßnahmen. Weltraumspiegel bombastischen Ausmaßes oder künstliche erzeugte Wolken sollen dann die Erde gegen zu große Sonneneinstrahlung abschirmen.
Gwynne Dyer ist überzeugt, dass es dazu kommen wird, weil alle anderen Versuche scheitern werden. Sein Buch ist damit ein Warnsignal und Weckruf an alle Klimaskeptiker.
Besprochen von Johannes Kaiser
Gwynne Dyer: Schlachtfeld Erde
Aus dem Englischen von Susanne Held
Klett-Cotta, Stuttgart 2010
384 Seiten, 22,95 Euro