Warnung vor Essen aus der Chemieküche
Lassen Sie sich nicht von Ernährungsberatern verrückt machen und meiden Sie alle Lebensmittel mit Nahrungszusatzstoffen! Das ist die Quintessenz des Buches "Vom Verzehr wird abgeraten" von Hans-Ulrich Grimm.
Essen Sie das, was Ihnen am besten schmeckt und lassen Sie sich nicht von Ernährungsberatern verrückt machen, meiden Sie alle Lebensmittel mit Nahrungszusatzstoffen. Das ist die knappe Quintessenz des neuen Buches von Hans-Ulrich Grimm.
Es ist nicht seine erste Abrechnung mit der Lebensmittelindustrie und so finden sich denn auch in seiner jüngsten kritischen Bestandsaufnahme viele Argumente wieder, die er bereits früher anführte. Allerdings kann man gar nicht oft genug vorgeführt bekommen, wie ungesund angeblich besonders gesunde Nahrung ist.
Dabei geht es nicht um Naturbelassenes wie Obst und Gemüse, sondern um Verarbeitetes, dem die Lebensmittelindustrie Bakterien, Vitamine oder Mineralien zugefügt hat. Die zusätzliche Dosis dieser Stoffe soll Ernährungsmängel verhindern, Krankheiten vorbeugen, die Lebenszeit verlängern, Vitalität und Geisteskraft stärken. Die Werbung jedenfalls ist ausgesprochen vollmundig. Und sie hat Erfolg. Der Absatz der Produkte mit behauptetem Gesundheitsnutzen steigt ständig. Millionen Menschen schlucken diese Retortenerzeugnisse aus der Chemieküche in der Überzeugung, sich und ihren Kindern etwas Gutes zu tun.
Eben das aber ist ein böser Trugschluss, so Hans-Ulrich Grimm, denn viele dieser Lebensmittel hätten im besten Fall keinerlei Wirkung, im schlimmsten Fall machten sie sogar krank. Ein Beispiel für viele: die sogenannten Sterole. Sie sollen den Cholesterin-Pegel im Blut senken und damit Arterienverkalkung und Herzinfarkt vorbeugen. Tierversuche, so der Autor, zeigten das genaue Gegenteil. Sterole lagerten sich in Adern und Herzklappen ab und erhöhten damit die Infarktgefahr. Die staatlichen Risikowächter warnen denn auch vor diesen Margarinezusätzen, nennen allerdings keine Markennamen. Der Verbraucher weiß also nicht, welches Produkt er meiden sollte. Er erfährt ebenso wenig, dass es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass Cholesterin krank macht. Die gefürchteten Omega-3-Fette sollen sogar fürs Herz gut sein und vor Diabetes schützen und das psychische Wohlbefinden stärken.
Die amtliche Zurückhaltung, so demonstriert der Autor an vielen Beispielen, ist kein Zufall. Die Industrielobby arbeitet mit den für die Lebensmittelüberwachung zuständigen nationalen wie internationalen Behörden eng zusammen. Die personellen Verflechtungen sind geradezu schockierend. Sarkastisch formuliert Hans-Ulrich Grimm:
"Der Staat kontrolliert sie (die Lebensmittelindustrie) nicht, der Staat unterstützt sie ... . Wenn es um Ernährung geht, hat die Demokratie Pause."
Um zugespitzte Formulierungen ist der Autor nie verlegen. Ärgerlich ist, dass er sich so oft wiederholt. Dass seine Beweise bisweilen auf wackligen Füssen stehen, ist der Tatsache geschuldet, dass es einfach zu wenig unabhängige Studien gibt. Der Staat verlässt sich auf die Labore der Industrie. Eine unabhängige Kontrolle der behaupteten gesundheitlichen Vorteile findet kaum statt. Ein Buch, das einem den Genuss an industriell aufgehübschten Lebensmitteln vergällt und Lust auf Naturbelassenes und Selbstkochen macht.
Besprochen von Johannes Kaiser
Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten – Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht,
Droemer Verlag 2012, 320 Seiten, 18 Euro
Links bei dradio.de:
Alles Wissenswerte zum Thema Ernährung finden Sie in unserer Sendung Mahlzeit
Es ist nicht seine erste Abrechnung mit der Lebensmittelindustrie und so finden sich denn auch in seiner jüngsten kritischen Bestandsaufnahme viele Argumente wieder, die er bereits früher anführte. Allerdings kann man gar nicht oft genug vorgeführt bekommen, wie ungesund angeblich besonders gesunde Nahrung ist.
Dabei geht es nicht um Naturbelassenes wie Obst und Gemüse, sondern um Verarbeitetes, dem die Lebensmittelindustrie Bakterien, Vitamine oder Mineralien zugefügt hat. Die zusätzliche Dosis dieser Stoffe soll Ernährungsmängel verhindern, Krankheiten vorbeugen, die Lebenszeit verlängern, Vitalität und Geisteskraft stärken. Die Werbung jedenfalls ist ausgesprochen vollmundig. Und sie hat Erfolg. Der Absatz der Produkte mit behauptetem Gesundheitsnutzen steigt ständig. Millionen Menschen schlucken diese Retortenerzeugnisse aus der Chemieküche in der Überzeugung, sich und ihren Kindern etwas Gutes zu tun.
Eben das aber ist ein böser Trugschluss, so Hans-Ulrich Grimm, denn viele dieser Lebensmittel hätten im besten Fall keinerlei Wirkung, im schlimmsten Fall machten sie sogar krank. Ein Beispiel für viele: die sogenannten Sterole. Sie sollen den Cholesterin-Pegel im Blut senken und damit Arterienverkalkung und Herzinfarkt vorbeugen. Tierversuche, so der Autor, zeigten das genaue Gegenteil. Sterole lagerten sich in Adern und Herzklappen ab und erhöhten damit die Infarktgefahr. Die staatlichen Risikowächter warnen denn auch vor diesen Margarinezusätzen, nennen allerdings keine Markennamen. Der Verbraucher weiß also nicht, welches Produkt er meiden sollte. Er erfährt ebenso wenig, dass es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass Cholesterin krank macht. Die gefürchteten Omega-3-Fette sollen sogar fürs Herz gut sein und vor Diabetes schützen und das psychische Wohlbefinden stärken.
Die amtliche Zurückhaltung, so demonstriert der Autor an vielen Beispielen, ist kein Zufall. Die Industrielobby arbeitet mit den für die Lebensmittelüberwachung zuständigen nationalen wie internationalen Behörden eng zusammen. Die personellen Verflechtungen sind geradezu schockierend. Sarkastisch formuliert Hans-Ulrich Grimm:
"Der Staat kontrolliert sie (die Lebensmittelindustrie) nicht, der Staat unterstützt sie ... . Wenn es um Ernährung geht, hat die Demokratie Pause."
Um zugespitzte Formulierungen ist der Autor nie verlegen. Ärgerlich ist, dass er sich so oft wiederholt. Dass seine Beweise bisweilen auf wackligen Füssen stehen, ist der Tatsache geschuldet, dass es einfach zu wenig unabhängige Studien gibt. Der Staat verlässt sich auf die Labore der Industrie. Eine unabhängige Kontrolle der behaupteten gesundheitlichen Vorteile findet kaum statt. Ein Buch, das einem den Genuss an industriell aufgehübschten Lebensmitteln vergällt und Lust auf Naturbelassenes und Selbstkochen macht.
Besprochen von Johannes Kaiser
Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten – Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht,
Droemer Verlag 2012, 320 Seiten, 18 Euro
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