Wartburgkonzerte 2019

Facettenreich

Moderation: Ulrike Jährling |
Facettenreiche Kammermusik offeriert das Till Ensemble. Die Gattung des Bläserquintetts bietet – mehr als beispielsweise das Streichquartett - Raum für eine reiche Palette an Klangfarben.
Aus der Popularmusik ist uns das Wiederaufgreifen und Bearbeiten bekannter Songs bestens vertraut. Doch ist dieses Musik-Recycling kein Einfall unserer Tage. Auch im Barock und erst recht in der Klassik hat man Ohrwürmer möglichst rasch in anderen Aufführungsvarianten angeboten, was durchaus auch etwas mit den Einnahmen (beispielsweise durch den Verkauf von Notendrucken) zu tun hatte.
So schreibt Wolfgang Amadeus Mozart nur vier Tage nach der Wiener Uraufführung seines Singspieles "Die Entführung aus dem Serail" an seinen Vater in Salzburg: "Nun habe ich keine geringe arbeit. – bis Sonntag acht tag muß meine Opera auf die harmonie gesetzt seyn – sonst kommt mir einer bevor – und hat anstatt meiner den Profit davon ..."

Kaiserliche Harmonie

Am Wiener Kaiserhof gibt es mehr als ein halbes Jahrhundert lang die "Kaiserliche Harmonie". In diesem Oktett vereinigen sich die Bläser des Opernorchesters, die zu besonderen Anlässen wie auch im Freien zu musizieren haben. Im Repertoire derartiger Bläserensembles befinden sich größtenteils Bearbeitungen anderer Werke.
Insofern steht das 397. Wartburgkonzert in der Tradition der Harmoniemusik, denn zwei Werke des Programms sind eigentlich für Orchester komponiert, werden in unserem Konzert jedoch von einem Bläserquintett dargeboten, wobei sich beim letzten Werk des Abends noch ein Klavier hinzugesellt. Aber es gibt neben dieser Unmenge an Bearbeitungen für Bläserensemble selbstverständlich auch Originalkompositionen für diese Besetzung. Auch dazu hat Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Es-Dur-Quintett einen Beitrag geleistet: "Ich habe 2 grosse Concerten geschrieben, und dann ein Quintett, welches ausserordentlichen beÿfall erhalten; – ich selbst halte es für das beste was ich noch in meinem leben geschrieben habe. – es besteht aus 1 oboe, 1 clarinetto, 1 Corno, 1 fagotto, und das Piano forte; – Ich wollte wünschen sie hätten es hören können! – und wie schön es aufgeführt wurde!" Mozart selbst hat natürlich den Klavierpart übernommen, und damit quasi nebenbei die Gattung des Klavierquintetts aus der Taufe gehoben.

Pionierin aus Paris

Und noch eine weitere Originalkomposition bietet das 397. Wartburgkonzert, nämlich das Sextett für Bläserquintett und Klavier (1852) der ersten Professorin für Klavier an einer hochkarätigen Bildungseinrichtung, dem Pariser Conservatoire: Louise Farrenc. Sie beherrschte damals nicht nur exzellent das Klavierspiel, sondern war auch eine herausragende Komponistin, wofür dieses Sextett op. 40 ein bestes Beispiel ist.
"Till Eulenspiegels lustige Streiche" setzt der junge Richard Strauss Ende des 19. Jahrhunderts für großes Orchester, nachdem er die Pläne für einen gleichartigen Opernstoff aufgegeben hat. Das Konzert auf der Wartburg bringt dieses wunderbar heitere Stück wiederum in einer Bearbeitung für Bläserquintett und Klavier auf die Bühne, 2004 erstellt von David Carp. Und eines kann man verraten: Die "Schelmenweise in Rondeauform", wie sie von Richard Strauss bezeichnet ist, wirkt in dieser kammermusikalischen Bearbeitung mindestens ebenso stark wie in ihrer originalen Gestalt.
397. Wartburgkonzert
Palas der Wartburg, Eisenach
Aufzeichnung vom 27.07.2019
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zur Oper "Die Zauberflöte" (arrangiert für Bläserquintett)
Louise Farrenc
Sextett für Bläserquintett und Klavier c-Moll op. 40
Wolfgang Amadeus Mozart
Quintett Es-Dur für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 452
Richard Strauss
"Till Eulenspiegels lustige Streiche" op. 28 (arrangiert für Bläserquintett und Klavier)

Till Ensemble:
Sébastian Jacot, Flöte
Cristina Gómez Godoy, Oboe
Shirley Brill, Klarinette
Jasen Atanasov, Fagott
Zora Slokar, Horn
Jonathan Aner, Klavier

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