Wo bleibt da die Fleischeslust?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt verarbeitetes Fleisch auf die Gefahrenliste. Wer zu viel Wurst isst, steigert demnach sein Risiko für Krebs. Ob wir jetzt besser komplett verzichten, fragen wir Jan Spielhagen, Chefredakteur des Magazins "Beef".
Au weia! Die geliebten Schweinelendchen, das Beefsteak und die ungarische Salami müssten, ginge es nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ab sofort auf eine Liste mit lebensgefährlichen Stoffen wie dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat gesetzt werden. Denn verarbeitete Fleischprodukte sind krebserregend, meint die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC). Der regelmäßige Konsum erhöhe das Risiko für Darmkrebs. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also auch von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt deshalb, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Fleischwaren pro Woche zu essen. Die Realität sehe aber bundesweit anders aus: Deutsche Männer verzehren laut der DGE im Durchschnitt wöchentlich 1092 Gramm, Frauen etwa 588 Gramm.
Besorgniserregende Neuigkeiten
Jan Spielhagen, Chefredakteur des Männer-Kochmagazins "Beef" findet diese News "besorgniserregend und ernst zu nehmen". Dass dem Magazin nun aber gleich die Leserschaft davonlaufen wird, fürchtet er nicht, denn "Beef" sei kein Fleisch-, sondern vor allem ein Koch-Magazin. Und als solches rufe es seine Leser schon lange zum gemäßigten Fleischkonsum auf.
Die Tücken des zu großen Fleischkonsums liegen für Spielhagen im "versteckten" Fleisch: Es gebe "so viele Momente, in denen man Fleisch isst und sich dessen gar nicht gewahr wird. Etwa wenn sich in einem Salat "plötzlich ein Stück Hühnerbrust verbirgt oder Speckwürfel".
Wurst ist ein sinnvolles Produkt
Wenn man Fleisch esse, solle man dies sehr bewusst tun – zum Beispiel ein Fleischgericht für einen bestimmten Tag planen und an den übrigen Tagen darauf verzichten. Das erhöhe die Vorfreude und den Genuss. Ein Problem sei nämlich auch, dass es so einfach sei, sich eben schnell ein Steak oder ein Stück Hühnchen zu braten. Sich gesunde, fleischlose Alternativen zu überlegen, mache oft mehr Arbeit.
Spielhagen bedauert, dass ausgerechnet die Wurst so schlecht abgeschnitten habe. "Die Wurst ist ja ein unfassbar sinnvolles Lebensmittel, weil es, wenn das Tier schon stirbt, um für den Menschen zum Konsumgut zu werden", dann sei es die Aufgabe der Wurst, das Verwertungsgefäß für alle Reste zu werden.